Deutsch Piekar

Deutsch Piekar (Piekary Śląskie)

Geschichte

Der Ort war ursprünglich eine Dienstsiedlung von Bäckern in der Kastellanei Beuthen. Wie der Namenszusatz „Deutsch“ belegt, wurde das Dorf dann im Verlauf der deutschen Ostsiedlung zu deutschem Recht umgesetzt und mit deutschen Siedlern erweitert. Im Jahre 1277 unterstand „Pecare“ noch der benachbarten Kirche in Kamin, 1326 wird hier jedoch bereits eine eigene Kirche erwähnt. 1369 erscheint dann erstmalig in den Quellen ein „Dewsche Bechker“. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich der Ort wegen des Silberbergbaus.

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich Deutsch Piekar aufgrund des hier von den Jesuiten ausgestellten Gnadenbildes der Muttergottes von Piekar zu einem wichtigen Wallfahrtsort. 1683 machte sogar der polnische König Johann III. Sobieski hier halt auf dem Weg zum Entsatz von Wien. Auch August der Starke war 1697 in Deutsch Piekar, bevor er König von Polen wurde.

Durch die Industrialisierung im 18. Jahrhundert wurde Deutsch Piekar langsam zu einer Industriesiedlung, in der auch zunehmend deutsch gesprochen wurde. Bereits 1704 wurde hier von dem Breslauer Tuchkaufmann Georg Giesche (1653 – 1716) Galmei (Zinkerz) abgebaut. Im Jahre 1811 entstand durch Giesches Erben vor Ort die Scharley-Grube. Sie war in der Mitte des 19. Jahrhunderts die bedeutendste Grube in Oberschlesien. Ihren Namen erhielt sie von dem Berggeist „Scharley“, der der Legende nach schon im 14. Jahrhundert den Beuthener Bergleuten geholfen hatte. Um 1840 gab es in Deutsch Piekar insgesamt sieben Galmei-Gruben.

Die alte Holzkirche in Deutsch Piekar wurde 1848 durch einen neuromanischen Steinbau ersetzt. Dies wurde insbesondere durch das Engagement des Pfarrers Alois Fietzek (1790 – 1862) möglich. Dieser war auch in der „Mäßigkeitsbewegung“ gegen den Alkoholismus aktiv. In der hier 1840 gegründeten ersten polnischen Druckerei in Oberschlesien wurden auch von ihm Schriften gedruckt. Nur wenig später entstand in Deutsch Piekar auch ein Kalvarienberg hinter der Wallfahrtskirche.

Zwischen 1919 und 1921 waren Teile der Deutsch Piekarer Bevölkerung an den Polnischen Aufständen in Oberschlesien beteiligt. Bei der Volksabstimmung im Jahre 1921 votierten 86,6% der Deutsch Piekarer für Polen. 1922 wurde die Stadt mit ihrem Umland an Polen abgetreten und in „Piekary Wielkie“ umbenannt. Im Jahre 1934 wurde der Ort mit der Nachbargemeinde Scharley vereinigt und „Piekary Śląskie“ genannt. 1939 wurde die Siedlung zur Stadt erhoben, was aufgrund des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Besetzung aber erst 1947 umgesetzt wurde. Während des Krieges hieß der Ort „Scharley-Deutsch Piekar“.

Nach dem Krieg wurde die Industrie in „Piekary Śląskie“ weiter ausgebaut. 1954 wurde hier z.B. die Steinkohlengrube „Julian“ eingerichtet. Auch die alten Blei- und Zinkhütten wurden erweitert. Parallel entwickelte sich der Maschinenbau zu einem wichtigen Wirtschaftszweig. Seitdem in den letzten Jahrzehnten viele Bergwerke und Industriebetriebe geschlossen wurden, ist die Arbeitslosigkeit ein großes Problem.


Das Gnadenbild von Deutsch Piekar

Die Wallfahrten zum Gnadenbild in Deutsch Piekar gehen auf das 17. Jahrhundert zurück, als die Pfarrei von den Jesuiten administriert wurde. Gemäß der Überlieferung fand Pfarrer Roczkowski 1659 „in einem Winkel seines hölzernen Gotteshauses“ ein Marienbild, das „durch seine Schönheit den Pfarrer, seine Gemeinde und die Jesuiten in Tarnowitz entzückte“. Moderne Untersuchungen gehen davon aus, dass das Bild vor 1480 gemalt wurde. Pfarrer Roczkowski gab dem Bild einen neuen Platz im Hochaltar und machte es auch in der Umgebung bekannt. Um das Bild entstand daher ein reger Wallfahrtsrummel.  Infolge der Türkengefahr wurde das Bild 1682 für einige Zeit nach Oppeln in die Jesuitenkirche gebracht. 1697 legte der sächsische Kurfürst und neu gewählte König von Polen, Friedrich August, das katholische Glaubensbekenntnis vor der Madonna in Deutsch Piekar ab. Aus Furcht vor den Schweden wurde die Madonna 1702 endgültig nach Oppeln verlegt. Eine in Deutsch-Piekar angestrebte Rückgabe scheiterte am Widerstand der Jesuiten. Deshalb befindet sich heute auch nur eine relativ moderne Kopie des Originalbildes (17. Jahrhundert) in Deutsch Piekar.

Sehenswürdigkeiten

Kath. Pfarrkirche Muttergottes
und St. Bartholomäus

Die neoromanische Saalkirche wurde zwischen 1842 und 1849 anstelle einer älteren hölzernen Wallfahrtskirche errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts und im Jahre 1925 wurde sie durch Seitenschiffe erweitert. Im Westen hat die Kirche zwei schlanke, leicht hervortretende Türme, bekrönt von Laternen. Die Wandmalereien in der Kirche stammen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Der neobarocke Hauptaltar enthält das Gnadenbild der Muttergottes von Piekar aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. An der Kirche befindet sich ein dreiflügeliger Kreuzgang (sog. „Paradies“) mit mehreren Kapellen. Die Stützmauer im Westen ist mit Figuren der zwölf Apostel geschmückt.

Die 12 Apostel auf der Stützmauer....

... und die gesamte Westfassade.

Der Hauptaltar mit dem Muttergottesbild.



Madonna aus dem 17. Jahrhundert.

Kalvarienberg mit Filialkirche Verklärung Christi

Auf dem nahen Kapellenberg wurden ab 1869 vierzig Kapellen und eine weitere Kirche errichtet. Die Kirche Verklärung Christi entstand zwischen 1893 und 1896 als Backstein-Basilika mit Kreuzrippengewölbe und Rechteckturm mit oktogonalem Aufsatz sowie Spitzhelm. Die Kapellen der Kalvarie sind den Kreuzwegstationen Christi sowie weiteren christologischen und mariologischen Themen gewidmet. Die Stilelemente der Kapellen sind zumeist neoromanisch und neogotisch. Sehr sehenswert ist auch die Kopie des Heiligen Grabes Christi.

Heiliges Grab (l.) und Filialkirche Verklärung Christi (r.).


Museen

Muzeum Sanktuaryjne

Das im Jahr 2009 gegründete Museum – hinter der Wallfahrtskirche - präsentiert die Geschichte des Gemäldes der Madonna von Deutsch Piekar und seinen 350 Jahre alten Kult.

Öffnungszeiten
Täglich 8:30 – 16:30 Uhr

Weitere Informationen (in polnischer Sprache) finden Sie online hier:

Muzeum Sanktuaryjne

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Zu den Sammlungen gehören zahlreiche Gemälde sowie Geschenke von König Johann III. Sobieski, Lech Wałęsa und den Pfarrern der Basilika.
 Pfarrer Alois Fietzek (1790 – 1862).

Weihgeschenke...

... und Madonnenbilder.

Anreise


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