Die auf einem Hügel angelegte und befestigte Kolonistenstadt wurde zwischen 1293 und 1324 von Wok I. von Krawarn mit gleichmäßigem Grundriss und rechteckigem Marktplatz gegründet. Im Jahre 1329 ist sie erstmals urkundlich als „Wokinstat“ belegt. Im Mittelalter war die Stadt mit der Herrschaft Fulnek verbunden. So kam sie 1464 an die Herren von Füllstein sowie um 1550 an die Familie Praschma von Bielkau. In dieser Zeit wurde die Stadt lutherisch. Ebenso wurde der Silberbergbau aufgenommen. Im 16. bis 18. Jahrhundert betrug die Zahl der Häuser in der Innenstadt etwa 160, hinzu kam noch die Vorstadt.
Um das Jahr 1600 errichtete die Familie Praschma in Wagstadt an Stelle der alten Burg ein Renaissance-Schloss. Karl Praschma von Bielkau, ein Führer des protestantischen Adels im Troppauer Fürstentum, machte Wagstadt zwischen 1604 und 1620 zum Hauptort des Fürstentums und hielt hier Landtage ab. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt 1620 von Kosaken belagert sowie später von kaiserlichen, mansfeldischen und schwedischen Truppen mehrfach zerstört. Im Jahre 1648 erwarb die vom Kaiser konfiszierte Herrschaft Wagstadt die Familie Sedlnický von Choltitz, die sie dann für etwa drei Jahrhunderte in Besitz hatte. Bereits im 17. Jahrhundert war Wagstadt ein bedeutendes Zentrum der Textilindustrie. Der verheerendste Brand ereilte die Stadt im Jahre 1729, als 23 Bürgerhäuser auf dem Marktplatz, darunter das Rathaus, und weitere 24 Häuser in den angrenzenden Straßen dem Feuer zum Opfer fielen und auch das Schloss schwer beschädigt wurde.
Ansicht von Wagstadt um 1910 (Postkarte).
Durch die Tuchmacherei und eine 1864 gegründete „Knopf- und Metallfabrik“ des Mathias Salcher zogen im 19. Jahrhundert immer mehr tschechisch-sprachige Arbeiter in die zuvor rein deutschsprachige Stadt. So waren bereits um 1930 etwa 20% der Bewohner Tschechen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Wagstadt (jetzt tschechisch Bílovec) Teil der Tschechoslowakei, nach dem Münchener Abkommen von 1938 kam die Stadt ans Deutsche Reich, nach Kriegsende 1945 wieder an die Tschechoslowakei. Anschließend wurde die deutschsprachige Bevölkerung vertrieben.
Ring mit Rathaus und Pfarrkirche
Die ursprünglich hölzernen Arkaden-Häuser auf dem rechteckigen Ring wurden im 16. Jahrhundert zu gewölbten Backsteinhäusern umgebaut. Aus zeitgenössischen Berichten ist bekannt, dass alle Häuser des Platzes um das Jahr 1800 noch Arkaden hatten. Im 19. Jahrhundert wurden die meisten von ihnen zugemauert. Um den Platz reihen sich im Norden die ursprünglich gotische Pfarrkirche St. Nikolaus, die seit 1670 auch Dekanatskirche ist, zahlreiche ältere und neue Bürgerhäuser sowie im Süden das Renaissance-Rathaus von 1592/93). Die Arkade des Rathauses wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugemauert, aber 1939 wieder freigelegt. Das Rathaus wurde bei Kriegsende 1945 stark zerstört, aber später wiederaufgebaut.
Das Rathaus mit Arkaden von 1592/93.
Die Pfarrkirche St. Nikolaus.
Schloss Wagstadt
Ursprung war die Burg Wagstadt, die in den Jahren 1575 bis 1576 von Bernard Praschma von Bielkau zu einem vierflügeligen Renaissanceschloss umgebaut wurde. Später, nach dem verheerenden Stadtbrand von 1729, erhielt das Schloss im Jahre 1736 durch die Familie Sedlnický von Choltitz ein barockes Aussehen. In den Jahren 1784 bis 1789 wurde der Bau des Schlosses vollendet. Das im Jahre 1945 stark zerstörte Schloss wurde vom tschechoslowakischen Staat verstaatlicht. Daraufhin zerfiel es zunehmend, wurde in den letzten Jahren aber renoviert. Derzeit befindet sich eine kleine historische Ausstellung im Schloss.
Eingangsportal des Schlosses.
Wappen der Familie Praschma von Bielkau (l.).
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Teil der historischen Ausstellung im Schloss.
Heimatmuseum Wagstadt
(Muzeum Bílovec)
Das Museum befindet sich in der Nähe des Schlosses in einem barocken Stadthaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das früher der Verwaltung des Sedlnicki-Familienbesitzes diente. Die Sammlungen wurden zum ersten Mal 1920 in der Burg der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahr 1924 wurden sie jedoch in das Verwaltungsgebäude verlegt, wo sich das Museum noch heute befindet. Das Museum enthält eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt und dem Alltagsleben der Bürger.
Weitere Informationen zum Museum finden Sie (allerdings nur in tschechischer Sprache) hier:
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