Pless

Pless (Pszczyna)

Geschichte

Die Stadt Pless im oberschlesischen Vorgebirgshügelland hatte vermutlich eine slawische Vorgängersiedlung in Altdorf am hohen Nordufer der Pszczinka (Plesse-Bach). Die deutschrechtliche Stadt wurde dann vermutlich um 1276 auf einer Sandbank am Südufer des Baches errichtet. Im Jahre 1303 ist ein Kastellan von „Plisschyr“, wohl der Burggraf der Stadtburg, und 1327 eine „civitas Plesna“ erstmals urkundlich nachgewiesen. Die neue Stadt lag an der Handelsstrasse von Krakau nach Teschen Troppau oder Ratibor. Sie war eine kleine längliche Anlage mit rechteckigem Ring, Pfarrkirche und zwei Stadttoren. Im 15. Jahrhundert gab es hier 73 Bürgerhäuser. Die Wirtschaft der Stadt wurde über Jahrhunderte v.a. von der Land- und Teichwirtschaft sowie Handwerk und Handel bestimmt. Seit dem 15. Jahrhundert treten insbesondere Tuchmacher in Pless hervor. Sprachlich war die Stadt polnisch-deutsch gemischt, wobei die Anteile im Verlauf der Jahrhunderte stark variierten. Im Jahre 1910 waren 67% der Plesser Bürger deutschsprachig. Neben einer großen katholischen Mehrheit gab es damals aber auch eine 18%ige Minderheit von Protestanten in der Stadt.

Pless wurde zudem seit dem Mittelalter zum Zentrum eines selbständigen Territoriums innerhalb Oberschlesiens. Um das Jahr 1400 wurde das Plesser Gebiet schrittweise vom Herzogtum Ratibor abgetrennt. Erst wurde es als Leibgedinge der Herzogin Helena, der Witwe Herzogs Johann II. von Ratibor, regiert. Später kam es über die Söhne Georgs von Podiebrad 1480 an Herzog Kasimir von Teschen. 1517 verkaufte dieser Pless mit dem Umland an den oberungarischen Bergbauunternehmer Alexius Thurzo von Bethlenfalva. Über diese Familie gelangte das Gebiet 1548 an den Fürstbischof von Breslau Balthasar von Promnitz, der das Plesser Land von Kaiser Ferdinand I. als Erblehen bestätigt bekam. Als unabhängige Herrschaft mit nichtfürstlichen Besitzern wurde Pless seitdem „Standesherrschaft“ genannt. Diese blieb bis 1765 im Besitz der Familie von Promnitz.

Der Ring in Pless um 1910 (Postkarte)

Der letzte Standesherr, der kinderlose Johann Erdmann von Promnitz, schenkte Pless 1765 seinem Neffen Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen. Nach dessen Söhnen erbte Graf Hans Heinrich X. von Hochberg-Fürstenstein die Standesherrschaft. 1848 gelang es ihm, sie sogar zu einem Fürstentum zu erheben. Dieses blieb bis 1945 im Besitz der Familie, die sich jetzt von Hochberg-Pless nannte.

Residenz der Fürsten von Hochberg-Pless war das Schloss in Pless, das auf eine gotische Burg aus dem 15. Jahrhundert zurückgeht. Die heutige dreiflügelige Anlage wurde in den Jahren 1743 bis 1767 errichtet, 1847 aber umgebaut und zwischen 1870 und 1874 nahezu komplett neu erbaut. Das Schloss diente v.a. als Jagdschloss für die Familie von Hochberg-Pless.

Daisy von Pless
(Mary Theresa Olivia Cornwallis-West,
* 1873 in Wales, † 1943 in Waldenburg)

Vor dem Ersten Weltkrieg diente das Schloss in Pless als Bühne für die erste Dame der deutschen High Society, Daisy von Hochberg-Pless. Seit 1891 war sie mit dem späteren Fürsten Hans Heinrich XV. von Pless, Graf von Hochberg (1861–1938) verheiratet. Sie war bekannt als sehr großzügige Gastgeberin auf ihren Schlössern Fürstenstein und Pless. Insbesondere ihre Jagdgesellschaften in Pless waren exklusiv. Auch Kaiser Wilhelm II. nahm mehrfach daran teil. Daisy von Pless war auch caritativ tätig, musste sich 1922 aber von ihrem Mann scheiden lassen. Sie starb 1943 vereinsamt in Waldenburg.

Kaiser Wilhelm II. mit P. v. Hindenburg (l.) und E. Ludendorff (r.) in Pless
(C) Huis Doorn - Fotocollectie.

Im Ersten Weltkrieg verlegte Kaiser Wilhelm II. sein Großes Hauptquartier von 1915 bis 1917 in das Schloss Pless, um der Obersten Heeresleitung Österreich-Ungarns in Teschen nahe zu sein. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel das Plesser Land 1922 aufgrund der Volksabstimmung in Oberschlesien an Polen. Eine umfangreichere Industrialisierung fand in Pless erst nach 1945 statt.


Sehenswürdigkeiten

Ring

Die Stadt Pless ist klein. Der Stadtrundgang kann sich daher auf den Ring mit Rathaus und den zwei Pfarrkirchen beschränken. Am Ring selber haben sich zahlreiche Gebäude aus dem 18. bis 20. Jahrhundert in verschiedenen Baustilen erhalten. Zentrale Sehenswürdigkeit ist aber das Schloss, das auch vom Ring aus erreicht wird.
Evangelische Pfarrkirche

Evangelische Pfarrkirche
An der Nordseite des Ringes zwischen Schloss und Rathaus befindet sich die evangelische Pfarrkirche der Stadt. Die auf einen Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert zurückgehende Kirche wurde nach einem Brand in den Jahren 1906 bis 1907 neu errichtet. Es handelt sich um einen neobarocken Bau mit schlossartiger Hauptfassade.


Katholische Pfarrkirche Allerheiligen
Die Saalkirche wurde 1754 nur wenige Jahre nach dem großen Stadtbrand von 1748 errichtet. Sie geht auf einen Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert zurück. Der Turm mit achteckigem Aufsatz und durchbrochener Barockhaube stammt aus dem Jahre 1849. Der Hauptaltar mit einem Allerheiligen-Gemälde (von 1815) stammt noch aus dem 18. Jahrhundert.

Katholische Pfarrkirche.


Schloss Pless

Wybranzen-Tor

Das zur Stadt zeigende Torhaus stammt aus dem 17. Jahrhundert, wurde aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebaut. Es hat einen Rundturm in der Südostecke, ein Portal mit Bogenquaderung sowie im Giebel zwei Steinplatten mit den Wappen von Balthasar von Promnitz und seiner Gattin Emilia Agnes von Sachsen. (Kopien)

Das Wybranzen-Tor.

Schlossanlage

Das auf mehrere Vorgängerbauten zurückgehende Schloss Pless wurde in den Jahren 1870 bis 1874 grundlegend umgebaut. Bis heute stellt es sich als dreigeschossiges, teilweise verputztes Backsteingebäude mit U-Grundriss dar. Die Fassaden sind durch Pilaster gegliedert und mit Wappenkartuschen geziert.

Die Flügel des Schlosses von der Stadtseite aus.

Erdgeschoss

Im Erdgeschoss beginnt der Rundgang mit einer zentralen Durchfahrt, von der aus man in den Eingangsbereich des Schlossmuseums gelangt. Hier befinden sich die Räume, die Kaiser Wilhelm II. zwischen 1915 und 1917 nutzte. Zahlreiche Originalmöbel aus der Zeit haben sich erhalten. Ebenso befindet sich der große Spiegelsaal hier.
 Kartenzimmer des Kaisers.

Spiegelsaal
Beletage

Vom Erdgeschoss erreicht man über die Paradetreppe die Beletage des Schlosses. Hier können die herrschaftlichen Wohnräume mit Innenausstattung v.a. aus dem 19. Jahrhundert besichtigt werden.

Öffnungszeiten
i.d.R. täglich von 9:00/10:00 Uhr bis 15:00/16:00 Uhr

Weitere Informationen zum Schlossmuseum finden Sie (in deutscher Sprache) hier:

Schlossmuseum in Pszczyna

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Paradetreppe
Wohnräume in der Beletage....

... u.a. das Kaminzimmer.
Fürstliches Wohnzimmer in der Beletage

Parkanlage

Der Schlosspark wurde bereits seit 1765 durch die Familie von Anhalt-Köthen-Pless umfangreich ausgebaut. Weitere Umgestaltungen fanden im dritten Quartal des 19. Jahrhunderts zu einem Landschaftspark nach englischem Vorbild statt. Bis heute befinden sich im Park zahlreiche Teiche und Kanäle sowie Alleen und schöne Sichtachsen.

Löwe auf der Schlossterrasse.

Blick über den Schlossteich.


Anreise


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