Cosel wird bereits im Jahre 1104 als Grenzburg zwischen den Königreichen Polen und Böhmen erwähnt. Im Jahre 1155 hatte die Burg nachweislich den Rang einer Kastellanei. Als Kastellanei des Herzogtums Oppeln-Ratibor erscheint „Cozli“ dann auch 1245 in den Urkunden. Aufgrund der Erbteilungen der Oppelner Piasten wurde die Burg zeitweilig auch Residenzburg eines Coseler Herzogs. Beispielsweise residierte hier Kasimir II. von Beuthen-Cosel (1281 – 1312), der sein Land der Krone Böhmens als Lehen unterstellte. Vermutlich zu seiner Herrschaftszeit wurde auch die deutschrechtliche Stadt Cosel gegründet. Im Jahre 1293 wurde der Stadtsiedlung Neumarkter Recht gewährt. 1329 werden dann erstmalig der Vogt und die Ratsherren von Cosel genannt. Die planmäßig angelegte Stadt lehnte sich an die alte Burg an und bezog sie mit ein. Dadurch wurde die Straße zwischen Ratibor und Breslau geschützt. Im Jahre 1355 kam Cosel an die Herzöge von Oels, die über das Herzogtum bis 1473 herrschten. Um 1390 wurde hier der Minorit Nikolaus von Cosel, der erste deutschsprachige Oberschlesier in der Literaturgeschichte, geboren. 1431 wurde vor der Stadt ein Minoritenkloster gegründet, das aber schon im Dreißigjährigen Krieg wieder zerstört wurde. Im Jahre 1475 zog König Matthias Corvinus das Herzogtum Cosel ein und ließ es durch seinen Landeshauptmann Johann Bielik von Kornitz verwalten.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden Stadt und Herzogtum Cosel mehrfach an Adelige verpfändet, u.a. an die Markgrafen von Ansbach-Jägerndorf. Zwischen 1563 und 1617 besaß ein Zweig der Familie von Oppersdorff die Stadtherrschaft, welche die alte Burg zum Schloss ausbauen ließen. Im Dreißigjährigen Krieg befestigten die Dänen die Stadt, 1642 äscherte der schwedische General Torstenson sie ein. Nach dem Krieg führte die Stadt ein ärmliches Dasein als kaiserliches Kammergut. Statt der ehemals über 4.000 Einwohner lebten jetzt nur noch ca. 600 Menschen hier. Zwar errichteten auch die Habsburger in Cosel schon Festungsanlagen, aber erst nach der Eroberung Schlesiens durch den preußischen König Friedrich II. wurde die Stadt zur Festung ausgebaut. Umgeben von Sumpfland wurde Cosel so zur Sperrfestung am wichtigen Oderübergang. Dadurch änderte sich das Stadtbild massiv. Das zuvor außerhalb der Stadt gelegene Minoritenkloster wurde abgerissen und 1751 innerhalb der Stadt neu errichtet, dann aber 1810 schon aufgehoben.
Ansicht von Cosel um 1730 (Zeichnung von F. B. Werner)
Im Dritten Napoleonischen Krieg 1807 musste sich die Festung erstmalig bewähren. In einem schwierigen Kampf gelang es dem preußischen Kommandanten David v. Neumann die Festung gegen französische und bayrische Truppen bis zum Frieden von Tilsit zu verteidigen. Danach verlor die Festung Cosel ihren Sinn. Die Festung wurde 1873 offiziell aufgehoben. Daraufhin wurde viele alte Festungsanlagen geschleift, wodurch sich die Stadt wieder frei entwickeln konnte. Es entstand der Coseler Hafen, der zu einem der größten Binnenhäfen Europas wurde.
Die Bevölkerungszahl stieg bis 1939 auf gut 13.000 Menschen an. Im Kreis Cosel, der ca. 77 % slawischsprachige Einwohner hatte, stimmten beim Oberschlesischen Plebiszit 1921 etwa drei Viertel für Deutschland und nur ein Viertel für Polen. Cosel blieb aber ein militärischer Brennpunkt. Auch im 3. Polnischen Aufstand 1921 war das Gebiet ein Zentrum der Kämpfe zwischen Aufständischen und dem deutschen Selbstschutz. Auch im März 1945 wurde noch einmal heftig vor den Toren der Stadt gekämpft, bis es der Roten Armee gelang, die Oder zu überqueren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutschsprachige Bevölkerung komplett vertrieben und durch Neuansiedler aus Zentral- und Ostpolen ersetzt. Die jetzt zur Volksrepublik Polen gehörige Stadt erhielt den Namen Koźle. Im Jahre 1975 wurde Cosel mit dem östlich der Oder gelegenen Ort Kandrzin zu Kędzierzyn-Koźle vereinigt.
Pfarrkirche St. Sigismund
Westfassade mit Turm.
Die Coseler Pfarrkirche wurde bereits im Jahre 1293 erstmalig urkundlich erwähnt. Der gegenwärtige Bau mit gotischen Elementen entstand aber nach einem Brand im Jahre 1454. Während der Reformation stand die Kirche leer. Um 1570 wurde der Bau auf Veranlassung von Johann von Oppersdorff erneuert. Von der geplanten Zweiturmfassade wurde aber nur ein Turm realisiert. Der Turm ist bekrönt von einem geschleppten Satteldach und zwei Giebeln. Die Kirche war bis ins beginnende 17. Jahrhundert Zentrum einer Johanniterkommende, danach unterstand sie bis 1810 der Johanniterkommende Gröbnig. Aus dieser Zeit stammt der Schlussstein über dem Eingangsportal, die Jahreszahl 1511 und ein Johanniterkreuz zeigend. Der Kirchenbau wurde 1858 renoviert und zwischen 1897 und 1899 durch eine Neugestaltung der Fassade regotisiert. Dadurch wurde die Sgraffitodekoration von 1570 zerstört.
Das Innere der Kirche wurde vor 1934 renoviert. Dabei wurden die Altäre ausgetauscht. Der älteste Teil der Kirche ist die Kapelle der hl. Mutter Gottes, die wohl bereits 1323 eingeweiht wurde. Darin befindet sich in einem modernen Altar die „Gottesmutter von Cosel“, ein gotisches Mariengemälde aus der Zeit um 1420 im böhmischen Stil. Schon 50 Jahre später bestand hier eine Bruderschaft.
Schlussstein mit Jahreszahl 1511 und Johanniterkreuz.
Madonnenbild von Cosel, um 1420.
Die gotische Marienkapelle.
Schloss
Die gotische Anlage stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert, als sie Residenz der Herzöge von Cosel war. Zwischen 1558 und 1562 wurde sie durch den Pächter der Herrschaft Cosel, Otto von Zedlitz, ausgebaut. Damals bestand das Schloss aus einem Turm mit Mauerring, in der südöstlichen Ecke ragt bis heute ein viereckiger Turm aus der Mauer heraus. Der Vorburgkomplex war aus Holz. Dieser Bereich wurde zwischen 1563 und 1584 durch Johann von Oppersdorff mit kaiserlichen Geldern im Renaissancestil ausgebaut. Im 19. Jahrhundert fand ein weiterer Umbau statt, dabei wurde der Turm abgetragen wurde. Stattdessen wurden hier Bürgerhäuser errichtet. 1945 wurden auch die Reste der Anlage zerstört. Vom gotischen Komplex haben sich nur zwei Wirtschaftsgebäude sowie die Umrisse der äußeren Erfassungsmauer mit einem halbrunden Wehrturm erhalten. Die zweigeschossigen Gebäude der ehemaligen Vorburg wurden 1807 zum Garnisonskrankenhaus umfunktioniert, sie umschließen einen Innenhof. Seit 2019 wurde die alte Hauptburg teilweise rekonstruiert und zum Museum umgebaut.
Alter Burgturm in der Südostecke.
Gebäude der ehemaligen Vorburg.
Festungsanlagen und Montalembert-Turm
Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt verschanzt und mit einem Wassergraben umgeben, weitere Fortifizierungsmaßnahmen folgten. Aber erst nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen wurde Cosel in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wirklich zu Festung ausgebaut. Stadt und Festung sahen daraufhin aus wie ein sechszackiger Stern mit einem starken Brückenkopf östlich der Oder. Von besonderer Bedeutung war die Festung im Dritten Napoleonischen Krieg, als sie unter dem Kommandanten von Neumann im Jahre 1807 der Belagerung durch feindliche Truppen widerstehen konnte. Bis heute blieben davon aber nur Trümmer und Reste übrig. Das kostbarste Fragment ist das alte „Friedrich Wilhelm Fort“, nach dem Architekten auch Montalembert-Turm genannt. Die dreigeschossige Anlage wurde 1805/06 auf dem rechten Oderufer im heutigen Stadtteil Klodnitz aus Backsteinen erbaut. Das Fort ist 24m hoch und 34m breit. Hier konnten 28 Geschütze mit Mannschaften und Vorräten untergebracht werden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Bau zur Bierbrauerei umgebaut, 1945 brannte er aus.
Schleuse und alter Hafen
Der Hafen von Cosel war über lange Zeit einer der wichtigsten Binnenhäfen Europas, denn er verband über den Klodnitz-Kanal das oberschlesische Industriegebiet mit der Oder. Heut erinnern nur noch wenige hydrotechnische Bauten an diese Zeit.
Eine davon ist die Coseler Schleuse, die nur 5,3m x 41,9m groß ist. Sie wurde im Jahre 1830 als eine der ersten fünf Schleusen aus Stein auf der Oder erbaut und 1904 erneuert, um größere Einheiten bedienen zu können. Sie wird noch bis heute mit Muskelkraft bedient und dient lediglich touristischen Zwecken.
Coseler Schleuse (l.).
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Alter Speicher im Hafen von Cosel.
Muzeum Ziemi Kozielskiej (Museum des Coseler Landes)
Seit 2019 hat die Stadt Cosel ein neues Museum zur Heimatgeschichte. Es ist in der alten Burg von Cosel untergebracht und zeigt die Überreste eines Wehrturms aus dem 13. Jahrhundert – unter einer Glaspyramide. Dieser Turm gehört zu den ältesten nichtsakralen Bauwerken Oberschlesiens. Er hat eine Grundfläche von 9,30m x 9,45m und eine Mauerstärke von 1,30m. An den Ecken befanden sich etwa 95cm breite Strebepfeiler. Bis heute sind die Überreste des Turms bis zu einer Höhe von zwei Metern erhalten geblieben. Sie befinden sich aber ca. 4,50m unter dem Hofniveau. Vermutlich war der Turm ursprünglich drei oder vier Stockwerke hoch. Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die sonstigen Holzbauten durch eine 42m x 42m große Backsteinmauer ersetzt.
Die Schlossmauern und -keller wurden beim Umbau zum Museum 2019 restauriert und für die museale Nutzung angepasst. Seitdem werden im Museum archäologische Funde, Alltagsgegenstände aus der Vergangenheit und bewegte Bilder zur Geschichte Cosels gezeigt. Zentrales Ausstellungstück ist eine Kopie des Ölgemäldes „Die Belagerung von Cosel“ von Wilhelm von Kobel aus dem Jahre 1808, dessen Original sich in der Münchener Pinakothek befindet. Es zeigt bayrische und württembergische Truppen bei der Belagerung von Cosel im Dritten Napoleonischen Krieg 1807. Die Schrifttafeln im Museum sind zwar durchgehend nur in polnischer Sprache, durch einen QR-Code kann man sich aber alle Texte auch auf Deutsch auf das Handy laden. Weitere Informationen zum Museum erhalten Sie in deutscher Sprache unter:
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Glaspyramide im alten Schlosshof.
Die Grundmauern des alten Burgturms.
Ausstellung im Burgkeller...
Mit historischen Bügeleisen, ....
sakralen Ausstellungstücken und ...
Und das Bild: „Die Belagerung von Cosel“ von Wilhelm von Kobel aus dem Jahre 1808.
Schloss Wiegschütz
(1936 – 1945 Neumannshöh, poln. Większyce)
Seit 1852 befand sich das Gut Wiegschütz im Besitz des Kommerzienrates Marc Heymann. In den 1860er Jahren legte er einen 22ha großen Landschaftspark an, bis 1871 wurde anstelle eines älteren hölzernen Gebäudes das Schloss fertiggestellt. Heymann besaß den Palast bis 1912, dann verkaufte er ihn an Emil Phyrkosch, den Besitzer einer der damals größten chemischen Düngemittelfabriken in Ratibor. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg stiftete Emil Phyrkosch das gesamte Anwesen für soziale Zwecke, woraufhin hier ein Kindergarten eingerichtet wurde.
Von 1946 bis 1986 wurde das Schloss als Volkshochschule genutzt. Seit 2003 befindet es sich in Privatbesitz. Ein Jahr später begannen Bau- und Restaurierungsarbeiten, um dem Schloss sein Aussehen vom Ende des 19. Jahrhunderts wiederzugeben. Insbesondere die alten Polychromien wurden freigelegt und einer Konservierung unterzogen. Heute beherbergt das Schloss ein Restaurant mit schlesischer wie internationaler Küche.
Detail der Fassade.
Hauptspeisesaal.
Kleiner Speisesaal.