Die Besiedlung der Gegend um Jägerndorf geht bis in die Steinzeit zurück. Im Mittelalter, insbesondere im 12. und 13. Jahrhundert, riefen die böhmischen Könige Deutsche ins Land, um die dünn besiedelten Gebiete zu erschließen. Diese neuen Siedler waren Bauern, Handwerker, Kaufleute und Bergleute, die halfen, das Land zu kultivieren. Der Ort Jägerndorf wurde erstmals 1240 als „Kyrnow“ in einer Urkunde von Wenzel I. erwähnt. 1253 tauchte der Name „Jegerdorf“ erstmals im Zusammenhang mit dem Vogt Siegfried auf. Die genaue Vergabe der Stadtrechte ist unklar, doch 1279 wurden sie durch die Regentin Kunigunde bestätigt. Im 14. Jahrhundert entstand eine florierende Handwerkskultur, vor allem in der Leinen- und Tuchherstellung, und 1335 wurde ein Schöffengericht eingerichtet. Jägerndorf erlebte im späten Mittelalter mehrere Herrschaftswechsel. Nachdem der böhmische König Ottokar II. gefallen war, ging Jägerndorf 1269 über an seinen unehelichen Sohn Nikolaus I. von Troppau, der das Herzogtum Troppau begründete.
Ab 1377 wurde Jägerndorf selbst zum Herzogtum erhoben, nachdem es unter Johann I. von Troppau in dessen Besitz übergegangen war. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer mehrfach, begleitet von kriegerischen Auseinandersetzungen. 1474 wurde die Stadt von Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus erobert und niedergebrannt. Ab 1523 übernahm Markgraf Georg der Fromme von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach das Herzogtum Jägerndorf. Er vertrieb den seit dem 13. Jahrhundert ansässigen Deutschen Orden aus seinen Besitzungen und führte die Reformation ein. Damit wurde Jägerndorf zu einem Zentrum des Protestantismus in Oberschlesien. Gleichzeitig wurde die Stadt durch massive Stadtmauern und Tore sowie die Pflasterung der Straßen modernisiert. Nach Georgs Tod setzte sein Sohn Georg Friedrich die Herrschaft fort.
Herzogtum Jägerndorf im 18. Jahrhundert.
Das Rathaus am Franz-Josephs-Platz um 1910.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Jägerndorf schwer verwüstet, als nacheinander Dänen, Truppen Wallensteins und Schweden die Gegend plünderten. Die Stadt verlor ihre Bedeutung als Herzogtum, nachdem sie 1623 an Karl I. von Liechtenstein übergeben wurde, der die Rekatholisierung der Region einleitete und die Stadt mit dem Herzogtum Troppau vereinte. In den darauffolgenden Jahrhunderten blieb Jägerndorf im Besitz der Familie von Liechtenstein. 1742, nach dem Ersten Schlesischen Krieg, verlor Österreich einen Teil des Herzogtums Jägerndorf an Preußen, und die Stadt wurde zur Grenzstadt. Obwohl Jägerndorf politisch an Bedeutung verlor, entwickelte sie sich im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Industriezentrum, besonders durch den Bau der Mährisch-Schlesischen Zentralbahn, die Verbindungen nach Wien, Breslau und Krakau schuf. Dadurch wurde die Stadt zu einem Knotenpunkt für den Textilhandel. Die Textilindustrie war mit 27 Betrieben ein bedeutender Wirtschaftszweig, und die Stadt erlangte Weltruhm für ihre Produkte. Zudem wurde die Rieger-Orgelfabrik zu einem international bekannten Unternehmen.
1918, kurz vor der Gründung der Tschechoslowakei, wurde Jägerndorf von tschechoslowakischen Truppen besetzt und erhielt den Namen Krnov. Die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren traf die Stadt schwer und führte zur Schließung vieler Betriebe. Vor dem Münchner Abkommen 1938 lebten in der Stadt rund 90 Prozent Deutsche, und nach der Besetzung durch das NS-Regime wurde die Stadt Teil des Reichsgau Sudetenland. Die jüdische Gemeinde, die vor der Zeit des Nationalsozialismus etwa 600 Mitglieder zählte, wurde enteignet und viele ihrer Mitglieder in Konzentrationslager deportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jägerndorf 1945 von der Roten Armee eingenommen und wieder Teil der Tschechoslowakei. Die deutsche Bevölkerung wurde größtenteils vertrieben, und die Stadt wurde vor allem von Mährern, Sinti und Roma sowie griechischen Bürgerkriegsflüchtlingen neu besiedelt.
Stadtschloss der Herzöge von Ansbach-Jägerndorf
Das spätgotische, festungsähnliche Schloss mit Renaissance-Elementen wurde ab 1531 von brandenburgischen Baumeistern errichtet und löste die verfallene Schellenburg ab. Es wurde in die Stadtbefestigung integriert und diente zunächst als Sitz der Herzöge von Jägerndorf. Nach einem Stadtbrand im Jahre 1779 wurde es barock umgebaut. Seit der Verstaatlichung 1945 dient die Anlage als Verwaltungssitz eines Forstbetriebes. Heute befindet sich hier auch ein Restaurant.
Eingang von der Stadtseite.
Deutsche Inschrift auf der Innenseite des Eingangsflügels.
Pfarrkirche St. Martin
Die Kirche wurde zum ersten Mal im Jahre 1281 urkundlich erwähnt und unterstand ursprünglich dem Deutschen Orden. Die gotische Pfarrkirche St. Martin stammt aber aus dem 14. Jahrhundert, wurde aber während der Renaissance und während des Barocks ausgebaut. Die Kirche hatte ursprünglich nur einen Turm, der zweite wurde erst im 16. Jahrhundert angebaut. Besonders litt die Kirche bei dem Stadtbrand von 1779, bei dem das Gewölbe einstürzte. Das Kircheninnere musste daher im Barockstil mit Klassizismus-Elementen rekonstruiert werden. Vor der Pfarrkirche befinden sich noch Reste der alten Stadtmauer.
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Minoritenkirche und Minoritenkloster
Das Minoritenkloster in Jägerndorf wurde im Jahre 1273 gegründet. Während der Reformation wurde es von den Mönchen verlassen. Erst in der Zeit der Gegenreformation, im Jahre 1650, konnten diese wieder in das Kloster zurückkehren, wo sie dann mehrere Jahrhunderte verbleiben konnten. Das Gebäude wurde ab 1911 zum Stadtmuseum, später zu einem Hotel.
Die zweitürmige angeschlossene Klosterkirche Mariae Geburt stammt aus dem 14. Jahrhundert, wurde aber 1766 im barocken Stil umgebaut, wie sie noch heute aussieht.
Heilig-Geist-Hospital
Die Kirche des im 13. Jahrhunderts gegründeten Heilig-Geist-Hospitals weist Fresken aus dem 15. Jahrhundert auf. Dabei handelt es sich um 27 Bilder aus dem Alten und Neuen Testament. Das Spital diente ursprünglich als eine Zufluchtsstätte für 12 körperlich und geistig kranke Männer und Frauen. Heute dient das rekonstruierte Gebäude als Konzertsaal mit einer Orgel.
Rathaus und Ring
Das Wahrzeichen des nicht symmetrischen Jägerndorfer Ringes ist das Rathaus im Neorenaissance-Stil. Es wurde von 1901 bis 1903 an der Stelle des alten Rathauses aus dem 16. Jahrhundert erbaut. Der reich verzierte Turm ist 52 Meter hoch und eine Kopie des Turms des Währinger Rathauses in Wien. Ein weiteres städtisches Wahrzeichen ist die Stadtsparkasse, die mit dem Rathaus verbunden ist. Das Jugendstil-Barock-Gebäude mit einer reich gegliederten Fassade wurde 1906 bis 1907 errichtet.
Das Rathaus von 1906/07.
Sparkassengebäude neben dem Rathaus.
Jugendstilgebäude am Ring.
Synagoge
Der älteste Hinweis auf eine jüdische Siedlung in Jägerndorf stammt aus dem Jahre 1386, im Jahre 1535 wurden jedoch alle Juden aus der Stadt vertrieben. Erst im 19. Jahrhundert siedelten sie sich hier wieder an. Die Synagoge in Jägerndorf wurde deshalb erst 1871 von der örtlichen jüdischen Gemeinde erbaut. Sie wurde im neuromanischen Rundbogenstil nach Plänen des Architekten Ernst Latzel errichtet und ist durch ihre zwei Türme weithin sichtbar. Im November 1938 verhinderte ein Stadtratsbeschluss die Zerstörung der Synagoge während des Pogroms, indem sie kurzfristig zur Markthalle umfunktioniert wurde. Dabei wurden die Einrichtungsgegenstände versteckt und Kultgegenstände wie Tora-Rollen gerettet. Nach dem Krieg diente das Gebäude als Lager und später als Archiv. 1994 ging es an die jüdische Gemeinde in Olmütz über, wurde aber erst nach dem Hochwasser von 1997 umfassend renoviert, wobei die maurisch-sephardische Inneneinrichtung originalgetreu wiederhergestellt wurde.
Tora-Schrein mit Vorhang (Parochet).
Innenraum der Synagoge.
Burgberg mit Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes
Auf dem Burgberg bei Jägerndorf wurde zwischen 1722 und 1727 die weithin sichtbare Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes errichtet. Diese ist im Hauptaltarsbild dargestellt. Die Seitenkapellen sind dem Heiligen Michael, der Jungfrau Maria, der Heiligen Anna sowie dem Heiligen Jan von Nepomuk und dem Heiligen Lorenz geweiht.
Seit dem 17. Jahrhundert wird eine Geschichte über eine Heilkraft des im Hauptaltar platzierten Gemäldes der Jungfrau Maria überliefert.
Zwischen 2007 und 2008 wurden die Kreuzwegkapellen in der Nähe der Kirche restauriert.
Blick ins Kircheninnere.
Ansicht der Kirche.
Kreuzwegkapelle ...
... und ein Kreuz mit Kapelle im Hintergrund.
Liechtensteinwarte (Cvilín)
Die Liechtensteinwarte auf dem Burgberg bei Jägerndorf wurde 1902 bis 1903 nach Plänen von Ernst Latzel für den Mährisch-Schlesischen Sudeten-Gebirgsverein (MSSGV) mit finanzieller Unterstützung des Prinzen von Liechtenstein erbaut. Der Turm wurde am 11. Juni 1903 eröffnet.
Ursprünglich war er 35 Meter hoch, verlor jedoch nach Kriegsreparaturen seinen oberen Aufsatz. Von der Liechtensteinwarte aus bietet sich ein Blick auf Jägerndorf, die Beskiden im Osten und das Hohe Gesenke im Westen.
Blick von der Liechtensteinwarte.
Gesamtansicht.
Eine Besonderheit: „KOFOLA“
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte der Apotheker Gustav Hell in Troppau einen Extrakt aus Kaffeebohnen, das als Grundlage für einen Sirup diente. Ein Pharmaunternehmen in Troppau nutzte diesen Extrakt, als es nach einer Verwendungsmöglichkeit für das überschüssige Koffein suchte, der beim Kaffeerösten anfiel. Diese Entwicklung passte gut zu den Plänen der kommunistischen Regierung der ČSSR, die Staatsbetriebe dazu aufforderte, eigene Getränke als Ersatz für westliche Produkte wie Cola zu entwickeln. So entstand 1960 die Kofola. Das Getränk wurde so beliebt, dass es heute in Tschechien und der Slowakei Coca Cola Konkurrenz macht und sogar häufiger getrunken wird. Der Sirup wird inzwischen in Jägerndorf von Kofola A.S. zu dem beliebten Getränk verarbeitet und abgefüllt. Der Geschmack der Kofola ist anfangs gewöhnungsbedürftig und erinnert an alkoholfreien Jägermeister, doch mit der Zeit mundet es immer besser.