Das Dorf „Birdzan“ wird erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1279 erwähnt. Im Jahre 1410 soll hier an der Stelle der heutigen Pfarrkirche eine erste hölzerne Kapelle errichtet worden sein. Der kleine Ort mitten in den Wäldern zwischen Oppeln und Rosenberg bestand vermutlich im 17. Jahrhundert nur aus einer Wassermühle, einem Sägewerk, einer Brennerei, einem Forsthaus, einer Schule sowie wenigen Bauernhöfen. Über die Besitzer des Dorfes ist wenig bekannt. Lange Zeit gehörte es zur Herrschaft Turawa. Diese Besitzungen wurden im Jahre 1711 von einem Baron von Blankowsky an Martin von Löwencron verkauft. Die Kirche in Bierdzan wird vermutlich im selben Jahr als Schrotholzbau errichtet worden sein. Später kam die Herrschaft durch Erbschaft in den Besitz der Familie von Garnier, welche dieselbe im Jahre 1794 in einen Fideikommiss umwandelte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bestand der Ort bereits aus 13 Bauern und 29 Gärtnerstellen. Hinzu kamen 18 Häusler sowie eine Schule. Eine eigenständige Pfarrei Bierdzan wurde im Jahre 1841 gegründet, 1874 ein Amtsbezirk Bierdzan. Im Jahre 1885 hatte der Ort 832 Einwohner.
Obwohl die Menschen in Bierdzan vorrangig den schlesisch-polnischen Dialekt sprachen, stimmten sie dennoch bei der Volksabstimmung in Oberschlesien mit knapp 75% für den Verbleib beim Deutschen Reich. Um das Jahr 1930 wurde der Amtsbezirk Bierdzan aufgelöst und in den Amtsbezirk Turawa eingegliedert. Am 19. Mai 1936 wurde der Ort von den Nationalsozialisten in „Burkardsdorf“ umbenannt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der nun polnischer Verwaltung unterstehende Ort in „Bierdzany“ umbenannt. Seit dem Jahre 2012 führt er aufgrund des Vorhandenseins einer deutschen Minderheit zusätzlich den deutschen Namen „Bierdzan“.
Bierdzan in den Wäldern zwischen Oppeln und Rosenberg: Ausschnitt aus "Principatus Silesiae Oppoliensis ... 1736.
Sehenswürdigkeiten
Pfarrkirche St. Hedwig
Die römisch-katholische zur heiligen Hedwig von Schlesien wurde als Schrotholzkirche vermutlich bereits im 16. Jahrhundert errichtet, in der heutigen Form aber im Jahre 1711 erbaut. Das Baujahr wird durch eine Eingravierung im Grundstein belegt. Die Glocken wurden zwischen 1503 und 1521 gegossen.
Im Kircheninneren befindet sich ein barocker Altar aus dem 18. Jahrhundert (vermutlich 1718), der von dem Tischlermeister Kasper Żołądek aus Oppeln erbaut wurde. Über der Sakristei befindet sich eine Patronatsloge.
Von besonderer Bedeutung sind in der Kirche die zahlreichen Wand- und Deckengemälde aus dem 18. Jahrhundert, die bei Renovierungsarbeiten in den 1970er Jahren wiederentdeckt wurden.
Die volkstümlich gemalten Kreuzwegstationen stammen aus der Wende zum 19. Jahrhunderts und befinden sich in Rokokorahmen.
Im Jahre 1930 erfolgte eine grundlegende Renovierung der Kirche. Dabei erhielt der schlanke Turm u.a. eine Kuppel. Die Kirche ist von alten Eichen und einem Friedhof umgeben.
Kirchturm mit Kuppel von 1930.
Altar aus dem 18. Jahrhundert
Orgelempore mit Kreuzwegbildern
Der „Tod von Bierdzan“ und andere Polychromie
Kunsthistorisch am interessantesten in der Kirche von Bierdzan ist das Bildnis des Todes, das auch unter dem Namen „Tod von Bierdzan“ (poln. „Bierdzańska Śmierć“) bekannt ist. Schon der polnisch-schlesische Volkskundler Joseph Lompa (1797-1863) nennt in seinem „Neuen Buch der polnischen Sprichwörter“ den Satz „Du siehst aus wie der Bierdzaner Tod“. Das Bildnis des Todes an einer Seitentür der Kirche zeigt denselben als Skelett, als er einem Greis eine Sanduhr – das Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens - reicht.
Polychromie: "Der Tod von Bierdzan"
Auch die Decke des Hauptschiffes ist flach und bemalt, die des Chores seitlich abgeschrägt. Hier befinden sich weitere gut erhaltene Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert, die in den Jahren 1970 bis 1979 entdeckt und erneuert wurden. Dabei handelt es sich um eine frühneuzeitliche „Biblia Pauperum“ mit Darstellungen aus dem Alten und dem Neuen Testament.