Wiese-Pauliner (Mochów Pauliny)

Geschichte


Nachdem das Kloster im Dreißigjährigen Krieg wieder gelitten hatte, wurde es im Jahre 1655 berühmt, als der polnische König Johann Kasimir im polnisch-schwedischen Krieg in das benachbarte Oberglogau floh und die Muttergottes-Ikone aus Tschenstochau für mehrere Monate im benachbarten Kloster Wiese unterbringen lies. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden dann Kloster und Klosterkirche in barockem Stil erneut aufgebaut. Nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen wurde das 1810 im Rahmen der Säkularisation wie alle anderen Klöster in Schlesien auch aufgehoben und der Besitz verstaatlicht. Das Madonnenbild wurde in die benachbarte Pfarrkirche von Deutsch Müllmen (Wierzch) abgegeben.
Erst 1844 wurde die ehemalige Klosterkirche zur Pfarrkirche für die neue Pfarrei Wiese-Pauliner gemacht. Zu dieser gehörten die benachbarten Dörfer Leschnig, Blaschewitz, Mochau und Dirschelwitz. Im ehemaligen Klostergebäude wurde eine Krankenheilanstalt der Borromäerinnen eingerichtet. Die Borromäerinnen wirkten hier bis 1998. Dann wurde auch das Klostergebäude dem Paulinerorden übergeben, welcher bereits 1972 die Pfarrei übernommen hatte. Damit sind heute sowohl Kirche als auch Kloster wieder im Besitz des Paulinerordens. Der im 19. Jahrhundert selbständige Ort Wiese-Pauliner wurde allerdings zu Mochau eingemeindet, so dass er heute – trotz Vorhandensein einer Deutschen Minderheit in der Pfarrgemeinde – nicht zweisprachig ausgeschildert ist. Wie bereits in der frühen Neuzeit besteht die Bevölkerung der Gemeinde zum ganz überwiegenden Teil aus einheimischen Oberschlesiern, die Pfarrer und anderen Mönche sind hingegen zumeist Polen.
Sehenswürdigkeiten

Kirchturm aus dem 17. Jahrhundert.


Ansicht von Klostergebäude (l.) und Kirche (r.) von der Hotzenplotz aus.




Vortrag:
"Das Pauliner Eremitenkloster Wiese in Oberschlesien - Anekdoten und Geschichten"
Prof. Dr. Dr. Ralph Wrobel
(Online-Jahrestagung der
Stiftung Kulturwerk Schlesien
vom 4. bis 6. Juni 2021)
In der Umgebung
Pfarrkirche in Deutsch Müllmen (Wierzch) mit altem Madonnenbild
In direkter Nachbarschaft zum Kloster Wiese befindet sich im Westen das Dorf Deutsch Müllmen mit seiner imposanten Pfarrkirche. Das Dorf wurde bereits im Jahre 1217 erstmalig urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert verlegte die protestantische Adelsfamilie von Strzela ihren Sitz vom benachbarten Polnisch Müllmen hierhin und erbaute eine neue Kirche. Nach der grundlegenden Erneuerung dieser Kirche am Ende des 19. Jahrhunderts hat sich von der alten Kirche allerdings nur noch der Turm erhalten.
Turm der Deutsch Müllmener Pfarrkirche aus dem 16. Jahrhundert.
Als im Jahre 1810 die Klöster im preußischen Schlesien säkularisiert wurden, wurde auch das Paulinerkloster in Wiese aufgelöst. Die Kunstgegenstände sowie die Bibliothek aus dem Kloster wurden verbracht. Lediglich die Kopie des Gnadenbildes der Schwarzen Madonna von Tschenstochau konnte in der Kirche von Deutsch Müllmen verbleiben. Es ist vermutlich die älteste Kopie der Tschenstochauer Madonna und stammt aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert.
Seitenaltar mit Kopie der Muttergottes von Tschenstochau.