Lubowitz

Lubowitz (Łubowice)

Geschichte

Lubowitz liegt nördlich von Ratibor auf dem Höhenrand des linken Oderufers. Der Ort wurde urkundlich erstmalig im Jahre 1376 als „Albowitz“ erwähnt. Der Name lässt sich vermutlich vom slawischen „łeb“ (Haupt, Helm) ableiten. Das Kirchdorf erlangte durch die Familie von Eichendorff historische Bedeutung.

Adolf Freiherr von Eichendorff aus Deutsch Krawarn erwarb nach seiner Hochzeit mit Karoline von Kloch 1784 das Gut und Dorf Lubowitz von deren Eltern. Das dortige Schloss wurde zum Wohnsitz der Familie von Eichendorff und Zentrum ihrer umfangreichen Besitzungen. Im neuerbauten Schloss wurde am 10. März 1788 der Dichter Joseph von Eichendorff geboren. Dieser verbrachte hier zusammen mit seinem Bruder Wilhelm eine glückliche Kindheit. Durch die schlechte Betriebsführung des Vaters musste das Gut Lubowitz jedoch im Jahre 1823 zwangsversteigert werden. In der Dichtung Eichendorffs wurde Lubowitz somit zum Urbild einer verlorenen Heimat.

Schloss Lubowitz zu Eichendorffs Zeiten

Von 1852 bis 1945 gehörten Schloss und Gut Lubowitz den Herzögen von Ratibor, Fürsten von Corvey. Während ihrer Herrschaftszeit wurde um 1860 das Schloss umgebaut, 1909 die alte Schrotholzkirche abgetragen sowie die Gruft der Familie von Eichendorff eingeebnet. Im Jahre 1907 entstand die neugotische Kirche. Erst 1936 wurde durch die Eichendorff-Stiftung auf dem alten Friedhof ein Gedenkstein errichtet. Das Schloss, das 1939/40 eine Eichendorff-Gedenkstätte erhielt, wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs durch Artilleriebeschuss zerstört. Bis heute sind davon nur die Ruinen geblieben.

Im Rahmen der politischen Wende 1989 wurde in Lubowitz der Eichendorff-Verein gegründet. Am 12. Juli 2000 wurde hier das Oberschlesische Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum eröffnet. Lubowitz ist zudem der erste Ort in der Woiwodschaft Schlesien, der neben dem polnischen auch einen deutschen Ortsnamen führt. Seit dem 11. April 2008 hat der Ort zusätzlich zu dem bis dahin alleinigen amtlichen polnischen Namen Łubowice auch den deutschen Ortsnamen Lubowitz. Entsprechende Ortsschilder wurden am 4. September 2008 errichtet.

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
(* 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz, † 26. November 1857 in Neisse)

Der bedeutende Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik zählt mit etwa 5000 Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern. Außerdem ist er auch als Prosadichter bis heute bekannt. Joseph von Eichendorff wurde zwischen 1793 und 1801 mit seinem Bruder Wilhelm von Pfarrer Bernhard Heinke im Schloss Lubowitz unterrichtet. Von 1801 bis 1804 besuchte er das katholische Matthias-Gymnasium in Breslau. In den zwei Folgejahren studierte er in Halle Jura. Dabei besuchte er auch philologische Vorlesungen. Danach unternahm er zahlreiche Bildungsreisen, u.a. nach Heidelberg, Straßburg und Paris. Erste Gedichte von Joseph von Eichendorff erschienen 1808 unter Pseudonym. Von 1813 bis 1815 nahm er an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil, zunächst als Lützower Jäger. 1815 heiratete er Luise von Larisch, mit der er seit 1809 verlobt war.

Beruflich begab sich Joseph von Eichendorff in den preußischen Staatsdienst. 1816 wurde er Referendar in Breslau, 1821 katholischer Kirchen- und Schulrat in Danzig, 1824 Oberpräsidialrat in Königsberg. Durch Anstellung in mehreren preußische Ministerien siedelte die Familie 1831 nach Berlin über. 1841 wurde Eichendorff zum Geheimen Regierungsrat ernannt. In dieser Periode seiner beruflichen Tätigkeit entstand nebenbei auch sein schriftstellerisches Hauptwerk, z.B. 1822/23 „Aus dem Leben eines Taugenichts“, das 1826 erstmalig veröffentlicht wurde. In seiner Lyrik spielten v.a. die Begriffe „Nacht“, „Einsamkeit“ und der „Deutsche Wald“ eine große Rolle. Dabei verfiel der Romantiker jedoch nie in Deutschtümelei oder Antisemitismus. Zahlreiche seiner Gedichte wurden später vertont, z.B. der Frohe Wandersmann („Wem Gott will rechte Gunst erweisen...“) oder Abschied („O Täler weit, o Höhen“).

Aufgrund einer schweren Lungenentzündung im Jahre 1843 ging Eichendorff bereits 1844 in den Ruhestand. Seinen Lebensabend verbrachte er u.a. im Kuhländchen in Sedlnitz (tsch. Sedlnice), in Köthen und auf Schloss Johannisberg in Jauernig. Er starb 1857 mit nur 69 Jahren an einer Lungenentzündung in Neisse, wo er auch begraben wurde.

Sehenswürdigkeiten

Schlossruine

Das Schloss, in dem Joseph von Eichendorff 1788 geboren wurde, war nur bis zur Zwangsversteigerung 1823 im Besitz der Familie von Eichendorff. Von 1852 bis 1945 befand sich die Herrschaft im Besitz der Herzöge von Ratibor. Das Schloss wurde 1858 im Stil der englischen Neogotik umgebaut. Seit dem sowjetischen Artilleriebeschuss vom Frühjahr 1945 ist es eine Ruine. Der Wiederaufbau wird seit Jahren heiß diskutiert. Die Reste des Schlosses sind von einem Park mit alten Bäumen umgeben.

Die Ruinen des Lubowitzer Schlosses.


 Alter Friedhof

Der Alte Friedhof in Lubowitz wurde in den vergangenen Jahrzehnten in Ordnung gebracht. Das hier befindliche Denkmal für Joseph Freiherr von Eichendorff wurde restauriert und um Gedenktafeln ergänzt.

Lapidarium auf dem Alten Friedhof.

Gedenktafel für Joseph von Eichendorff.


Oberschlesisches Eichendorff Kultur- und Begegnungszentrum

Bei der Eröffnungsfeier des Kulturzentrums am 12. Juli 2000 erschien als Überraschungsgast der deutsche Entertainer Thomas Gottschalk. Dieser bekannte sich in einer kurzen Rede zu seinen schlesischen Wurzeln und spendete dem Zentrum 50.000 DM. Im Haupthaus des Zentrums befinden sich 24 Zimmer mit maximal 54 Betten sowie zwei Konferenzsäle. Im Erdgeschoss des Schulungsgebäudes befindet sich die Eichendorff-Gedenkstube.

Oberschlesisches Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum

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Das Oberschlesische Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum
Eichendorff-Denkmal.

 Eichendorff-Stube.
"Eichendorff-Zentrum
und Eichendorff-Verein
in Lubowitz"
(Video: "Schlesien Journal" im März 2018)

Katholische Pfarrkirche
St. Mariae Geburt

Die neogotische Backstein-Hallenkirche wurde in den Jahren 1906 bis 1907 mit einem freistehenden Westturm neu errichtet. Der Hauptaltar enthält ein Gemälde (Hl. Joseph, 18. Jahrhundert) aus dem Vorgängerbau.

Pfarrkirche von Lubowitz.


In der Umgebung

Wassermühle in Bresnitz (Brzeźnica)

Angeblich veranlasste die unglückliche Liebe zur Tochter des Müllers in Bresnitz Joseph von Eichendorff dazu, das bekannte Gedicht „Das zerbrochene Ringlein“ zu verfassen. Die hier ursprünglich aus Holz erbaute Mühle wurde in den 1920er Jahren abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt, das bis 1946 in Betrieb war. Nach ihrer Stilllegung verfiel die Mühle zunehmend. Im Jahre 1994 wurde die Ruine dem Eichendorff-Verein in Lubowitz geschenkt. Durch diesen wurde die Mühle renoviert. Sie kann auf Anfrage im Eichendorff-Zentrum besucht werden.

Die Wassermühle aus den 1920er Jahren.


Anreise

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