Turawa & Malapane

Turawa & Malapane

(poln. Turawa & Ozimek)

Geschichte

Der Ort Turawa soll aus einem Jagdschloss der Oppelner Piasten hervorgegangen sein, den diese im Mittelalter in den ausgedehnten Wäldern an der Malapane anlegen ließen. Nach dem Tod des letzten Oppelner Piastenherzogs, Johann dem Guten, im Jahre 1532 fiel die Besitzung an das Haus Habsburg. Die Ortschaft Turawa wird allerdings erst im Jahr 1562 zum ersten Mal erwähnt.


In den folgenden Jahrhunderten erwarben mehrere adelige Familien Turawa: Von 1596 bis 1638 war die Herrschaft im Besitz der Familie Kochtitz von Kochtitzki, von 1638 bis 1712 waren die Freiherren von Blankowski Eigentümer. Dann erwarb Martin von Löwenkron den Ort und ließ den barocken Kern des jetzigen Schlosses errichten. Zu dieser Zeit gab es in Turawa neben der Mühle nur sechs Gebäude, die von Bediensteten der Schlossherrschaft bewohnt wurden.


Über Löwenkrons Frau kam die Majoratsherrschaft Turawa 1759 in den Besitz der Familie von Garnier, die seit 1840 den Grafentitel führte. Der sechste und letzte Besitzer der Familie von Garnier war Graf Hubertus. Er wurde 1874 geboren und starb 1952 in Unstawössen, Bayern. Nach Johann Georg Knie bestanden im Jahre 1845 im Dorf ein Schloss mit Schlosskapelle, ein Vorwerk, eine Oberförsterei, eine Ziegelei, eine katholische Schule und 71 Häuser.


Schloss Turawa im 19. Jahrhundert (Lithographie nach Dunker).

Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts befanden sich an der Stelle des Ortes Malapane nur dichte Wälder. Erst als am Fluss Malapane große Raseneisenerzlager entdeckt wurden, wurden hier in den Jahren 1753/54 auf Befehl König Friedrichs II. von Preußen zwei Hochöfen erbaut. Zusammen mit mehreren benachbarten Hochöfen entstand so die erste staatliche Eisenhütte in Oberschlesien, das „Eisenhüttenwerk Malapane“, das ab 1780 Sitz eines königlichen Hüttenamtes wurde. Die Hüttenarbeiter wurden v.a. aus dem Westen Preußens angeworben. Im Jahre 1783 begann in Malapane die Produktion von gusseisernen Geschützen. Daneben war Malapane auch für Kunstgießerei bekannt. Eines der bekanntesten Werke ist die Kettenbrücke in Malapane von 1827 selbst, die die erste Kettenbrücke Europas war. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde Malapane zu einem der größten Stahlproduzenten Schlesiens.



Eisenbrücke über die Malapane (Lithographie aus dem 19. Jahrhundert).


Zwischen 1933 und 1938 wurde östlich von Turawa im Tal der Malapane der „Turawa-Stausee“ mit einem Fassungsvermögen von ca. 90 Mio. cbm angelegt, um ein Wasserkraftwerk zu betreiben. Um den Stausee herum entstand ein Naherholungsgebiet.


Als am 22. Januar 1945 die Rote Armee in Turawa einmarschierte, wurde sechs Menschen ermordet und 20 Häuser verbrannt. Die polnischen Behörden vertrieben in den folgenden Jahren einen Teil der Bevölkerung. Stattdessen siedelten sich hier Menschen aus den polnischen Ostgebieten an. Seit 2012 ist Turawa offiziell zweisprachig, polnisch und deutsch. Malapane wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Ozimek umbenannt. Das Eisenhüttenwerk wurde von der Roten Armee komplett abgebaut und als Kriegsreparation in die Sowjetunion verbracht. In der Volksrepublik Polen wurde daraufhin das Hüttenkombinat Mała Panew komplett neu erbaut. Allerdings musste dieses Werk nach der Öffnung der internationalen Märkte im Jahre 1989 die Produktion einstellen.


Sehenswürdigkeiten

Schloss Turawa


Das Schloss Turawa wurde zwischen 1728 und 1730 im Stil des Spätbarocks durch Martin von Löwenkron erbaut. 1751 und 1760/61 wurde das Schloss durch eine Schlosskapelle bzw. den Nordflügel samt Eingangstor erweitert. In dieser Zeit erhielt das Schloss auch seine Rokokodekoration. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es erneut durch die Familie von Garnier grundlegend umgebaut. Dabei erhielt es seine heutige Gestalt, bestehend aus einem Hauptbaukörper und anschließendem Nordflügel auf quadratischen Grundrissen. 

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das ehemalige Tor zwischen beiden Teilen zugemauert und das Gesamtbild vereinheitlicht. Bereits 1937 wurde erstmalig im Schloss ein Waisenhaus eingerichtet. 1945 wurde die Inneneinrichtung durch die Soldaten der Roten Armee zerstört. 1949 richteten die polnischen Behörden erneut ein Kinderheim im Schloss ein. Heute verfällt das nicht mehr genutzte Gebäude zunehmend. Es ist von einem verwüsteten Landschaftspark umgeben.


Schloss Turawa: Fassade mit Rokoko-Verzierungen.


Stausee Turawa


Der Turawa-Stausee ist seit den 1930er Jahren ein beliebtes Naherholungsziel für die Bevölkerung Oppelns. Er bietet inmitten schöner Kiefernwälder weitläufige Sandstrände, die zum Spielen und Erholen einladen. Allerdings ist das Wasser des Großen Sees nicht besonders sauber, deshalb ist zum Baden eher der Badestrand am Mittleren See (Jez. Średnie) im Süden zu empfehlen. Auf dem Großen See kann man eher mit Segelbooten fahren. So finden hier regelmäßig Regatten vom Oppelner Jacht Club statt. Auch für Angler ist der der See ein Paradies, in dem v.a. Zander gefangen werden können.



Strand am Großen Turawa-Stausee.


Eisenbrücke und Kirche in Malapane


In der Kunstgießerei von Malapane wurde in den Jahren 1823 bis 1827 die Kettenbrücke für den Ort gebaut. Sie wurde aus Gusseisen hergestellt, hat eine Länge von 31,50 Metern und eine Breite von 6,60 Metern. Insgesamt besteht sie aus 1600 Teilen. Die Kettenbrücke in Malapane war eine der ersten Kettenbrücken Europas. Ursprünglich verlief durch die Brücke eine wichtige Verkehrsachse der Stadt. Noch heute führt sie von der Kirche zum Gelände des Hüttenwerkes, wird aber nur noch als Fußgängerbrücke genutzt. Die evangelische Kirche in Malapane – die in einer Sichtachse von der Brücke errichtet wurde – wurde nach Entwürfen des Architekten Karl Friedrich Schinkel im Jahre 1819 erbaut, der Turm 1840.


Eisenbrücke mit Blick auf die ev. Kirche.


In der Umgebung

Sacrau-Turawa (poln. Zakròw Turawski)



Der Ort wurde Ende des 16. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. 1845 bestanden im Dorf eine katholische Schrotholzkirche, ein Vorwerk, ein Pechofen sowie 51 Häuser. Seit 1874 gehörte das Dorf zusammen mit drei anderen Landgemeinden und fünf Gutsbezirken zum Amtsbezirk Bierzan. 1936 wurde Sacrau in Hochfelde/OS umbenannt, nach 1945 in Zakrzów Turawski. 2012 erhielt der Ort zusätzlich den amtlichen deutschen Ortsnamen Sacrau Turawa.


Sehenswürdigkeiten

Fachwerkhäuser


Zwischen dem Dorfkern und der Pfarrkirche befinden sich entlang der Straße eine Reihe quer zur Straße stehende, gleichartige Häuser mit gemauertem Erdgeschoss und aus Fachwerk bestehendem Obergeschoss unter einem Satteldach. Diese Häuser gehören zu einer in den 1930er Jahren gebauten Wohnsiedlung, in die die Umsiedler aus den gefluteten Gebieten des Turawa-Stausees umgesiedelt wurden.



Kirche St. Petrus und Paulus


Die Schrotholzkirche wurde im Jahre 1759 mit zweijochigem Langhaus und gemauerter Sakristei errichtet. Der rechteckige Turm im Westen ist mit einem niedrigen Zeltdach mit Zwiebelhelm versehen.


Über dem Eingang befindet sich eine zwiebelförmige Überdachung. Das Schindeldach ist mehrfach geknickt. Die Kirche ist von einem Umgang umgeben, die Fassade auch mit Schindeln bedeckt.


Im Inneren zieren die Kirche eine neue Flachdecke, eine Rokoko-Kanzel aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie ein hölzerner Hauptaltar.


Zwiebelförmige Überdachung des Einganges.

Hauptaltar.

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Flachdecke mit Malereien.


Rokoko-Kanzel.


Anreise

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