Die Stadt Fulnek lag ursprünglich im Herzogtum Troppau, wechselte aber im Mittelalter bereits häufig die Zugehörigkeit zwischen Mähren und Schlesien, bevor sie im Jahre 1493 endgültig der Markgrafschaft Mähren zugeschlagen wurde. Die Stadt ist eine Gründung der Herren von Lichtenburg, denen Ottokar II. Přemysl das zum Herzogtum Troppau gehörige Land verliehen hatte. Erstmals wird Fulnek im Jahre 1293 urkundlich erwähnt. Seit damals ist der quadratische Marktplatz, der mit 95 m Seitenlänge ungewöhnlich groß angelegt wurde, das Zentrum des Ortes. Im Jahre 1316 überließ König Johann von Luxemburg die Gegend um Fulnek dem Wok I. von Krawarn. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Ort mehrfach die Besitzer. Unter anderen waren die Adelsgeschlechter von Krawarn, Kostka von Postupice, Podiebrad und Zierotin Eigentümer von Fulnek. Während der Hussitenkriege wurde die Stadt 1428/29 niedergebrannt, währen die Burg allen Angriffen widerstehen konnte. Nachdem der Troppauer Herzog Viktorin die Herrschaft Fulnek im Jahre 1475 an Johann von Zierotin verkauft hatte, brach zwischen den Troppauer und den mährischen Ständen ein Grenzstreit aus. Am 28. Oktober 1481 verglich sich Herzog Viktorin mit den Vertretern der mährischen Stände, dass die Oder die Grenze zwischen dem Herzogtum Troppau und dem Markgraftum Mähren bilden sollte. Damit wäre Fulnek bei Schlesien verblieben. Im Jahre 1493 wurde aber bereits eine neue Grenzziehung zwischen Mähren und Schlesien vorgenommen, bei der die Herrschaft Fulnek endgültig der Markgrafschaft Mähren zugeschlagen wurde.
Bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert entstand in Fulnek die erste Mährische Brüdergemeinde, auch „Böhmische Brüder“ genannt – eine religiöse Gemeinschaft, die sich im 15. und 16. Jahrhundert in Böhmen und Mähren aus den hussitischen Taboriten und Waldensern gebildet hatte. In der Folge entwickelte sich Fulnek zur größten deutschsprachigen Brüdergemeinde in Böhmen und Mähren. Hier wirkte auch von 1618 bis 1621 der letzte Bischof Johann Amos Comenius (1592 – 1670) als Prediger und Leiter einer Schule der Brüderunität. 1619 schrieb Comenius in Fulnek seine Kritik der sozialen Ungerechtigkeit „Listové do nebe“ (Briefe an den Himmel). Parallel gab es jedoch auch Katholiken und Lutheraner in der Stadt. Unter den Herren von Würben begann nach 1632 die Rekatholisierung sowie eine barocke Umgestaltung des Stadtbildes.
Marktplatz von Fulnek um 1910 (Postkarte).
Im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte eine Ausweitung der Textil- und Maschinenindustrie, im Jahre 1870 wurde die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1835 hatte Fulnek mit den Vorstädten etwa 3500 Einwohner, die zu ca. 96 % deutschsprachig waren. Zu dieser Zeit war Fulnek im Besitz der Freiherren von Badenfeld, die ihre Besitzung 1855 an Prinz Philpp von Flandern verkauften.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kam Fulnek an die neu gegründete Tschechoslowakei, 1922 wurde der Großgrundbesitz der belgischen Prinzessinnen Josephine und Henriette verstaatlicht, lediglich das Schloss verblieb in ihrem Besitz. Nach dem Münchener Abkommen kam Fulnek als Teil des sog. Sudetenlandes an das Deutsche Reich, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wieder an die Tschechoslowakei. Damals zerstörte ein Großbrand große Teile der Stadt, seit 1948 erfolgte der teilweise Wiederaufbau. 1946 wurde die deutschsprachige Bevölkerung von Fulnek vertrieben. Stattdessen siedelten sich hier Tschechen und Slowaken an.
Dreifaltigkeitskirche und ehem. Augustinerkloster
Die 1293 erstmalig erwähnte Pfarrkirche in Fulnek „St. Philippus und Jakobus“ stand an der Stelle der heutigen St.-Josephs-Kapelle, links vom Kirchenschiff. Im Jahre 1369 stiftete Benesch von Krawarn in Fulnek ein Augustinerkloster, deren Kirche in den Jahren 1748 bis 1760 von Nikolaus Thalherr zum barocken Kuppelbau umgestaltet wurde. Nach der josephinischen Klosteraufhebung 1784 wurde diese zur Pfarr- und Dekanatskirche „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ umgewidmet.
Vom Marktplatz führt ein Barocktreppenhaus aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts mit einem klassizistischen Tor, bestückt mit Standbildern, hinauf zur Kirche. Die Kirche ist einschiffig und auf der Westseite mit einem gotischen Kreuzgang verbunden. In den Nischen der Vorderfront stehen Figuren von den vier Evangelisten.
Die Kirche ist mit einheitlichem Barockmobiliar ausgestattet. Vor dem barocken Hochaltar befindet sich ein Bild „Mariahilf“ vom Typus des Innsbrucker Gnadenbilds. Die Mutter Gottes auf diesem Bilde wird auch „Jungfrau Maria von Fulnek“ genannt. Das Bild wurde 1678 der Kirche gespendet. Die einzigartigen Wandmalereien mit reicher Symbolik schuf der Olmützer Maler Joseph Ignatz Sadler im Jahre 1760.
Auf der rechten Seite vom Hochaltar ist die Kanzel. Hauptmotiv ihrer Verzierung sind die drei göttlichen Tugenden, dargestellt in Form von drei Frauengestalten: die Hoffnung, der Glaube und die Liebe.
Der Kreuzgang des ehemaligen Augustinerklosters an der Westfassade der damaligen Kirche stammt aus den 1430er Jahren. Mit seinem Kreuzrippengewölbe ist er die wertvollste gotische Sehenswürdigkeit in der Stadt.
Barocker Hochaltar der Dreifaltigkeitskirche mit "Mariahilf"-Bild.
Kircheninneres....
... insbesondere die Kanzel mit den drei Frauengestalten, ...
... ein Deckenbild...
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... und der Kreuzgang des ehem. Augustinerklosters.
Knurrscher Palais
Das um 1700 errichtete prunkvolle barocke Bürgerhaus steht an der Stelle der ehemaligen Brüderschule. Es wurde auf Veranlassung des reichen Fulneker Bürgers Elias Knurr erbaut. Im 18. Jahrhundert wurde im hinteren Teil des Hauses eine Textilmanufaktur errichtet. Später waren hier das Landgericht und ein Gefängnis untergebracht, danach ein Archiv und eine Bibliothek.
Comenius-Platz (Marktplatz)
Unter den Herren von Würben fand im 18. Jahrhundert die barocke Umgestaltung des Marktplatzes mit dem Rathaus von 1610 statt. Insbesondere wurde hier 1718 die Dreifaltigkeitssäule (Pestsäule) und 1769 das Johannes-Nepomuk-Denkmal errichtet. Ursprünglich war der Platz von allen vier Seiten mit Häusern umgeben, nach dem Großbrand am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden jedoch nur die Häuser an drei Seiten wiederaufgebaut.
Blick von der Dreifaltigkeitskirche über das Barocktreppenhaus zum Comenius-Platz.
Dreifaltigkeitssäule (Pestsäule) von 1718.
Johannes-Nepomuk-Denkmal von 1769.
Oberes und Unteres Schloss
Die ursprünglich gotische Burg von Fulnek wurde nach 1560 durch italienische Baumeister zu einem vierflügeligen Renaissancebau umgestaltet. In der ersten hälfte des 18. Jahrhunderts wurde dieser um eine barocke Vorburg erweitert. Nach einem Brand wurde das Schloss zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder verkleinert. Im Jahre 1842 wurde es von König Leopold von Belgien erworben, der es 1855 an seinen Sohn Philipp von Flandern weitergab. Das Schloss befindet sich seit 2008 in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Comenius-Gedenkstätte mit Kirche der Mährischen Brüder
In der spätgotischen Kirche befindet sich heute eine Gedenkstätte für die Mährischen (oder Böhmischen) Brüder sowie den bedeutenden Bischof Johann Amos Comenius (1592 – 1670), der hier von 1618 bis 1621 wirkte. Im Garten steht ein sehenswertes Comenius-Denkmal aus dem Jahre 1924.
Comenius-Denkmal aus dem Jahre 1924.
Spätgotischen Kirche mit Gedenkstätte für die Mährischen Brüder.
Weiter Informationen zur Comenius-Gedenkstätte finden Sie (allerdings nur in tschechischer Sprache) hier: