Friedeck

Friedeck

(tsch. Frýdek, heute Stadtteil von Frýdek-Mistek)

Geschichte

Im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus wurde an einer Furt der mittleren Ostrawitza an der Fernhandelsstraße von Olmütz nach Krakau zwei Städte zur Grenzsicherung zwischen Mähren und Schlesien erbaut. Im Westen ließ der Olmützer Bischof Bruno von Schaumburg die im Jahre 1267 als „villa forensis“ genannte Stadt Friedberg – das spätere Mistek – errichten. Von den Teschener Herzögen wurde kurz nach 1327 mit deutschen Siedlern um eine Burg herum die Stadt Friedeck gegründet. Die Herrschaft, Burg und Stadt Friedeck gehörten bis zum Jahre 1572 den Teschener Piasten. Die schlesische Stadt Friedeck überstieg in wirtschaftlicher Hinsicht schnell das benachbarte mährische Mistek. Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung beider Städte war über Jahrhunderte die Tuch- und Leinwandherstellung.


Nach dem Tod von Herzog Friedrich Kasimir von Teschen wurde Friedeck aus dem Herzogtum Teschen ausgegliedert und als Minderherrschaft Friedek 1573 den Brüdern Georg und Matthias von Logau verkauft. Danach befanden sie sich in der Hand verschiedener Adelsfamilien, der Familie Würben (seit 1584), der Oppersdorff (seit 1636) und Praschma von Bielkau (seit 1699).


Die Reformation setzte sich hier in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch. Als Resultat der Gegenreformation war die Stadt aber bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts schon wieder katholisch. In der Zeit der Minderherrschaft Friedeck stieg die Bedeutung der tschechischsprachigen und römisch-katholischen Bevölkerung in der Stadt insgesamt kontinuierlich an. Im Jahre 1797 fielen Stadt, Schloss und Herrschaft wieder an die Teschener Kammer. Seit 1742 gehörte Friedeck zudem zu Österreichisch-Schlesien.


Friedeck um 1910 (Postkarte)


Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert kam in Friedeck noch die Eisenindustrie hinzu. Dadurch kam es im späten 19. Jahrhundert zu einer erneuten Verschiebung der Nationalitätenverhältnisse: Waren im Jahr 1880 etwa 20% der Bewohner deutschsprachig, so betrug ihr Anteil 1910 in Friedeck bereits 52% und in Mistek 36%. Nachdem der westliche Teil des Teschener Landes nach dem Ersten Weltkrieg Bestandteil der neu gegründeten Tschechoslowakei wurde, machte Friedeck in den kommenden 30 Jahren erneut mehrere Wechsel der Staatszugehörigkeit durch. Nach dem Münchener Abkommen 1938 wurde Friedeck vom Deutschen Reich besetzt. Am 1. Januar 1943 wurde Friedeck-Mistek durch die Vereinigung der zuvor selbständigen Städte, dem mährischen Friedberg (Místek) und dem schlesischen Friedeck zur Doppelstadt.

Erst 1945 kam die Agglomeration – jetzt Frýdek-Mistek genannt – wieder an die Tschechoslowakei. Die deutschsprachige Bevölkerung wurde umgehend vertrieben. Heute ist Frýdek-Mistek Teil der Ostrauer Industrieagglomeration.


Sehenswürdigkeiten

Wallfahrtskirche Basilika Mariae Heimsuchung

(tsch. Bazilika Navštívení Panny Marie)


Große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt hatte die 1740 bis 1752 von Bartholomäus Wittner erbaute Marienwallfahrtskirche nördlich des Stadtkerns. Hier war bereits im Jahre 1665 eine Marienstatue auf einer Sandsteinsäule im Rahmen der gegenreformatorischen Marienfrömmigkeit errichtet worden. Daraus hatte sich schnell ein regional bedeutendes Wallfahrtszentrum entwickelt. Bereits 1706 wurde eine Holzkapelle erbaut. Im Jahre 1759 wurde dann die derzeitige Kirche durch den Fürstbischof von Breslau Philipp Gotthard von Schaffgotsch eingeweiht. Die Türme wurden allerdings erst 1777 fertiggestellt. Im Jahre 1877 wurde der Kreuzweg errichtet, 1882 die Herz-Jesu-Kapelle. Papst Johannes Paul II. erhob die Kirche 1999 zur Basilica Minor.


Die einschiffige barocke Basilika besitzt eine Doppelturmfassade, deren Türme 60 Meter hoch sind. Der Hauptaltar von 1796 trägt die Statue der Gottesmutter von Friedeck. Insgesamt hat die Wallfahrtskirche acht Kapellen. Die Kirche steht innerhalb eines kleinen Parkes, in dem sich der Kreuzweg mit 14 Kapellen befindet. Das Ensemble ist heute mit modernen Bauten aus der Zeit des Sozialismus umgeben.



Innenraum der Basilika mit Kanzel und Hauptaltar.

Barocke Kanzel.


Madonnenstatue von 1665 im Hauptaltar.


Ring und Pfarrkirche


Am 130 mal 65 Meter großen Ring von Friedeck befinden sich zahlreiche historische Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die erstmals im Jahre 1477 schriftlich erwähnte dreischiffige Pfarrkirche St. Johannes des Täufers mit gotischem Kern wurde nach mehreren Bränden – 1592, 1688, 1703 und 1871 – mehrfach umgebaut.

Johann Nepomuck-Statue am Ring.


Bürgerhäuser am Ring, im Hintergrund die Pfarrkirche.


Museen

Beskidenmuseum im Schloss (Muzeum Beskyd Frýdek–Místek)


An der Stelle des heutigen Schlosses wurde bereits im beginnenden 14. Jahrhundert eine gotische Burg von den Teschener Herzögen zur Verteidigung der Landesgrenze errichtet. Seit Ende des 16. Jahrhunderts war sie ständiger Adelssitz. Die heutige Gestalt mit Turm in der Fassadenmitte erhielt das Schloss seit dem Neubau durch Franz Eusebius von Oppersdorff nach dem Brand von 1688. Die Barbarakapelle wurde bereits 1636/38 in einem der drei ehemaligen Burgtürme eingerichtet. Die Burg wurde mehrfach – zuletzt 1731/33 und 1897/1901 – umgebaut.


Die Ausstellung in den Schlosssälen beinhaltet Möbel, Gemälde und Porzellan aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Im Ritter- oder Wappensaal aus dem Jahr 1692 befinden sich an den Wänden eine Galerie von 37 – zumeist in deutscher Sprache beschrifteten – Wappen von Städten und Adelsgeschlechtern des Teschener Landes aus den Jahren 1704 bis 1828. Seit 1960 wird das Schloss als Heimatmuseum genutzt.

 

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag: 9.00 - 12.00 und 12.30 - 17.00 Uhr

Samstag / Sonntag: 10:00 bzw. 13:00 bis 17:00 Uhr (Sommer/Winter)

 

Weitere Informationen zum Museum finden Sie (in englischer Sprache) hier:


Muzeum Beskyd Frýdek–Místek

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Ansicht vom Ring aus.


Der Innenhof.

Ausstellung in den Schlosssälen

Wanduhr neben alten Wandbemalungen.


Möbel und Gemälde in der Ausstellung.

Der Altar in der Barbarakapelle von 1636/38.


Wappen im Rittersaal: Karl Ludwig, Erzherzog von Österreich (l.) und Stadt Teschen (r.).

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... und die Wappen der Freiherren von Schönhof sowie von Oppersdorff.


Anreise

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