Groß Stein

Groß Stein (Kamień Śląski)

Geschichte

Schloss Groß Stein im 19. Jahrhundert (nach Duncker, Postkarte)

Der Ort Groß Stein in der Nähe des Annaberges soll bereits im 12. Jahrhundert Sitz der Adelsfamilie Odrowąż gewesen sein. Aber erst 1288 wird ein Ritter Thomas von Camen urkundlich erwähnt. 1335 erscheint dann die Pfarrei „villa Lapidis“ in den Quellen. Der Familie Odrowąż entstammte vermutlich auch der 1594 heiliggesprochene Hyazinth, der der mündlichen Überlieferung nach aus Groß Stein stammt. Auch sein Bruder, der selige Ceslaus, sowie eine weitere Verwandte, die selige Bronisława, sollen nach alten Überlieferungen hier geboren worden sein. Alle drei werden von der oberschlesischen Bevölkerung bis heute besonders verehrt. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit waren die Groß Steiner Güter vermutlich im Besitz des Zisterzienserklosters Himmelwitz, denn im Jahre 1617 verkaufte sie Abt Günter, um Mittel für den Wiederaufbau des zuvor abgebrannten Klosters zu erhalten. Im Jahre 1660 erwarb dann Balcar (Balthasar) von Larisch das Schloss und die dazugehörigen Güter.

Das Schloss geht vermutlich auf einen Bau des 17. oder 18. Jahrhunderts zurück. Bereits im Jahre 1701 ist von der damaligen Schlossbesitzerin Magdalena von Larisch das angebliche Geburtszimmer des hl. Hyazinth im alten Schlossturm zur Schlosskapelle umgewandelt worden. Dadurch entwickelte sich das Schloss zum Wallfahrtsort. Im Jahre 1809 kam die Herrschaft Groß Stein durch Erbgang in den Besitz der Familie von Strachwitz, die hier bis 1945 ihren Wohnsitz hatte. Als Erinnerung an den hl. Hyazinth erhielt der älteste Sohn des Besitzers seitdem immer diesen Vornamen.

Vor dem deutschen Überfall auf Polen 1939 wurde der bis dahin private Flugplatz der Familie von Strachwitz zum Einsatzflughafen der deutschen Luftwaffe. Das Schloss wurde zu einem Lazarett. Nach der Eroberung durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 wurde es bis 1971 zum Sitz einer sowjetischen Kommandantur mit Lazarett und Militärflughafen. Die Hyazinth-Kapelle mit dem reich verzierten Altarbild wurde zerstört. Aufgrund ihrer Zweisprachigkeit konnte die örtliche Bevölkerung in ihrer Heimat verbleiben. Das Schloss wurde beim Abzug der Russen in Brand gesetzt und verfiel zunehmend.

Nach der politischen Wende Ende der 1980er Jahre wurde die Schlossruine 1990 an die Diözese Oppeln übergeben. Unter der Leitung von Bischof Alfons Nossol wurde das Schloss zum vierhundertsten Jubiläum der Heiligsprechung Hyazinths am 14. August 1994 restauriert und die erneuerte Wallfahrtsstätte feierlich eingeweiht. Heute dient das Schloss aber nicht nur als Wallfahrtsort, sondern auch als Kongress und Tagungszentrum. Seit 2005 entstand neben dem Schloss zudem das Kneipp-Sanatorium „Sebastianeum Silesiacum“. Seit seinem Rücktritt als Oppelner Bischof lebt auch Alfons Nossol im Schloss.

Prof. Dr. Alfons Nossol mit Reisegruppe im  Schloss Groß Stein 2012


Sehenswürdigkeiten

Schloss Groß Stein

Die Seite zum Park mit der Hyazinth-Kapelle.

 Das Schloss wurde im 17. oder 18. Jahrhundert unter Einbeziehung älterer Bauteile ausgebaut. Der Komplex wurde um 1779 vom damaligen Besitzer Ludwig Hyazinth von Larisch umgebaut und in den Jahren 1858 und 1889 erneut renoviert. Das dreigeschossige Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss, in den der ehemalige Wehrturm im Südwesten einbezogen ist. Das Hauptgebäude hat ein Mansardwalmdach, der Turm ein Glockendach und Zwiebelhaube. Das winkelförmige Nebengebäude ist jüngeren Ursprungs.

Die Hauptfassade ist durch einen flachen Mittelrisalit mit Pilastern und Altan charakterisiert. Darüber befindet sich das Datum 1779 und das Wappen der Freiherren von Larisch.

Wappenkartusche im Giebel.

Hyazinth-Kapelle


Die Hyazinth-Kapelle ist von außen über eine zweiläufige Treppe erreichbar und hat eine Außenkanzel. In den Jahren 1992 bis 1994 wurde die zuvor zerstörte Kapelle komplett rekonstruiert. Der hier vorhandene Rokokoaltar stammt aus der Schlosskapelle in Grunau.

Hyazinth-Kapelle.



Rokoko-Altar aus Grunau.


Pfarrkirche zum Hl. Hyazinth

Die Pfarrkirche von Groß Stein wird in einem Zehntregister des Jahres 1335 erstmalig urkundlich belegt, wird aber wohl schon aus dem 13. Jahrhundert stammen. Der ursprüngliche Patron soll der hl. Urban gewesen sein, seit 1723 wird hingegen der hl. Hyazinth genannt. Die hölzerne Kirche brannte wohl schon vor dem Dreißigjährigen Krieg ab, denn zwischen 1603 und 1632 soll die barocke Pfarrkirche errichtet worden sein. Der Hauptaltar enthält ein Bild des hl. Hyazinth.

Die Pfarrkirche hinterm Dorfteich.


Hauptaltar.


Anreise


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