Geschichte
Vermutlich wurde die Stadt Ziegenhals schon zwischen 1220 und 1232 auf Veranlassung von Bischof Lorenz von Breslau gegründet, um das südliche Neisser Bistumsland vor den Siedlungsaktivitäten der mährischen Markgrafen zu schützen. Im Jahre 1249 wird die Stadt „Cyginhals“ dann erstmalig urkundlich erwähnt, als Bischof Thomas seinem Ritter Smilo an den Ort angrenzende Wälder zur Aussetzung von Dörfern nach deutschem Recht übergibt. Und 1263 wurden die von den Bau- und Weideplätzen der Stadt zu zahlenden Zinsen festgelegt. Die ersten Siedler werden Bergleute gewesen sein, die hier Goldbergbau betrieben. Der Name der Stadt stammt vermutlich von ihnen und könnte an deren Heimat im thüringischen Ziegenrück oder Ziegenhain erinnern. Ziegenhals wurde schachbrettförmig mit einem rechteckigen Ring in der Mitte und ovalem Mauerring angelegt. Die Stadt wurde am 20. März 1428 durch die Hussiten niedergebrannt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts soll auch eine Burg bestanden haben. 1472 sind erstmals verheerende Überschwemmungen der Biele in und um Ziegenhals herum nachgewiesen.
Im 16. und 17. Jahrhundert wurde in der Umgebung von Ziegenhals Eisenbergbau unter dem Einfluss der Familien Fugger und Thurzo betrieben. Daneben war auch Goldwäscherei in der Biele ein Tätigkeitszweig der Bewohner. Das Mundloch des Stollens „Drei Heilige Könige“, der zur Entwässerung der benachbarten Zuckmantler Stollen diente, endete nahe der Stadt. Sein Wasser wurde auch für den Betrieb einer Mühle genutzt. Die Reformation setzte sich im zum Neisser Bistumsland gehörigen Ziegenhals nie durch. Der Ort blieb demnach durchgehend katholisch. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Ziegenhals 1622 durch die Sachsen besetzt, anschließend von Wallensteins Truppen. Fünf Jahre später wütete in der Stadt eine Pest, an die bis 1945 mit einer Pestprozession erinnert wurde.
Während der Schlesischen Kriege war auch Ziegenhals aufgrund seiner Nähe zur Festung Neisse mehrfach Schauplatz von Kämpfen zwischen Österreichern und Preußen. 1742 wurde der Ort Grenzstadt Preußens, während das nur wenige Kilometer südlich gelegen Zuckmantel bei Österreich verblieb. Das führte zu einem wirtschaftlichen Niedergang. König Friedrich II. von Preußen führte in Ziegenhals jedoch den Flachsanbau ein, was die Weberindustrie in der Stadt aufblühen lies.
Blick auf Ziegenhals (um 1910), Postkarte.
Aber auch im Jahre 1807 wirkte sich die Nähe von Neisse negativ auf Ziegenhals aus, denn während der Belagerung der dortigen Festung durch die Franzosen, hatte Ziegenhals an diese hohe Kontributionen zu leisten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Befestigungsanlagen der Stadt geschleift. 1874 erhielt Ziegenhals einen Bahnanschluss. Daraufhin entstanden hier Holzstoff-, Zellulose- und Papierfabriken. Auch wurde Ziegenhals als Kurbad bekannt. Es entstanden hier einige Sanatorien. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm der Ort als Kurbad einen enormen Aufschwung.
Bei Kriegsende flüchteten tausende Zivilisten aus dem Neisser Land über Ziegenhals und Zuckmantel nach Böhmen. Nach der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 wurde die Stadt von der polnischen Verwaltung übernommen. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde daraufhin vertrieben. Die neuen polnischen Zuwanderer kamen zumeist aus den an die Sowjetunion gefallenen polnischen Ostgebieten. Die Stadt wurde in „Głuchołazy“ umbenannt. Im Jahre 1997 litt die Stadt zum letzten Mal unter starken Überschwemmungen der Biele.
Sehenswürdigkeiten
Katholische Pfarrkirche St. Laurentius
Das Innere der Pfarrkirche.
Ring mit Linde
Auf dem viereckigen Ring der Stadt Ziegenhals, der von Bürgerhäusern im Stil der Renaissance gesäumt ist, erinnert eine große Linde an das Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1648. Sie wurde nach dem Friedensschluss gepflanzt und „Friedenslinde“ genannt.
Um den Baum herum kursieren bis heute zahlreiche Legenden. Er überstand bis in die heutige Zeit und wurde im Jahre 1957 in das Verzeichnis der nationalen Naturdenkmäler der Wojewodschaft Oppeln eingetragen.
Obertorturm
Von den ursprünglich zwei Stadttoren ist nur der Obertorturm erhalten geblieben. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Erneuer wurde er im Jahre 1795 und zwischen 1899 und 1902. Der sich leicht nach oben verjüngende Turm mit quadratischem Grundriss ist aus Bruchsteinen erbaut. Um das Jahr 1500 wurde er mit einer Renaissance-Attika und 1902 mit einem Pyramidendach bedeckt. Zur Turmspitze führen 105 Stufen.
Graffiti von 1888.
Stadtmauer und ehem. Vogtei
Video
Ziegenhals - touristische Perle im Oppelner Land
[in polnischer Sprache]
(Głuchołazy - turystyczna perła Opolszczyzny atrakcje turystyczne 2018)