Frühe Neuzeit

 Frühe Neuzeit (1532 – 1740)

Vom Tod des letzten Piastenherzogs, Johann dem Guten, 1532 bis zur Eroberung Schlesiens durch den Preußenkönig Friedrich II. im Jahre 1740 gehörten alle Teile Oberschlesiens als Nebenländer der böhmischen Krone unter die Herrschaft des Hauses Habsburg. Doch auch die Hohenzollern versuchten ihren Einfluss in Oberschlesien auszudehnen. Das Herzogtum Jägerndorf war bereits 1523 durch Kauf in den Besitz des Hohenzollern Georg von Ansbach gekommen. Dieser schloss mit Herzog Johann von Oppeln-Ratibor einen Erbverbrüderungsvertrag, konnte nach dessen Tod 1532 aber auf Druck Kaiser Ferdinands I. nur den lebenslangen Pfandbesitz über das Herzogtum antreten. Danach wurde der Hauptteil Oberschlesiens, das Herzogtum Oppeln-Ratibor, von Landeshauptmännern direkt für den Kaiser verwaltet. Lediglich die kleineren südlichen Herzogtümer verblieben noch einige Zeit im Besitz verschiedener lokaler Fürstengeschlechter.

Im 16. Jahrhundert setzte sich auch in Oberschlesien immer mehr die Reformation durch, u.a. befördert durch den Hohenzollern Georg von Ansbach, der auch „der Fromme“ genannt wurde. Das katholische Haus Habsburg unterstützte hingegen die Gegenreformation. Insbesondere während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) konnte fast ganz Oberschlesien wieder für den Katholizismus gewonnen werden, während Niederschlesien halb evangelisch und halb katholisch blieb. Als Zentrum des oberschlesischen Protestantismus verblieb lediglich das Herzogtum Teschen, welches bis zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges von einem Zweig der schlesischen Piasten regiert wurde. Während des Dreißigjährige Krieges wurde Oberschlesien mehrfach von kaiserlichen als auch von schwedisch-sächsischen Truppen heimgesucht und geplündert. Von 1647 bis 1666 waren die Herzogtümer Oppeln und Ratibor vom Kaiser an die polnische Krone verpfändet, so dass die letzten Kriegsjahre hier friedlich verliefen. Stattdessen flüchtete sich König Johann Kasimir von Polen im Jahre 1655 während des Schwedisch-Polnischen Krieges nach Oberglogau.

Herzogtum Oppeln um 1730 (nach F. B. Werner).
Kloster Rauden (19. Jahrhundert).

Eine einheitliche Politik war in Oberschlesien aber nicht nur wegen der religiösen Gegensätze erschwert, sondern auch wegen der sprachlichen Vielfalt. In den Herzogtümern Jägerndorf und Troppau wurde sowohl Deutsch als auch Lachisch (ein tschechischer Dialekt) gesprochen. So war Troppau z.B. eine deutsche Sprachinsel in einem tschechischsprachigen Umfeld. Im Teschener Herzogtum waren hingegen alle drei Sprachen, Tschechisch, Deutsch und Polnisch vertreten. In den Herzogtümern Oppeln und Ratibor dominierte hingegen der lokale polnische Dialekt, der auch „dialectus aquatico polonica“ oder „Wasserpolnisch“ genannt wurde. Deutschsprachig war hier v.a. die Stadtbevölkerung. Lediglich im damals noch nicht zu Oberschlesien gerechneten Neisser Bistumsland dominierte eindeutig die deutsche Sprache.
Auch nach dem Dreißigjährigen Krieg hielt die Welle der Rekatholisierung in Oberschlesien an. Zahlreiche Jesuitenmissionen entstanden, Klöster wurden neu gebaut oder renoviert. Es handelt sich um die Zeit des Barock in Oberschlesien, in der zahlreiche weltliche und geistliche Prunkbauten entstanden. Die letzte evangelische Kirche Oberschlesiens, die Schlosskapelle von Pless, durfte von 1660 an nur noch durch die Grafen von Promnitz selber genutzt werden. Erst mit der Altranstädter Konvention von 1707 erhielten die oberschlesischen Protestanten eine „Gnadenkirche“ in Teschen.

Wappen der oberschlesischen Adelsfamilie Twardawa.


 Schloss und Gut Klein-Pramsen bei Zülz.
Wirtschaftlich war die Zeit der Habsburger-Herrschaft in Oberschlesien durch den Auf- und Ausbau der Gutswirtschaft gekennzeichnet. Die ehemals freien Bauern verloren bereits im 16. Jahrhundert immer mehr von ihren Freiheiten. Stattdessen mussten sie die immer größer werdenden Gutsäcker des Adels sowie der Geistlichkeit beackern. Hinzu kamen weitere Fuhr- und Erntedienste. In einigen Teilen Oberschlesiens hatten die Bauern so bis zu sechs Tage pro Woche auf dem herrschaftlichen Acker zu arbeiten. Insbesondere östlich der Oder herrschte zudem das „lassitische“ Besitzrecht, das eine sofortige Entfernung des Bauern durch den Grundherrn von seinem Grund und Boden erlaubte. Stattdessen wurden die wüst gewordenen oder „gelegten“ Bauernstellen in Gärtnerstellen umgewandelt. Insbesondere durch das „Bauernlegen“ erweiterten die Gutsherren ihre Äcker zu Lasten der Bauern.

Die Gärtner besaßen im Gegensatz zu den Bauern keine Pferde und keine größeren Äcker. Stattdessen bestritten sie ihr Leben vorrangig durch die Zwangsarbeit auf den Gutshöfen. Hier oblagen ihnen die Handarbeiten, insbesondere das Mähen und Ausdreschen des Getreides. Seit dem 17. Jahrhundert wurde ein weiterer Stand geschaffen, der Häusler, der nur noch ein kleines Haus mit Garten besaß. Der Einfluss des Adels war daher in Oberschlesien sehr stark. Um das Jahr 1700 waren auch etwa 60% der oberschlesischen Städte in adeligem Besitz. In der preußischen Historiographie wird Oberschlesien daher um 1740 als herabgewirtschaftetes Land, gekennzeichnet durch ungerechten Steuerdruck und religiöse Verfolgung, dargestellt.

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