Koppitz

Koppitz (Kopice)

Geschichte

Ein Schulze Richwin von „Copitz“ ist bereits für das Jahr 1289 urkundlich belegt. Der in der Neisse-Niederung gelegene Ort ist demnach eine deutschrechtliche Ansiedlung aus dem 13. Jahrhundert. Koppitz gehörte zunächst zum Herzogtum Breslau und nach dessen Teilung 1311 zum Herzogtum Brieg. 1343 wurde der Ort von der Stadt Grottkau gekauft, mit der es ein Jahr später an das Neisser Bistumsland gelangte. Später kam das Dorf in adeligen Besitz. Im Jahre 1579 gehörte hier einer Frau Skopp ein Vorwerk. Die Pfarrei Koppitz wird ein Jahr später 1580 erstmals urkundlich nachgewiesen. Spätestens um 1780 entstand hier ein adeliges Schloss. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bestand der Ort aus elf Bauern, 42 Gärtnern und 18 Häuslerstellen.


Dorf und Schloss Koppitz wurden im Jahre 1859 von Graf Fedor von Francken-Sierstorpff (1816 – 1890) an Graf Hans-Ullrich von Schaffgotsch (1831 – 1915), den Ehemann von Johanna Gryczik (1842 – 1910), verkauft. Um 1864 wurde hier an Stelle des älteren Schlosses ein mehrflügeliges Schloss im neugotischen Stil errichtet. Die neue Schlossanlage wurde von einem Landschaftspark mit Wassergraben und Teich umgeben. Sofern die Eheleute Schaffgotsch nicht in Schomberg im oberschlesischen Industrierevier weilen mussten, lebten sie seit dem Bau in Koppitz.


Schloss Koppitz um 1900 (Ansichtskarte)


Das Schloss blieb bis 1945 im Besitz der Familie von Schaffgotsch. Im Jahr 1936 wurde Koppitz in „Schwarzengrund“ umbenannt. Nach 1945 wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben und der Ort „Kopice“ genannt. Das Schloss brannte im Jahre 1958 komplett aus und ist seitdem eine Ruine, die sich seit 1990 in Privatbesitz befindet. Eine Restauration ist zwar geplant, konnte bisher aber nicht umgesetzt werden. Damit ist das Schloss Koppitz die berühmteste Ruine Oberschlesiens.

Johanna von Schaffgotsch, geb. Gryczik

„das oberschlesische Aschenputtel“ (rechts im Bild)

(* 29. April 1842 in Poremba, † 21. Juni 1910 in Koppitz)

 

Johanna Gryczik wurde 1842 in Poremba bei Beuthen als Tochter von Bergarbeitern geboren. Nach dem Tod ihres Vaters 1845 überließ die Mutter das knapp dreijährige Kind sich selbst. Ein Jahr später nahm Carl Godulla (1781 – 1848), der „preußische Zinkkönig“, sich des elternlosen Mädchens an. In den folgenden Jahren ließ er Johanna durch seine Bedienstete Emilie Lukas betreuen. Carl Godulla, der unverheiratet und ohne Nachkommen blieb, adoptierte Johanna Gryzik und setzte seine Adoptivtochter 1848 als alleinige Erbin seines Besitzes ein. Johanna erbte von dem sparsamen Unternehmer daraufhin ein Vermögen von etwa zwei Millionen Talern. Es bestand aus vier Zinkhütten, 18 „Galmeibergwerken“ (Zinkerzgruben) und 40 Kohlegruben.


Johanna lernte in den folgenden Jahren den aus einer alten adligen Familie stammenden Regierungsreferendar Hans Ulrich Graf von Schaffgotsch (1831–1915) kennen und lieben. Um diesen heiraten zu können, musste sie zunächst vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. in den Adelsstand erhoben werden. Dadurch erhielt sie den Titel „Gryzik von Schomberg-Godulla“. Im Jahre 1858 wurden das „schlesische Aschenputtel“ und Hans Ulrich von Schaffgotsch dann in der Beuthener Stadtkirche getraut. In den folgenden Jahren lebte sie mit ihrem Mann v.a. in Breslau und auf Schloss Koppitz. Mit ihm bekam sie auch vier Kinder: Elisabeth, Clara, Hans Karl und Eleonore.


Johannas Vermögen fiel bei der Hochzeit nicht – wie damals üblich – an ihren Mann, sondern wurde unter der Firma „Gräfin Schaffgotsch'sche Verwaltung“ als ihr persönliches Eigentum weitergeführt. Auf Basis des Erbes von Karl Godulla baute das Ehepaar Schaffgotsch mit Hilfe mehrerer Experten die größte Zinkproduktion in Deutschland auf. Die Schaffgotsch-Werke gehörten um 1900 zu den vier größten Montanunternehmen in Oberschlesien.


Parallel zum Industriebesitz baute das Ehepaar Schaffgotsch auch ein landwirtschaftliches Unternehmen in Oberschlesien auf. In den 1890er Jahren verkaufte Johanna von Schaffgotsch ihre industriellen Besitzungen. Das Unternehmen bestand aber als „Gräflich Schaffgottsche Werke mbH“ weiter. Das „oberschlesische Aschenputtel“ starb am 21. Juni 1910 in Koppitz. Dort wurde sie auch im Mausoleum der Familie Schaffgotsch beigesetzt. Die Erinnerung an Johanna von Schaffgotsch ist für die Menschen im oberschlesischen Industriegebiet von besonderer Bedeutung, denn sie stiftete mehrere Krankenhäuser, Kirchen und Schulen sowie das Waisenhaus in Beuthen.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Koppitz


Zwischen 1868 und 1897 wurde das mehrflügelige, neogotische Schloss auf unregelmäßigem Grundriss mit zwei bzw. drei Geschossen für das Ehepaar von Schaffgotsch errichtet. Der Baukörper ist mit zahlreichen Türmen, Erkern und Giebeln malerisch gestaltet. Zahlreiche bildhauerische und architektonische Details aus Sand- und Backstein machen das Gebäude besonders interessant. Die Hauptfassade im Westen ist von zylindrischen und quadratischen Türmen flankiert. Im Inneren des Schlosses dominierte die großzügige Diele mit Treppenhaus den Süden, die kreuzrippengewölbte Kapelle hingegen den Norden. Im Erdgeschoss befanden sich ehemals die Büro- und Nutzräume, im ersten Obergeschoss hingegen die Privatgemächer des Ehepaares von Schaffgotsch. Das Schloss ist von einem weitläufigen Landschaftsgarten umgeben.


Bis 1945 blieb das Schloss im Besitz der Familie von Schaffgotsch. Während der Kriegshandlungen Anfang 1945 in Oberschlesien wurde es nicht zerstört, aber durch ein Feuer im Jahre 1958. Da die Schlossruine im Privatbesitz ist, kann sie nicht von innen besichtigt werden. Eine öffentliche Straße ermöglicht aber den Zugang bis zur Brücke im Norden mit Blick auf die Westfassade. Auch der Park kann betreten werden, was sehr schöne Blicke auf die Schlossanlage über den Teich ermöglicht.


Blick über den Teich auf die Westfassade

Die Türme der Westfassade

Quadratischer viergeschossiger Nordturm mit Ecktürmchen (1896/97).



Quadratischer Turm im Süden der Westfassade.

Architektonische Details

Neogotischer Erker an der Nordfassade.


Dreiecksgiebel mit Wappen der Familie Schaffgotsch.


Spiegelung der Westfassade im Teich des Landschaftsparks.

Der Palast in Koppitz

aus der Luft

(Pałac w Kopicach:

Historia z drona)


(C) Youtube


Pfarrkirche und Familiengrab Schaffgotsch


Eine weitere Sehenswürdigkeit von Koppitz ist die klassizistische Pfarrkirche aus den Jahren 1802 bis 1822. In den Baukörper wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ein von einem Neorenaissancegiebel eingerahmter Turm mit Zeltdach eingelassen.


Das Ehepaar Schaffgotsch erbaute sich neben der Pfarrkirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Backsteinen eine neuklassizistische Grabkapelle in der Form eines griechischen Tempels. Der Bau ist durch antikisierende Architekturdetails mit Sandstein- und Terrakottadekor gekennzeichnet. Das Grabmal stellt ein Erinnerungsensemble dar, das sich sowohl an die engere Familie als auch an die Öffentlichkeit richtet.


Grabkapelle der Familie von Schaffgotsch.


Pfarrkirche von Koppitz.


Anreise

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