Falkenberg

Falkenberg (Niemodlin)

Geschichte

Die heutige Stadt liegt im Bereich des mittelalterlichen Grenzverhaus zwischen Nieder- und Oberschlesien, Preseka genann, am linken Ufer der Steinau. Hier wird bereits im Jahre 1224 das slawische Dorf „Nemodlin“ urkundlich erwähnt. Nur vier Jahre später vergab Herzog Kasimir I. von Oppeln den Ort an seinen Palatin Graf Clemens und dessen Bruder Virbecha, die Niemodlin dem Benediktinerinnenkloster Staniątki östlich von Krakau schenkten. 1260 kaufte Kasimirs Sohn, Herzog Wladislaus I. von Oppeln das Dorf vom Kloster zurück, vermutlich schon mit dem Gedanken, hier eine deutschrechtliche Stadt zu gründen.

Die Stadt Falkenberg ist dann im Jahre 1283 durch die urkundliche Erwähnung eines Bürgers und 1290 durch Nennung eines Pfarrers von „Valkenberch“ nachgewiesen. Allerdings handelte es sich nur um eine kleine ovale Stadtanlage mit 80 brauberechtigten Häusern (Stand 1532). Der Ring ist bis heute langgestreckt (40 x 350 Meter) und entstand durch die Verbreiterung der ehemaligen Dorfstraße. Die Stadt wurde im 15. Jahrhundert durch eine Stadtmauer geschützt. Das Neisser Tor im Westen und das Oppelner Tor im Osten wurden allerdings bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen.

Blick auf Falkenberg um 1800.



Aufgrund der Teilungen des Herzogtums Oppeln war Falkenberg zwischen 1313 und 1382 Residenz eines selbständigen Herzogtums. Nach dem Aussterben der oppelner Piasten im Jahre 1532 kamen Stadt und Schlossgut Falkenberg zunächst als Pfandbesitz an Matthias von Logau (1557 – 1568) und Kaspar von Pückler (ab 1572). Im Jahre 1581 erwarb letzterer die Herrschaft Falkenberg endgültig durch Kauf. Daraufhin führte er die Reformation in Falkenberg ein und baute das ehem. piastische Schloss um. Die Stadt Falkenberg war zwar Weichbildmittelpunkt, verbleib aber dauerhaft ein kleines Ackerbürgerstädtchen ohne besondere wirtschaftliche Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts slawisierte sich die Bevölkerung, durch Zuwanderung aus den Gebieten um Brieg und Grottkau wurde sie im 16. und 17. Jahrhundert jedoch wieder eingedeutscht. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt Falkenberg große Schäden. 1622 wurde die Stadt zudem rekatholisiert.

Mitte des 17. Jahrhunderts kamen Stadt und Herrschaft Falkenberg durch Erbgang an die Familie von Zierotin und 1779 an die Grafen von Praschma, die hier bis 1945 ihren Stammsitz hatten. Der erste Besitzer aus dieser Familie, Graf Johann Carl von Praschma teilte seinen Besitz, so dass nach seinem Tod 1822 die Herrschaft Tillowitz vom Falkenberg abgetrennt wurde. In preußischer Zeit wurde in Falkenberg ein evangelisches Bethaus errichtet, das allerdings heute nicht mehr besteht. Außerdem wurde die Stadt zur Kreisstadt erhoben. Dennoch entwickelte sich die Stadt auch im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert nicht sonderlich weiter. Immerhin ging die Entwicklung über die mittelalterlichen grenzen hinaus. Nach dem Eisenbahnanschluss im Jahre 1888 entstanden hier Sägewerke und Ziegeleien.


Im Jahre 1945 blieb Falkenberg fast unversehrt. Die deutsche Bevölkerung wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges jedoch vertrieben. Stattdessen siedelten sich hier polnische Migranten – teilweise aus den polnischen Ostgebieten – an. Die Stadt wurde in Niemodlin umbenannt. Zwischen 1957 und 1963 wurde die evangelische Kirche am Ring abgerissen. Heute befindet sich hier eine Grünanlage.



Schloss Falkenberg im 19. Jahrhundert (Lithographie von Duncker).


Sehenswürdigkeiten

Schloss Falkenberg

Das Schloss geht auf die Burg der Piastenherzöge im 14. Jahrhundert zurück, die hier fast 70 Jahre residierten. Unter dem adeligen Besitzer Kaspar von Pückler und seinen Nachfolgern wurde das Schloss dann Ende des 16. Jahrhunderts im Renaissancestil um einen Arkadenhof herum neu errichtet. Der Südflügel entstand zwischen 1573 und 1577, der Westtrakt mit dem wuchtigen Eingangsturm zwischen 1589 bis 1592, der Nordflügel mit der Schlosskapelle 1610. Lediglich der Wohntrakt im Osten wurde erst 1788 errichtet. Um 1870 herum wurden alle Portale umgestaltet.

Das Schloss ist von einem Landschaftspark umgeben, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anstelle der vorherigen Wallanlagen errichtet wurde. Man betritt das Schlossareal vom Ring durch ein langgestrecktes Torgebäude aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, um 1869 neogotisch umgebaut. Hinter dem Wirtschaftshof befindet sich dann rechts eine barocke Brücke aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die mit Heiligenfiguren geschmückt ist. Heute ist die vierflügelige und zumeist dreigeschossige Schlossanlage um den Innenhof mit Arkadengängen gruppiert. An der Westfassade dominiert der zentral heraustretende Torturm, unten quadratisch, im oberen Teil oktogonal, darüber von einer zweifach durchbrochenen Barockhaube bekrönt. Die Arkadengänge in den Obergeschossen sind zugemauert

Torturm mit Schlosseingang.



Ostfassade des Schlosses.

Das Innere des Schlosses ist größtenteils verfallen. Im Obergeschoss befindet sich ein Salon mit Rokokostuck aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. In einem Raum wurde eine – kitschige, aus Plastik hergestellte – Kopie des „Bernsteinzimmers“ aus dem Katharinenpalast bei Sankt Petersburg als Attraktion eingebaut. Im Nordflügel liegt die dreijochige Schlosskapelle mit Stichkappentonne. Darunter liegt die Gruft der Grafen von Praschma. Heute befindet sich das Schloss in Privatbesitz. Es wird schrittweise saniert und zu einer Touristenattraktion ausgebaut. Es kann samstags und sonntags um 12:00 oder 13:00 Uhr im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Weitere Informationen in deutscher Sprache unter:


Zamek Niemodlin

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Das "Bernsteinzimmer" von Falkenberg.

Die Beletage des Schlosses mit alten Schmuckelementen.

Kellerraum im Schloss...

... und die Gruft der Familie von Praschma.


Ring


Der langgestreckte Ring von Falkenberg reicht vom Schloss im Osten bis zur Pfarrkirche im Westen. Die historischen Gebäude stammen aus dem 18. bis 20. Jahrhundert und haben barocke, klassizistische, eklektizistische sowie Jugendstil-Fassaden.



Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt

Die katholische Pfarrkirche war von 1389 bis 1810 Kollegiatkirche. Der gotische Bau wurde im 14. und 15. Jahrhundert errichtet und nach einem Brand im Dreißigjährigen Krieg erneuert. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche zudem barockisiert. Der markante Treppengiebel im Westen wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geschaffen und im Jahre 1865 renoviert und aufgestockt.


Gesamtansicht vom Ring aus.

Der Treppengiebel aus dem 15. Jahrhundert.

Im Inneren ist v.a. das gotische Spitzbogenportal zur Sakristei mit einer Eisentür aus der Zeit um 1600 von Interesse. Der Hauptaltar im Rokokostil stammt aus dem Jahr 1834 und enthält Figuren des hl. Petrus und des hl. Paulus aus dem 18. Jahrhundert.

Hauptaltar von 1834.



Zugang zur Sakristei mit Eisentür (um 1600).


Ehem. Synagoge

An der Ausfahrtstraße in Richtung Neisse befindet sich bis heute das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude der ehemaligen Synagoge von Falkenberg. Ursprünglich war es ein einfacher, aus einem hohen und einem niedrigen teil bestehender Bau. Die Synagoge wurde während der Reichspogromnacht 1938 verwüstet, aber nicht niedergebrannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier eine Eisengießerei eingerichtet.


Heute befindet sich das Gebäude in Privatbesitz. Es wurde zu Wohnzwecken umgebaut. Dadurch ist der einstige Baukörper der Synagoge kaum mehr zu erkennen. Stattdessen wurden in die Fassade christlich-arabische Schmuckelemente eingelassen. Der jüdische Friedhof neben der Synagoge wurde vermutlich bereits von den Nationalsozialisten verwüstet, seine vollständige Zerstörung geschah jedoch erst in den 1960er Jahren, so dass heute kein einziger Grabstein mehr erhalten ist.


Nordfassade der ehem. Synagoge.


In der Umgebung

Tillowitz (Tułowice)


Dorf und Pfarrkirche Tillowitz sind urkundlich für das Jahr 1447 belegt. Ab 1604 gehörten Dorf und Umgebung zur Herrschaft Falkenberg. Nach der Teilung der Herrschaft Falkenberg im Jahre 1822 wurde Tillowitz selber unter Graf Ludwig von Praschma zum Herrschaftssitz. Dieser erbaute 1826/27 auf alten Fundamenten das Schloss Tillowitz und umgab es mit weiten Parkanlagen. Da er sich dabei finanziell übernahm, musste der Besitz 1835 an Graf Ernst von Frankenberg-Ludwigsdorf im Rahmen einer Versteigerung verkauft werden. Dessen Familie veräußerte die Herrschaft Tillowitz 1929 an die Oberschlesische Landgesellschaft, die eine Aufsiedlung der Güter durchführte. Im Schloss wurde ab 1937 eine Waldarbeiterschule eingerichtet. Seit 1889 gibt es in Tillowitz auch eine Porzellanfabrik, die einen international guten Ruf genoss.



Schloss Tillowitz im 19. Jahrhundert (Lithographie von Duncker).

Schloss Tillowitz

Schloss Tillowitz wurde in den Jahren 1824 bis 1827 als dreiflügelige, in Hufeisenform angeordnete Anlage in klassizistischem Stil in einem weiten Landschaftspark für Ludwig von Praschma erbaut. Zwischen 1879 und 1889 wurde es für die Familie Frankenberg-Ludwigsdorf im Neorenaissance-Stil umgebaut. Seit 1937 befindet sich ein landwirtschaftliches Schulungszentrum im Schloss, gegenwärtig Internat des Forstwirtschaftlichen Technikums.


Besonders markant am Tillowitzer Schloss ist der im nach Süden offenen Innenhof liegende reich dekorierte Erker mit Terrasse, bekrönt von einem Giebel mit einer Figur des Erzengels Michael, dem Wappen der Besitzerfamilie und der Jahreszahl 1889. Auf der gegenüberliegenden Nordseite befindet sich ein Portikus mit darüber liegendem Turm, bekrönt durch eine Aussichtsterrasse mit kleinen Ecktürmchen und hohem oktonalen, durchbrochenem Helm.



Weitere Fotos

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Erker mit Figur des hl. Michael.


Anreise

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