Myslowitz

Myslowitz (Myslowice)

Geschichte

Seit der Abtretung eines Streifens von Kleinpolen an Herzog Mieszko von Oppeln-Ratibor um das Jahr 1178 bildete die Przemsa die Ostgrenze Schlesiens zu Polen. Die Gründung der deutschrechtlichen Stadt Myslowitz erfolgte vermutlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Im Jahre 1360 wird sie erstmalig urkundlich als im Herzogtum Ratibor gelegen erwähnt, im Jahre 1372 auch ein Erbvogt. Die kleine Anlage mit quadratischem Marktplatz und Straßen im Schachbrettmuster hatte im Mittelalter ein Rathaus und eine Pfarrkirche. Als das nördlich der Stadt gelegene Sewerien 1442 an den Krakauer Bischof verkauft wurde, verlor Myslowitz sein östliches Hinterland. Dadurch verlor der Ort bald auch seinen Stadtcharakter.

Nachdem im Jahre 1517 aus dem östlichen Teil des Herzogtums Ratibor die Standesherrschaft Pless entstanden war, verkaufte diese Myslowitz mit den Gebieten an Rawa und Przemsa 1548 an Stanislaus Salamon von Benediktowitz. Als im Jahre 1587 polnische Truppen Myslowitz besetzten, vernichteten sie die mittelalterliche Stadt. Die Besitzerin Anna Katharina Salamon (+ 1614) baute sie mit einem Kredit der Standesherrschaft Pless jedoch wieder auf. Die polnischsprachigen Einwphner hatten ihr dafür jedoch zukünftig Frondienste zu leisten. Nach ihrem Tod kam die Herrschaft an das polnische Adelsgeschlecht Mieroszowski. Unter deren Herrschaft wurde eine Brücke über die Przemsa ins kleinpolnische Modrzejów gebaut, das 1706 Marktrecht erhalten hatte. Myslowitz wurde durch Ausbau des Stadtkerns vergrößert und erhielt Vorstädte. Der letzte Majoratsherr Alexander Mieroszowski (1802 – 1839) leitete mit der Errichtung von vier Kohlegruben und drei Hüttenwerken die Industrialisierung ein. Im Jahre 1836 entstand die Myslowitz-Grube, die später mit mehr als 4.000 Arbeitern und Angestellten die Existenzgrundlage der Stadt wurde.

Mit dem Verkauf der Herrschaft Myslowitz an Maria Winckler im Jahre 1839 wurde das Gebiet wieder mit Kattowitz vereinigt, das ihr Gatte Franz Winckler bereits 1838 erworben hatte. So konnte Myslowitz, das bei der Einführung der preußischen Städteordnung 1808 als Marktflecken eingestuft worden war, in den Jahren 1850/53 seine Unabhängigkeit von der Herrschaft der Familie Tiele-Winckler zurückerlangen und 1861 eine Stadtverfassung erhalten. Daraufhin entstand ein neues Stadtzentrum südlich der Altstadt beim Bahnhof.

Dreikaisereck bei Myslowitz, Postkarte um 1910.

Im Jahre 1873 wurde das bis 1818 zum Plesser Gebiet gehörige Myslowitz nach einem Intermezzo im Kreis Beuthen an den neu entstandenen Kreis Kattowitz überwiesen.

Bis zum Ersten Weltkrieg war die Stadt Brückenkopf für polnische Auswanderer. Im Jahre 1893 hatte die „Hamburg-Amerika-Linie“ (HAPAG) hier sogar eine Station für Auswanderungswillige errichtet. Bis 1918 waren bei Myslowitz auch die drei Kaiserreiche Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland in Form eines „Dreikaiserecks“ aneinandergestoßen. Obwohl bei der Volksabstimmung im Jahre 1921 etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung für Deutschland gestimmt hatte, fiel Myslowitz im Jahre 1922 mit der Teilung Oberschlesiens an Polen. Damit verschwand die alte Grenzlage, die Handel und Verkehr der Stadt befördert hatte.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Myslowitz von der deutschen Wehrmacht besetzt und wieder dem Deutschen Reich angeschlossen. Zwischen 1943 und 1945 befand sich im Stadtteil „Fürstengrube“ eine Außenstelle des KZ Auschwitz. Danach wurde Myslowitz wieder polnisch. Im Jahre 1951 wurde die Stadt sogar Kreisstadt.

Sehenswürdigkeiten

Ring mit Johannes der Täufer-Brunnen

Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts befand sich auf dem Myslowitzer Ring an der Stelle des ehem. Rathauses ein Brunnen. Obwohl der Brunnen den Zweiten Weltkrieg überlebte, wurde er in den 1950er Jahren demontiert. Erst im Jahre 2004 wurde der Brunnen wiedererrichtet.

Häuser am alten Myslowitzer Ring.

Johannes der Täufer Brunnen.

Katholische Filialkirche Mariä Geburt

(C) Wikipedia

Die bereits im Jahre 1308 erwähnte Kirche brannte 1587 ab. Im Folgejahr wurde ein Neubau von Anna Katharina Salamon gestiftet. Grundlegende Veränderungen der Kirche fanden zwischen 1740 und 1744 sowie 1901/03 statt. Die Saalkirche hat einen rechteckigen Westturm mit zweifach durchbrochener Barockhaube. Im Hauptaltar befindet sich ein Madonnenbild mit Kleid aus getriebenem Blech.

Katholische Pfarrkirche Herz Jesu


Die neugotische Pseudobasilika aus Backstein stammt aus den Jahren 1888 bis 1892. Dominant ist der rechteckige Westturm mit oktogonalem Aufsatz und Spitzhelm. Die Ausstattung stammt aus dem 1970er Jahren.

Gedenkstein „Dreikaisereck“

Außerhalb des Stadtzentrums am Zusammenlauf der Schwarzen Przemsa und der Weißen Przemsa stießen von 1871 bis 1918 die drei Kaiserreiche Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland zusammen. An dem heute sehr verwilderten Zusammenfluss steht auf ehem. „russischer Seite“ ein moderner Gedenkstein, der an die historische Bedeutung des Ortes erinnert.

Historische Karte des "Dreikaiserecks".

Der Zusammenfluß von Schwarzer und Weißer Przemsa.
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Moderner Gedenkstein für das "Dreikaisereck"

Anreise

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