Moschen

Moschen (Moszna)

Geschichte

Der Legende nach ist das Schloss in Moschen eine Gründung der Tempelritter. Tatsächlich sind alle mittelalterlichen Quellen zweifelhaft, wenn man hier auch eine frühe adelige Burg vermuten kann. So fanden polnische Archäologen nach dem Krieg hier Spuren mittelalterlicher Gemäuer und Palisaden. Endgültig tritt der Ort 1650 in die Geschichte ein, als eine Familie Skall als Besitzer von Moschen sowie der benachbarten Güter genannt wird. 1723 kam der Ort dann zusammen mit den Gütern Deutsch und Polnisch Müllmen sowie Czartowitz und Legelsdorf in den Besitz des Georg Wilhelm von Reisewitz. Doch auch diese Familie musste die Moschener Güter bereits 1775 wieder veräußern, so dass seitdem die Familie von Seher-Thoß und seit 1819 die Herren von Grutschreiber die Besitzer waren.

Im Jahre 1866 erwarb dann der oberschlesische Magnat Hubert von Tiele-Winckler aus Miechowitz die Herrschaft Moschen mit acht Vorwerken. Die Kaufsumme betrug 460.000 Taler. Der Ahnherr der Familie, Franz Winckler wurde 1803 in Tarnau bei Frankenstein geboren, 1819 kam er nach Oberschlesien, wo er sich in der Luisengrube als Bergmann verdingte. Da er seinen Vorgesetzten positiv auffiel, wurde ihm eine Ausbildung in der Bergschule in Tarnowitz ermöglicht. Nachdem er 1832 zur Maria-Grube in Miechowitz gewechselt hatte, heiratete er ein Jahr später die Witwe des Besitzers Maria von Aresin. Durch das eingeheiratete Startkapital sowie seine Geschäftstüchtigkeit gelang es ihm schnell, sein Vermögen zu vervielfachen. Ihm gehörten mehrere Rittergüter, Galmeigruben, Steinkohlefelder und Zinkhütten. Aufgrund seiner Verdienste um die Entwicklung der Industrie in Oberschlesien wurde er 1840 sogar in den Adelstand erhoben, starb aber bereits 1851 in seinem 48. Lebensjahr. Seine Tochter aus erster Ehe, Valeska von Winkler, erbte daraufhin das Vermögen ihres Vaters. Sie heiratete der Leutnant Hubert von Tiele. Mit landesherrlicher Genehmigung nannte sich das Paar von 1854 an von Tiele-Winkler und vereinigte auch seine Wappen.

Schloss Moschen auf einer Postkarte aus dem Jahr 1926.

Ihr Sohn Franz Hubert von Tiele-Winckler wurde aufgrund seines immensen Reichtums und seiner persönlichen Freundschaft zu Kaiser Wilhelm II. 1895 sogar in den Grafenstand erhoben. Er verlegte die zentrale Verwaltung seiner Güter 1908 von Kattowitz nach Kujau-Zellin bei Moschen. Er erbaute auch das Schloss in Moschen als späthistorische Schlossanlage, das damit zur Residenz der Familie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte er die Anteile an seinem Industrieunternehmen an Friedrich Flick. Nach seinem Tod im Jahre 1922 erbte sein Sohn Claus von Tiele-Winkler die gesamten Besitzungen, starb aber bereits 1938 kinderlos. Erbe des Schlosses und der Güter von Moschen wurde sein Neffe Günter von Tiele-Winckler, der im Winter 1945 das Schloss verlies und vor der Roten Armee floh. Nach 1945 wurde das Schloss zunächst als Sanatorim, später als Nervenheilanstalt genutzt. Heute ist es ein Hotel mit Konferenzsaal, in dem den Gästen „fürstliche“ Apartments zur Verfügung stehen. Es verfügt zudem über ein Restaurant und eine Cafeteria im historischen Treppenhaus.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Moschen

Der älteste Teil des Schlosses in Moschen stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und wurde im barocken Stil errichtet. 1866 kaufte der oberschlesische Magnat Hubert von Tiele-Winckler die Anlage. Aber erst sein Sohn Franz Hubert ließ sie nach einem Brand im Jahre 1896 in zwei Phasen zu einer großartigen späthistorischen Schlossanlage auf H-förmigem Grundriss ausbauen. Dabei wurde der repräsentative Ostflügel im Stil der Burgenromantik mit Erkern und Rundtürmen neu errichtet. Die dabei genutzten Stilelemente stammen aus der Neogotik und Neorenaissance. Der Bau wurde 1914 abgeschlossen. Das Schloss soll 99 Türme und 365 Zimmer haben. Ziel des Baus dieser imposanten „Disney-Architektur“ war wohl der aus der niederen Herkunft der Familie stammenden Bedürfnis nach Prestige.

Schlossansicht vom Landschaftspark aus.

Dachfenster mit dem vereinigten Wappen der Familie von Tiele-Winckler

Öffnungszeiten:

Eine Besichtigung des Schlosses ist für Individualtouristen im Rahmen einer Führung ist möglich:

Montag - Freitag: 13:00, 14:00, 15:00, 16:00.
Samstag - Sonntag: 11:00, 12:00, 13:00, 14:00, 15:00, 16:00.
(im Mai und im Juni zusätzlich: 11:30, 12:30, 13:30, 14:30, 15:30, 16:30)

Weitere Informationen zum Besuch des Schlosses Moschen finden Sie (nur in polnischer Sprache) hier:

Zamek Moszna

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Der zentrale Rundturm des Märchenschlosses

Blick über das Schlossdach.

Die Innenräume


Treppenhaus

Im Inneren des Schlosses haben sich mehrere Teile der Innenausstattung erhalten. Dazu gehören v.a. das repräsentative Treppenhaus aus dunklem Holz mit Kassettendecke, in dem sich heute das Café befindet. Ebenso ist das ehem. Arbeitszimmer des Hausherrn mit einem Türportal aus Sandelholz aus Florenz sowie die Schlosskapelle, welche heute als Konzertsaal dient. Sie hat ein neogotisches Sterngewölbe.
Ehem. Arbeitszimmer

Schlosskapelle

Blick auf den Wintergarten.

"Moschen (Moszna)
in drei Minuten"
(Video: Online-Reiseführer Oberschlesien)

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Gestüt Moschen

In den ehem. Wirtschaftsgebäuden und Ställen des Schlosses befindet sich heute ein in Polen bekanntes Gestüt. Hier werden seit den 1960er Jahren Halbblüter für den Leistungssport gezüchtet. Aktuell hat das Gestüt über 200 Pferde.

Garten vor dem Gestüt.


Schlosspark

Nachdem Hubert von Tiele-Winckler das Schloss Moschen 1866 erworben hatte, ließ er hier auch den etwa 100 ha großen Landschaftspark anlegen, in dem man heute viele sehr alte Bäume findet.

Zentrales Element ist eine Lindenallee, welche als geometrische Hauptachse des ansonsten im englischen Stil angelegten Landschaftsparks dient. An ihrem Ende war ursprünglich ein Denkmal für Hubert von Tiele-Wickler. (unten links) Rechts und links verlaufen parallel zu ihr Kanäle im niederländischen Stil.

Hinter dem Springbrunnen beginnt der Landschaftspark ...

Denkmal für Hubert von Tiele-Wickler.

 Monogramm der Familie von Tiele-Wickler.

Grabstätte der Familie von Tiele-Winckler

Hinter dem geordneten Teil des Landschaftsparks gelangt man über einen einfachen Feldweg zu den Resten eines altslawischen Burghügels, einem „Kopiec“. Hier hat die Familie von Tiele-Winckler ihre Grabstätte eingerichtet. Begraben liegen hier Hubert und Valeska von Tiele-Winckler sowie deren Sohn Franz Hubert und andere Mitglieder seiner Familie.

Die Grabstätte...



... und die Grabplatte von Hubert von Tiele-Winckler.


Anreise


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