Der Theaterplatz mit Schloss (r.) um 1915
Obwohl während der Gegenreformation zwischen 1628 und 1654 sämtliche Kirchen der Stadt rekatholisiert wurden, blieben die Bielitzer Bürger aber unter dem Schutz ihrer Schlossherrschaft evangelisch. Damals fanden die Gottesdienste versteckt in den Bergen der Umgebung statt. Einige Bürger wichen dem gegenreformatorischen Druck auch dadurch aus, dass sie sich in Sichtweite östlich der Biala in Kleinpolen ansiedelten, wo damals das gleichnamige Städtchen entstand. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Bielitz mehrfach beim Durchzug verschiedener Truppen geschädigt, seine periphere Lage verhinderte aber eine Zerstörung.
Bei der Teilung Schlesiens infolge der Schlesischen Kriege verblieb Bielitz als Bestandteil der Habsburger-Monarchie. Im Jahre 1752 verkaufte der damalige Besitzer der Herrschaft, Friedrich Wilhelm von Haugwitz, das Schloss Bielitz mit den dazugehörigen Dörfern und Vorwerken an den polnischen Magnaten Graf Alexander Joseph Sulkowski. Nur kurze Zeit später erhob Maria Theresia diesen in den Fürstenstand. Zwei Jahre später wurde Bielitz zum Fürstentum erklärt. Mit der Ersten Polnischen Teilung im Jahre 1772 fand eine Wiedervereinigung der Bielitzer Sprachinsel statt, denn Biala und sein Umfeld fielen mit Galizien an Österreich-Ungarn. Als durch das Toleranzpatent von Kaiser Joseph I. im Jahre 1781 der Druck auf die Evangelischen der Region wegfiel, gründeten diese eine evangelische Gemeinde. Es entstand westlich der Altstadt ein evangelisches Zentrum, der „Bielitzer Zion“. 1789 wurde die Stadt auch aus der Grundherrschaft herausgelöst und eine „königliche Freistadt“.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verschmolzen Bielitz und Biala immer mehr zu einer Stadt. Parallel entwickelte sich diese Doppelstadt zur größten Wollindustriestadt im schlesischen Raum. Nachdem das Protestantenedikt in der K&K-Monarchie 1861 erlassen worden war, entwickelte sich auch die hiesige protestantische Gemeinde weiter. Es entstanden mehrere evangelische Schulen und sogar ein entsprechendes Lehrerseminar. 1890 erhielt die Stadt ein ständiges deutsches Theater. Während in Bielitz die deutsche Sprache deutlich dominierte (ca. 84%), kam Biala nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 unter polnische Regionalverwaltung.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bielitz zusammen mit dem östlichen Tescher Land Bestandteil der Republik Polen. 1922 wurde der Bezirk in die neue Wojewodschaft Schlesien eingegliedert. Die Stadt blieb dennoch ganz überwiegend deutschsprachig. 1939 wurde Bielitz von der Deutschen Wehrmacht eingenommen und in den „Gau Oberschlesien“ integriert. Kurz darauf wurden von der SS die beiden Synagogen in Bielitz und in Biala gesprengt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die beiden Städte zusammengelegt. Nach dem Einmarsch der Roten Armee 1945 wurden beide Orte wieder polnisch. Die Doppelstadt erhielt nun den Namen „Bielsko-Biała“. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Heute ist die Stadt Amtssitz des Bischofs der Evangelisch-Augsburgischen Diözese Teschen (Cieszyn) sowie des katholischen Bistums Bielitz-Saybusch (Bielsko-Żywiec).