Troppau

Troppau (Opava)

Geschichte

Die Umgebung von Troppau war bereits im frühen Mittelalter Zentrum des slawischen Golensicen-Gaues. Hier entwickelte sich schnell eine Kaufmannssiedlung am Handelsweg von Mähren nach Polen. 1195 wird Troppau erstmalig urkundlich erwähnt, 1224 zum ersten Mal als deutschrechtliche Stadt. Přemyslidenfürsten regierten das Troppauer Gebiet seit ca. 1260 selbständig. Im Jahre 1318 wurde die Stadt Residenz des nun selbständigen Herzogtums Troppau, welches von verschiedenen Fürsten beherrscht wurde, bevor es im 17. Jahrhundert direkt dem König von Böhmen unterstellt wurde.

Die Stadt wurde im 16. Jahrhundert während der Reformationszeit durchgehend protestantisch. Vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges kam es zu starken Auseinandersetzungen mit dem Bischof von Olmütz wegen der Vergabe des Herzogtums an den Katholiken Karl von Liechtenstein, der Troppau zum Fürstentum erhob. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt wiederholt geplündert. Ein Großbrand im Jahre 1689 vernichtete erneut einen Großteil der Stadt.

Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt sind die vielen hier ansässigen geistlichen Orden. Bereits im 14. Jahrhundert erbaute der Deutsche Orden die Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt am Oberring. Im Jahre 1625 wurde der Jesuitenorden zur Gegenreformation nach Troppau berufen, wo er bald das Jesuitengymnasium, später Jesuitenkolleg, errichtete. Nach Auflösung des Ordens im Jahre 1773 ging das Gebäude an die Stadt über. Auch die Minoriten (Franziskaner), Dominikaner und der Johanniterorden waren in Troppau über Jahrhunderte vertreten. Erst durch die Josephinischen Reformen in den 1770er Jahren wurden die Klöster der Stadt aufgehoben.

Nach dem Ende des Ersten Schlesischen Krieges 1742 wurde der Großteil Schlesiens preußisch, lediglich die kleineren Gebiete um Troppau, Jägerndorf und Teschen verblieben als „Österreichisch-Schlesien“ bei der Habsburgermonarchie. Deshalb wechselten die obersten Landesbehörden nach Troppau. Auch kulturell wurde die Stadt zu einem bedeutenden regionalen Zentrum mit Landesmuseum und Theater. Zum industriellen Fortschritt in Troppau trug die um 1847 erbaute Eisenbahnlinie bei, welche Troppau an die Nordbahn der K&K-Monarchie anschloss.

Troppau - Stadttheater und Pfarrkirche um 1908

Die Nationalitätenfrage in der gemischt deutsch- und tschechisch-sprachigen Region spitzte sich erstmalig 1918 zu, als Troppau für kurze Zeit die Hauptstadt der deutsch-österreichischen Provinz Sudetenland wurde. Ende des Jahres wurde das Troppauer Gebiet dennoch vom tschechoslowakischen Staat besetzt. Bis 1928 war Troppau dann die Hauptstadt des tschechoslowakischen Teils Schlesiens, dann verlor die Stadt ihre Landesämter mit der Bildung des Landes Mähren-Schlesien. Der deutsche Bevölkerungsteil war zu dieser Zeit in Troppau noch sehr hoch. Troppau wurde daher nach Besetzung des „Sudetenlandes“ durch das nationalsozialistische Deutschland Sitz eines der drei Regierungsbezirke.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Bevölkerung Troppaus und der umliegenden Landgemeinden größtenteils vertrieben. Die verbliebenen deutschsprachigen Bürger der Tschechoslowakei wurden konsequent benachteiligt. Erst nach der Wende von 1990 wurden in Troppau wieder schlesische und deutsche Institutionen ins Leben gerufen, u.a. eine Ortsgruppe der Deutschen in Böhmen und Mähren.

Sehenswürdigkeiten

Schmetterhaus und Stadtturm am Oberring

Der Stadtrundgang beginnt am zentralen Platz der Stadt, dem Oberring. Am Oberring in Troppau dominiert das sog. „Schmetterhaus“. Das Rathaus war ursprünglich eine Kaufhalle, in der 1327 nachweislich flandrische Tücher gehandelt wurden. Bis zum Jahr 1580 beherbergte das Haus auch die Ratsstuben. Der Stadtturm wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts anstelle des zuvor eingestürzten Vorgängers erbaut. Der Turm ist im unteren Teil viereckig, oben achteckig und mit Helm, Spindel, Knauf und Fahne gekrönt. Das alte Schmetterhaus wurde in den Jahren 1902/03 durch einen Neorenaissancebau mit zahlreichen Anbauten ersetzt, die den Turm nun von drei Seiten umgeben. Heute befindet sich wieder die Stadtverwaltung von Troppau im Schmetterhaus. In einem Anbau befindet sich die Touristeninformation. Der Turm des Schmetterhauses kann in Absprache mit der Touristeninformation bestiegen werden. Von hier aus hat man einen sehr schönen Blick auf die Stadt.

Giebel und Turm des Schmetterhauses.



Blick vom Oberring.


Stadttheater Troppau
(jetzt Schlesisches Theater)


Das Stadttheater in Troppau - direkt gegenüber dem Schmetterhaus - wurde bereits um 1750 eröffnet. Schon drei Jahre nach der Ur-aufführung wurde 1794 hier Mozarts „Zauberflöte“ aufgeführt. Seit 1805 befindet es sich gegenüber dem Schmetterhaus am Oberring in Troppau. Das Theatergebäude im Neorenais-sancestil entstand jedoch erst im Jahr 1883. Bei den Bränden von 1909 und 1945 wurde das Gebäude zerstört, der Wiederaufbau erfolgte erst in den Jahren 1990 bis 1992. Dabei wurde die Außenfassade der alten Form wieder angenähert.

Oberring mit Stadttheater und Pfarrkirche.


Propsteipfarrkirche Mariä Himmelfahrt


Die dreischiffige gotische Hallenkirche an der Ecke des Oberringes wurde bereits im 14. Jahrhundert im Backsteinstil erbaut. Von Anfang an bis zum Einzug der Reformation in Troppau 1540 und dann wieder von 1634 bis 1945 war sie im Besitz des Deutschen Ordens. Die Kirche wurde nach einem Brand im Jahre 1689 wiederaufgebaut und dezent barockisiert. Bis 1785 war sie die einzige Pfarrkirche der Stadt, dann Hauptpfarrkirche. Heute ist sie Konkathedrale des Bistums Mährisch-Ostrau/Troppau. Heute handelt es sich zudem um den größten gotischen Bachsteinbau der Tschechischen Republik. Der Nordturm endet in einer Zinnenkrone, der 102 m hohe Südturm endet mit einem achteckigen Renaissanceaufbau mit Glockenstube, der von einer Barockkuppel (1690/1700) überdacht wird. Ein Unikat ist der große Stützstrebepfeiler an der Südostseite.

Schmiedeeiserne Kirchentür.

 Stützstrebepfeiler

Dominikanerkirche
St. Wenzel


In einer ruhigen Gasse am nördlichen Rand der Altstadt liegt die alte Dominikanerkirche. Die dreischiffige Basilika wurde 1336 geweiht und in den Jahren 1722 bis 1733 barockisiert. Sie verfügt über zahlreiche Seitenaltäre und zwei Kapellen mit Freskenresten aus dem 14. Jahrhundert. Im Jahre 1783 wurde das Dominikanerkloster im Rahmen der Josephinischen Kirchenreformen säkularisiert und anschließend als Militärmagazin genutzt. Der Turm wurde anschließend abgetragen. Heute befindet sich in der Kirche ein Haus der Künste mit Ausstellungsräumen.

Die Dominikanerkirche in einer ruhigen Seitengasse.


Niederring mit Jesuitenkirche St. Georg (heute St. Adalbert) und Mariensäule


Die ehem. Jesuitenkirche St. Georg am Niederring.

Die prachtvollste Kirche Troppaus ist ein einschiffiger Hallenbau mit mächtigem Tonnengewölbe aus den Jahren 1675 bis 1679. sie liegt am Niederring. Im Inneren befinden sich Fresken von Franz Steiner aus dem Jahre 1731. Ursprünglich befand sich im Hauptaltar das Bild der „Niederring-Madonna“. 1945 brannte die Kirche vollständig aus, wurde aber bereits bis 1947 ohne Deckenfresken wiederaufgebaut. Deshalb stammt der heutige Hauptaltar aus der Kirche in Fulnek. Hinter der Kirche befindet sich das zwischen 1711 und 1723 erbaute ehem. Jesuitenkolleg, in dem sich heute das Landesarchiv befindet.


Vor der Adalbertkirche steht bis heute die Mariensäule. Sie wurde 1675 nach dem Muster der Mariensäule „Am Hof“ in Wien errichtet, 1869 erneuert und 1998 – zum Teil mit Spenden von Troppauer Vertriebenen – renoviert.

 St. Adalbert-Kirche: Innenraum.

Mariensäule am Niederring.

Palais der Familie Sobek-Skal

Bild der "Niedermarkt-Madonna".

In der "Herrengasse" im Südwesten der Altstadt befinden sich mehrere adelige Palais, u.a. der hübsche Palai der Familie Sobek-Skal, ein Barockbau aus dem Jahre 1732. Über dem Balkonfenster ziert ein Ölbild der Niederring-Madonna aus der Jesuitenkirche das Gebäude.

Fassade des Palais "Sobek-Skal".


Minoritenkirche zum Heiligen Geist

Die erstmalig 1269 urkundlich erwähnte gotische Hallenkirche des Franziskanerordens in Troppau liegt zwischen Herrengasse und Stadtmauer. Sie wurde nach wiederholten Bränden komplett barockisiert. Der viereckige Turm geht auf einen spätromanischen Bau zurück. Die Vorhalle ist mit Figuren geschmückt. Die Kirche enthält elf Altäre mit Bildern von Ignatz Günther. In der Gruft der Kirche sind auch zahlreiche Troppauer Przemysliden-Herzöge beigesetzt. Seit 1785 ist die ehem. Minoritenkirche zweite Pfarrkirche der Stadt. Hinter der Kirche befindet sich das ehem. Minoritenkloster.

Minoritenkloster und Klosterkirche von der ehem. Stadtmauer aus.


Johanniterkirche St. Nicolaus

Seit dem 12. Jahrhundert war auch der Johanniterorden in Troppau tätig. In den Jahren 1450/51 errichtete er vor den Toren der Stadt eine Kirche, die traditionsgemäß dem hl. Johannes dem Täufer geweiht wurde. Der dreischiffige gotische Hallenbau wurde nach Brandschäden 1689 neu eingewölbt und durch einen barocken Glockenturm ergänzt. Dieser war bis 1945 mit einem Spitzhelm, seitdem mit einem Zwiebelturm bedeckt. Die Kirche wurde bis 1945 als Gymnasialkirche genutzt.

Die Johanniterkirche.


Museen

Haus der Kunst

Das heutige „Haus der Kunst“ in Troppau war ursprünglich ein Bankgebäude und wurde von dem Wiener Architekten Rudolf Eisler im Neobarock mit Jugendstilelementen errichtet. In den vergangenen Jahren wurde das Gebäude zu einem Gemeindehaus umfunktioniert, in dem sich ein Kulturzentrum mit Kunstgalerie, Ausstellungs- und Konzerträume befinden. Interessant ist besonders die Ausstellung „Eine Stadt geht ihren Weg“, welche die Geschichte der Stadt Troppau von der Steinzeit bis zur Moderne darstellt. Von der Aussichtsterrasse hat man einen sehr schönen Blick auf die Troppauer Altstadt.

Öffnungszeiten
Täglich außer montags von 10:00 bis 18:00 Uhr

Das Haus der Kunst.

Schmuckelemente an der Fassade.


Schlesisches Landesmuseum
(Slezské zemské muzeum)


Das Schlesische Landesmuseum ist aus dem 1814 gegründeten Gymnasialmuseum der Stadt Troppau hervorgegangen. Damit ist es das älteste Museum in Böhmen-Mähren-Schlesien. Der Neubau wurde im Jahre 1893 bis 1895 in Neorenaissancestil auf dem Grund des ehem. Liechtensteiner Schlosses errichtet. Nachdem das Gebäude 1945 ausgebrannt war, wurde es anschließend in der alten Form wiederaufgebaut.

Nach einer grundlegenden Renovierung wurde das Schlesische Landesmuseum im Jahr 2012 mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet. Seitdem enthält das drittgrößte Museum seiner Art in der Tschechischen Republik eine prähistorische, eine historische und eine kunsthistorische Abteilung, u.a. mit einer Sammlung bedeutender mittelalterlicher schlesischer Plastiken und Tafelbilder. Im Keller befindet sich zudem eine naturkundliche Sammlung.

Öffnungszeiten
täglich 8–18 Uhr

Weitere Informationen zum Schlesischen Landesmuseum finden Sie (in tschechischer und deutscher Sprache) hier:

Slezské zemské muzeum

Neuer Text

Haupteingang des Museumsgebäudes.

Der Elephant im Innenhof.

Naturkundliche Ausstellung im Keller.

Anfahrt


Share by: