Neustadt O.S. (Prudnik)

Geschichte

Das Schloss Wogendrossel um 1750 (nach F. B. Werner).

Ansicht von Neustadt um 1800 (nach Endler).
Von der 1921 in Oberschlesien abgehaltenen Volksabstimmung war das Gebiet um Neustadt komplett ausgeschlossen, da es rein deutschsprachig war. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wurde auch die örtliche Synagoge im Rahmen der Reichsprogromnacht 1938 zerstört. Auch die beiden letzten Firmeninhaber der Fränkelschen Fabrik aus der Familie Fränkel, Hans Pinkus und Ernst Fränkel, wurden im November 1938 gezwungen, Deutschland zu verlassen. Sie flüchteten mit ihren Familien nach England. Beim Kriegsende 1945 wurden große Teile der Stadt bei den Kämpfen um den „Neustädter Kessel“ zwischen Wehrmacht und Roter Armee zerstört. Die deutsche Bevölkerung wurde zunächst in einem Getto gesammelt und anschließend vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren z.T. ihrerseits Vertriebene aus Ostpolen. Die Fränkelsche Fabrik arbeitete noch bis 2010 unter dem Namen Frotex weiter.
Sehenswürdigkeiten
Der Ring von Neustadt ist heute ganz überwiegend von Nachkriegsbauten gesäumt. Sehenswert sind hier aber das Rathaus sowie die Nepomuksäule. (r.) Das Rathaus wurde an der Stelle des mittelalterlichen Vorgängergebäudes im Jahre 1782 im strengen friderizianischen Stil neu errichtet. Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude aufgestockt bzw. umgebaut. Der 1856 erhöhte Turm hat klassizistische Formen. Direkt neben dem Rathaus steht die Nepomuksäule von 1733, flankiert von zwei Engelsfiguren. Die Mariensäule in einer Ecke des Ringes stammt aus dem Jahre 1694. Sie steht auf einem quadratischen Sockel mit vier Figuren der Erzengel.


Wogendrosselturm

Niedertorturm

Von den historischen Stadtbefestigungen hat sich v.a. der Niedertorturm aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Der Turm hat eine Zinnenbekrönung und ein gemauertes Kegeldach. Der Fußgängerdurchbruch stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Die Pfarrkirche von Neustadt wurde im Jahre 1321 erstmalig als Marienkirche erwähnt. Von 1554 bis 1627 war sie evangelisch. Nach Zerstörung durch einen Brand 1627 wurde sie wiederhergestellt. Der jetzige Barockbau wurde zwischen 1730 und 1738 vollendet, der Westturm 1803 angebaut. Die Kirche ist von innen mit vielen Wandmalereien geschmückt. Die Ausstattung ist spätbarock, z.B. der Hauptaltar von 1738/40 mit einem Gemälde der Himmelfahrt Mariens.

Hauptaltar von 1738/40.

Ansicht mit Ring im Hintergrund.
der Barmherzigen Brüder
Die seit 1766 in Neustadt ansässigen Barmherzigen Brüder errichteten nördlich der Altstadt ein Krankenhaus und eine Kirche (1783/84). Der Orden wurde 1810 von der Säkularisation ausgenommen und konnte seine karitative Tätigkeit mit Unterbrechungen bis heute in der Stadt fortführen. Die Klosterkirche St. Petrus und Paulus enthält einen klassizistischen Hauptaltar mit Gemälden der heiligen Peter und Paul sowie eine Kanzel mit Relief aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das anschließende Konventsgebäude stammt aus dem Jahr 1896.

Schmuck über dem Haupteingang.

Kirche und Kloster.
Die Villa der Familie Fränkel stammt aus dem 19. Jahrhunderts. Sie wurde von Hermann Fränkel, dem Sohn des Firmengründers Samuel Fränkel, für seine Familie errichtet. Das seit 2011 komplett renovierte Gebäude dient heute als Kulturzentrum von Neustadt. Es besticht durch seine faszinierende Innenarchitektur im jüdisch inspirierten Jugendstil. Besonders schön ist das Treppenhaus mit einem Bild der Auffindung des Moses.

Ansicht mit Haupteingang.

Treppenhaus.

Bild von der Auffindung des Moses.
Nahe der Innenstadt liegt der mit zahlreichen alten Bäumen bestandene Stadtpark. Hier befindet sich ein Konzertpavillon von 1887 und die rekonstruierte Statue der Göttin Diana.



Alte Tore, ...

Durchgänge...

... und Fassenden.
(Video: Cittaslow)
Museen
(Muzeum Ziemi Prudnickiej)
Das Museum des Neustädter Landes befindet sich in einem der wenigen erhaltenen Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung, der sog. Wasserkunst, aus dem 15. Jahrhundert. Bis ins 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Wasserturm, 1925 wurde es zur Jugendherberge umgebaut. Das heute hier ansässige Museum zeigt eine interessante Ausstellung zur Stadtgeschichte mit den Schwerpunkten sakrale Kunst (u.) und Geschichte der lokalen Weberei.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 8:00 bis 16:00 Uhr
Jeden zweiten und vierten Samstag im Monat 10:00 bis 16:00 Uhr
Neuer Text

Neustädter Wasserkunst mit Museum.

Die Innenräume des Museums...

... und seine Sammlungen.
In der Umgebung
Josephskloster

Klostergebäude mit Kirche.
Südlich von Neustadt auf einer Anhöhe liegt das Josefskloster, eine kleine Klosteranlage der Franziskaner von 1852. Hier wurde von 1954 bis 1955 das Oberhaupt der polnischen katholischen Kirche, Kardinal Stefan Wyszyński, inhaftiert, woran heute ein Denkmal erinnert.

Gedenkstein für Kardinal Wyszyński.
Neuer
Text
Anreise
Weblinks
Serviceliste
-
Kulturzentrum der Stadt Prudnik (Prudnicki Ośrodek Kultury)Listenelement 1
Website des städtischen Kulturzentrums in der Fränkel Villa (nur polnisch)
-
Kloster der barmherzigen Brüder (Klaszor w Prudniku pw. św. Piotra i Pawła)Listenelement 2
Website des Klosters der Barmherzigen Brüder in Neustadt / Prudnik (nur polnisch)
-
Sanktuarium St. Josef der Franziskaner (Sanktuarium świętego Józefa w Prudniku)Listenelement 3
Website der Franziskaner im Josefskloster südlich von Neustadt/Prudnik (nur polnisch)
-
Schlesien Journal (Bericht zur Geschichte von Neustadt/OS)
Am 12. Mai 2020 stellt das "Schlesien Journal, die TV-Sendung der deutschen Minderheit im Oppelner Schlesien, die Geschichte von Neustadt/OS vor. Im Gespräch Janusz Stolarczyk vom örtlichen Regionalmuseum.