Neudeck

Neudeck (Świerklaniec)

Geschichte

Im Jahre 1477 wird erstmalig eine Burg „Swrklenecz“ als Teil der Herrschaft Beuten erwähnt. Vermutlich wurde sie von den Fürsten des Beuthener Landes, damals die Herzöge von Teschen, nach dem Verkauf von Sewerien an den Bischof von Krakau im Jahre 1442 zur Grenzsicherung erbaut. Während der brandenburgischen Pfandherrschaft im Herzogtum Beuthen (1526 – 1621) war die Burg Sitz des Hauptmanns der Herrschaft.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam die Herrschaft Swierklaniec, jetzt auch Neudeck genannt, in den Besitz der Familie Henckel von Donnersmarck und wurde zu ihrem Stammsitz. Die Familie stammte aus der oberungarischen Zips (heute Slowakei) und war seit 1593 briefadelig. Stammvater der Familie ist ein an der Wende vom 14. und 15. Jahrhundert erwähnter „Henckel de Quintoforo“. Lazarus I. Henckel von Donnersmarck „der Ältere“ (1551 – 1624) erwarb ein Vermögen mit Vieh, Tuchen und Wein in Österreich. Kurz vor seinem Tod verpfändete ihm Kaiser Ferdinand II. die schlesischen Herrschaften Beuthen, Oderberg und Neudeck, die sein Sohn, Lazarus II. (1573 – 1664) 1629 als Eigentum erwarb. Im Jahre 1670 teilte die Familie ihr Erbe in zwei Teile. Dadurch entstanden die katholische Linie Beuthen-Siemianowitz und die protestantische Linie Tarnowitz-Neudeck.

 Neues Schloss in Neudeck (historische Postkarte)

Die Neudecker Linie der Familie Henckel von Donnersmarck wurde in den folgenden Jahrhunderten durch den Steinkohlebergbau sowie die Montanindustrie in Oberschlesien zu einer der reichsten Magnatenfamilien in Preußen bzw. dem Deutschen Reich. Insbesondere zurzeit von Graf Carl Lazarus aus Neudeck (1772 – 1864) wurde dieser Industriezweig massiv ausgebaut. Sein Sohn Guido (1830 – 1916) weitete den Familienbetrieb weiter aus.


Guido Graf Henckel, Fürst von Donnersmarck

(* 10. August 1830 in Breslau, + 19. Dezember 1916 in Berlin)


Guido Graf Henckel von Donnersmarck wurde im Jahre 1830 in die evangelische Linie des Hauses Henckel von Donnersmarck geboren und erbte nach dem Tod seines älteren Bruders bereits im Alter von 18 Jahren das Fidei-Kommiss Tarnowitz-Neudeck. Er besaß zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa 27.500 ha Land und war mit einem geschätzten Gesamtvermögen von 254 Millionen Mark der zweitreichste Mann in Preußen – nach Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Das gelang ihm durch Innovationen und die Erweiterung seiner Berkwerks- und Eisenhüttenbetriebe. Im Jahre 1853 gründete er die erste schlesische Aktiengesellschaft, die "Schlesische AG für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb", um den notwendigen Kapitalbedarf für seine Investitionen zu decken. Er führte seine Unternehmen persönlich und scheute weder Spekulation noch den Verkauf unrentabler Unternehmensbestandteile. Im Jahre 1901 erhielt er von Kaiser Wilhelm II. für seine wirtschaftlichen und politischen Verdienste den preußischen Fürstentitel als „Graf Henckel, Fürst von Donnersmarck“.


Die Familie Henckel von Donnersmark ließ zwischen 1670 und 1680 das alte Schloss in Neudeck von einem italienischen Baumeister umbauen. Größere Veränderungen wurden noch einmal im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert vorgenommen. Zwischen 1868 und 1875 entstand  unter Graf Guido daneben nach dem Vorbild des Schlosses in Versailles ein neues Schloss. Nach der Volksabstimmung in Oberschlesien kam Neudeck samt Umland 1922 zu Polens und wurde in Świerklaniec umbenannt. Schloss und Ort waren jedoch noch bis 1945 im Besitz der Familie Henckel von Donnersmarck.


Sowohl das Alte als auch das Neue Schloss wurden dann beim Einmarsch der Roten Armee zum Kriegsende in Brand gesteckt. Die Reste der Ruinen wurden 1961 beseitigt. Deshalb besteht die Anlage heute nur noch aus dem Schlosspark, dem Kavalierspalast, der Grabkapelle der Familie Henckel von Donnersmarck sowie einigen Wirtschaftsgebäuden und Denkmälern.


Wappen der Familie Henckel von Donnersmark (Kavaliershaus Neudeck).

Sehenswürdigkeiten

Palastpark und „Neues Schloss“

Vom Neuen Schloss der Familie Henckel von Donnersmarck hat sich nach dem Brand von 1945 das Wasserbecken mit vier gusseisernen Skulpturengruppen, die kämpfende Tiere darstellen, erhalten. In der Mitte des Hauptbeckens steht eine Fontaine aus dem Jahr 1872 nach dem Vorbild der Fontaine des astronomischen Observatoriums in Paris.

Schlossteich.

Fontaine im Schlosspark.

Wasserspeier.

Kavaliershaus

Das Kavaliershaus wurde in den Jahren 1903 bis 1906 als neobarocker Backsteinbau mit Steindekor errichtet. Die Hauptfassade zeigt über der Vorhalle mit Terrasse eine Wappenkartusche derer Henckel von Donnersmark. Im inneren ist das ovale repräsentative Treppenhaus sehenswert.

Das Kavaliershaus...



... und sein Treppenhaus.


Grabkapelle

Die ehemalige evangelische Grabkapelle der Familie Henckel von Donnersmarck ist heute katholische Filialkirche zur Muttergottes von Tschenstochau und zum Guten Hirten. Sie wurde in den Jahren 1896 bis 1897 als neogotischer Backsteinbau mit Steindekor errichtet. Im Norden der Kirche befindet sich das Mausoleum mit Familiengruft. Beide Gebäude wurden 1903/05 durch einen Laubengang aus Back- und Werkstein miteinander verbunden. Auf dem Spitzdach des Mausoleums thront eine Engelsfigur.


Parkanlage

Der Schlosspark in Neudeck wurde zwischen 1865 und 1877 von G. Meyer, einem Schüler von P. J. Lenné, als Landschaftspark im englischen Stil angelegt. Die umfangreiche Analge enthält zahlreiche alte Bäume und lädt zum Bummeln und Verweilen ein.



Anreise

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