Krappitz

Krappitz (Krapkowice)

Geschichte

 Krappitz hat vermutlich slawische Wurzeln, denn die 1324 urkundlich erwähnte Vorstadt Oracze soll ursprünglich eine alte Fischersiedlung gewesen sein. Die an der Mündung der Hotzenplotz in die Oder gelegene Stadt Krappitz wird erstmalig 1294 als „Crapicz“ mit Vogt und Bürgern urkundlich genannt. Sie wurde regelmäßig in Gitterform mit zentralem Ring angelegt. Teile der mittelalterlichen Stadtmauer mit dem Obertorturm haben sich bis heute erhalten. In den 1530er Jahren zählte die Stadt mit 73 brauberechtigten Häusern zu den kleineren Städten in Oberschlesien. Die Bewohner lebten insbesondere vom Nahhandel, dem Handwerk und der Landwirtschaft. Die Pfarrkirche St. Nikolai wird erstmals im Jahre 1330 mit Pfarrer erwähnt. Im Jahre 1416 stiftete der Erbvogt der Stadt Peter Temchin ein Hospital. 

Bei den Teilungen des Herzogtums Oppeln durch die Piasten im 14. Jahrhundert kam Krappitz 1313 an Albert von Groß Strehlitz. Nach dem Aussterben des Oppelner Piastengeschlechts 1532 unterstand die Stadt dem Markgrafen Georg von Ansbach-Jägerndorf und danach Königin Isabella von Ungarn als Pfandherren. Unter deren Herrschaft fand auch die Reformation in Krappitz Einzug. Im Jahre 1557 wurde Krappitz dann zur Mediatstadt, zunächst durch Verpfändung an Joachim Buchta von Buchtitz und 1582 durch Verkauf an Hans von Redern, der nicht nur die Stadt, sondern auch die umliegenden Dörfer erwarb.

Die Stadt Krappitz, Kupfersich nach F. B. Werner, um 1750.

Noch im 16. Jahrhundert errichtete die Familie von Redern eine hölzerne Brücke über die Oder, welche Krappitz mit Ottmuth verband. Die Nachfahren von Hans von Redern wurden 1669 in den Grafenstand erhoben. Sie behielten die Herrschaft Krappitz bis 1759 im Besitz. Unter der Herrschaft dieser Familie wurde auch 1678 das Schloss in Krappitz erbaut. Nach dem Tod der Witwe des Grafen Heinrich Adolf von Redern erwarb 1766 Christian Heinrich Karl von Haugwitz den Besitz. Seine Familie blieb bis 1945 in Krappitz ansässig.



Schloss Krappitz um 1900, Postkarte.

Die Stadt Krappitz erlebte 1722 und 1854 zwei große Brände, welche die Altbausubstanz der Stadt vernichteten. Beim zweiten Brand wurde auch das Rathaus auf dem Ring zerstört und nicht wiederaufgebaut. Die bis dahin verbreitete Holzbauweise wurde danach aufgegeben und durch moderne Steinbauweise ersetzt. Einen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnete Krappitz nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Gogolin nach Neustadt im Jahre 1896 und dem etwa gleichzeitig stattfindenden Abschluss der Kanalisierung der oberen Oder. Neben den bereits bestehenden Ziegeleien und Mühlen entstanden mehrere Industriebetriebe in der Stadt: die „Smyrna und Perser-Teppichfabrik Vally und P. Kottlars“ (vor 1889), die „Papier- und Pappenfabrik“ (1897/1901) sowie die „Oberschlesischen Natron- und Zellstoffwerke“ der Grafen Henckel von Donnersmarck (1906). Dementsprechend nahm die Bevölkerung von Krappitz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich zu. Gleichzeitig stieg der Anteil deutschsprachiger Bevölkerung von 34% (1831) auf 61% bei 29% Zweisprachigen (1905) an. Der Anteil der Evangelischen in Krappitz betrug bis 1945 kontinuierlich um die 10%. Die deutschsprachige Bevölkerung wurde nach Kriegsende 1945 vertrieben. Im Jahre 1956 wurde aus Teilen der bisherigen Kreise Neustadt, Oppeln und Groß Strehlitz ein neuer Kreis Krappitz gebildet, der bis heute besteht. 1962 wurde durch Eingemeindung auch der auf der rechten Oderseite liegende Ort Ottmuth ein Teil von Krappitz. Im Jahre 1997 litt die Gemeinde stark unter dem „Jahrhunderthochwasser“ der Oder.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Krappitz

 Schlossfassade zur Hotzenplotz.

Unter der Herrschaft der Familie von Redern wurde 1678 am Rand der Innenstadt von Krappitz anstelle eines älteren Vorgängerbaus das Schloss als barocke vierflügelige Anlage mit Arkadenhof errichtet. Nach dem großen Brand der Stadt im Jahre 1722 wurde es umgebaut, 1838 verlassen und 1852 restauriert. Heute enthält der Bau eine Schule, eine Bibliothek sowie weitere öffentliche Einrichtungen. Das Ost- und das Westportal zeigen Barockformen.
Eingang zum Schloss von der Stadt aus.

Arkadenhof des Schlosses.

Pfarrkirche St. Nikolai

Die Kirche wurde 1330 erstmalig erwähnt. Von 1534 bis 1626 war sie protestantisch, davor und danach katholisch. Der heutige Bau entstand vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts im gotischen Stil. Die Kirche wurde aber im 16. Jahrhundert, um 1725 und im 19./20. Jahrhundert mehrfach umgebaut. Der Hauptaltar ist neogotisch. Interessant sind die Epitaphe in der Südkapelle, darunter die lebensgroße Figur der Anna von Redern, geb. Login (+1576). (unten)

Frühneuzeitliche Epitaphe.



Ansicht vom Ring aus.

Grabplatte mit Wappen der Freiherren von Redern in der Seitenkapelle.

Stadtmauer und Obertorturm

Die Stadtbefestigung von Krappitz wurde bereits 1384 und 1418 urkundlich erwähnt. Erhalten hat sich v.a. ein größerer Teil der Ringmauer im Nordwesten der Altstadt. Hier befindet sich auch der Obertorturm, ein Wehrbau aus Bruchstein mit quadratischem Grundriss – vermutlich aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Turm ist von einer Renaissance-Attika aus Backstein aus dem Jahre 1580 gekrönt.



Bruchsteine in der Stadtmauer.


Obertorturm von Nordosten.


Industriearchitektur

Nördlich der Altstadt von Krappitz haben sich mehrere Kalkbrennöfen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten. Dabei handelt es sich um konkav zulaufende Werksteinbauten auf i.d.R. kreisförmigem Grundriss in Form einer abgeschnittenen Pyramide. Die Schornsteine sind aus Backstein.

Nur wenige hundert Meter weiter nördlich befindet sich das mit einem Uhrturm versehene Gebäude der Krappitzer Papierfabrik aus dem Jahre 1897.

Krappitzer Papierfabrik.


Kalkbrennofen im Norden von Krappitz.


In der Umgebung

Ottmuth (Otmęt)

Burg und Kirche in Ottmuth, F. B. Werner um 1750
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Der am rechten Oderufer gegenüber von Krappitz liegende Ort Ottmuth ist vermutlich das älteste Fischerdorf der Umgebung. Bereits im 13. Jahrhundert befand sich hier eine Wehranlage, wie die Funde von Grundmauern bei archäologischen Untersuchungen erbrachten. Die dortige Burg gehörte zwischen 1316 und 1514 der Familie Strzela, anschließend Lukas Buchta von Buchtitz. 1631 erwarben die Herren von Oppersdorff das Dorf Ottmuth. In der Mitte dces 19. Jahrhunderts war der Ort im Besitz der Familie von Wyszecki, die hier Ackerbau und Kalkbrennerei betrieb. Das Dorf umfasste 68 Wirtschaften. 1930 wurden hier die Bata-Schuhwerke, die aber erst in polnisch-kommunistischer Zeit größere Bedeutung gewannen, gegründet. Im Zusammenhang damit vergrößerte sich die kleine Dorfgemeinde im 20. Jahrhundert, bis sie 1962 nach Krappitz eingemeindet wurde.

Ottmuth - Wehrkirche

Der heute noch als Ruine vorhandene Schlossbau in Ottmuth wurde im 16. Jahrhundert von Lukas Buchta von Buchtitz begonnen und im 17. Jahrhundert durch die Familie von Oppersdorff beendet, allerdings im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Die dortige Pfarrkirche, 1223 als Pfarrei „Ocnant“ erstmalig erwähnt, war ursprünglich mit der Burg verbunden. Die Kirche ist bis heute von einer über 2 Meter hohen Mauer mit Schießscharten aus dem 15. Jahrhundert umgeben. Teile des heutigen Kirchenbaus reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. 1902 wurde die neobarocke Saalkirche unter Verwendung eines Teils der alten Außenmauern des Vorgängerbaus errichtet. Von diesem haben sich lediglich der Westturm mit oktogonalem Aufsatz aus dem 16. Jahrhundert sowie Teile der südlichen Vorhalle erhalten. Nach einem Brand beim Kriegsende 1945 wurde die Kirche – zusammen mit dem ursprünglich aus dem Jahr 1801 stammenden Turm – wiederaufgebaut.

Mauer der Wehrkirche in Ottmuth mit Eingangstor
"Gemeinde Krappitz / Gmina Krapkowice"
(Video: Kraína św. Anny)

Anreise

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