Grundsätzlich ist die oberschlesische Küche typisch für Mitteleuropa. Sie verbindet mitteldeutsche, böhmische und polnische Elemente. Deshalb kann sie als deftig gelten. Fleischgerichte überwiegen, Kartoffeln sind integraler Bestandteil eines Hauptgerichtes, das i.d.R. von einer Vorsuppe und häufig auch von einem Dessert begleitet wird.
Nudelsuppe
Der Klassiker der Vorsuppen: eine deftige und würzige Brühe mit feinen Nudeln und etwas Beilage. Die oberschlesische Hausfrau macht diese Nudeln noch heute selber, entweder ganz per Hand oder mit einer Maschine. Wichtig ist, dass die Nudeln dünn sind. Erst dann schmeckt die Suppe wirklich gut. Nudelsuppen dieser Art findet man auch in Deutschland.
Żurek (Sauerteigsuppe)
Eine deftige Suppe auf Sauerteigbasis, verfeinert mit Kochwurstscheiben und einem halben gekochten Ei. Dazu kann Kartoffelbrei serviert werden. Die edle Version gibt es in einem ausgehölten Brotlaib. Als „Żur Staropolski“ ist diese Suppe auch im Rest Polens bekannt, in Oberschlesien wird sie traditionell v.a. auf der rechten Oderseite gegessen.
Flacki (Kaldaunen, Kuttelsuppe)
Zubereitet werden die Flacki (auch Flaki oder Flaczki genannt) aus kleingehacktem Rindermagen (Kutteln), der mehrere Stunden lang gekocht wird. Kutteln gelten in Oberschlesien traditionell als "Armeleuteessen", waren in Polen aber bereits im 17. Jahrhundert der Szlachta bekannt. Heute bekommt man diese würzige Suppe in fast allen traditionellen Restaurants Polens.
Rindsroulade mit Klößen und Blaukraut
Die Roulade besteht aus einer dünnen Scheibe Rindfleisch, in die Zwiebel, Speck und saure Gurken eingewickelt sind. Als Beilage gibt es natürlich schlesische Klöße, die traditionell aus Kartoffelmehl hergestellt werden, „Blaukraut“ (Rotkohl) und Bratensoße. Die Roulade ist in fast ganz Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien) bekannt und beliebt.
Halbe Ente mit Klößen und Roter Beete
Eine halbe gebratene Ente ist sicherlich ein internationaler Klassiker, in Schlesien hat sie aber wie wohl in ganz Polen eine besondere Bedeutung. Als Beilage gibt es natürlich schlesische Klöße. Dazu kann man Rotkohl oder Rote Beete Salat servieren.
Kassler mit Sauerkraut und Buchteln
Das gepökelte und leicht geräucherte Schweinefleisch wird in ganz Deutschland gerne mit Sauerkraut gegessen. In Oberschlesien serviert man es – nach böhmischer Art – mit Buchteln (Hefeklößen) und Bratensoße.
Kartoffelsalat
Der „oberschlesische Kartoffelsalat“ ist eigentlich nur eine Variante des ost- und ostmitteleuropäischen Salates. Im Gegensatz zu Westeuropa werden die Kartoffeln in kleine Würfel geschnitten, mit Erbsen, Möhren und kleingehackten Eiern gemischt sowie mit Mayonnaise verfeinert. Diesen Kartoffelsalat findet man von der Elbe bis Kamtschatka, die beste Version aber natürlich in Oberschlesien. Hier wird er in den Hotels häufig zum Frühstücksbuffet serviert, traditionell isst man ihn auch mit Kochwurst und Senf.
Krupnioki (helle Grützwurst) mit Brot
Krupnioki (Grützwürste) sind eine aus Schlesien stammende Spezialität des 19. Jahrhunderts. Damals nahm die Haltung von Schweinen zu, bei deren Schlachtung die Innereien zusammen mit Buchweizengrütze zu einer Wurst verarbeitet wurde. Krupnioki dürfen nur auf kleiner Flamme gebraten werden, damit sie nicht platzen, dazu saure Gurken und Brot servieren. Erhältlich sind sie bei allen oberschlesischen Fleischern.
Krupnioki (dunkle Grützwurst)
Die dunklen Krupnioki enthalten zusätzlich zu den sonstigen Bestandteilen noch Schweineblut. Am besten schmecken sie aufgeschnitten und mit Zwiebeln gebraten. Dann werden sie knusprig. Man serviert sie dann mit Kartoffeln und sauren Gurken.
Krajanki
Die traditionelle „Krajanka“ ist eine insbesondere in der Oppelner Gegend bekannte Form des schlesischen Streußelkuchens. Der qadratische Kuchen wird mit Hefeteig herzestellt. Er hat eine braun-goldene Farbe und wird mit drei Füllungen angeboten: Mohn-, Käse- oder Apfel. Darauf kommen dicke Streuseln und Puderzucker. Krajanki kann man v.a. zum Wochenende hin in allen Bäckereien des Oppelner Landes kaufen.
Buchty (Buchteln) mit Kompott
Buchty (dt. Buchteln) sind Hefeklöße, die aus der böhmischen Küche stammen, sich aber bis nach Süddeutschland, Österreich und Schlesien verbreitet haben. Die schlesischen Buchteln werden traditionell mit Heidelbeer- oder Brombeerkompott gegessen. Ein typisches Freitagsgericht in der Oppelner Gegend.
Makówki (Mohnklöße)
Das wichtigste Weihnachtsessen der Oberschlesier, Makówki, wird traditionell am Tag vor Weihnachten aus Mohn, alten Brötchen, Milch und einigen weiteren geheimen Zutaten zubereitet. Serviert wird es dann am Heiligen Abend als Nachtisch. Dementsprechend bekommt man Makówki in keinem Restaurant. Man muss dafür den Weihnachtsabend in einer oberschlesischen Familie verbringen. Auch an den anderen Tagen des Jahres gibt es dieses Gericht nicht - es ist also eine ganz besondere Speise!
Tyskie (Gronie)
Eines der bekanntesten polnischen Biere weltweit. Ursprünglich stammt es aus der fürstlichen Brauerei in Tichau (Tychy) im Besitz der Fürsten von Hochberg-Pless. Heute gehört die Tyskie-Brauerei zum japanischen Asahi-Konzern. Tyskie Gronie wird auch in Posen gebraut und weltweit vertrieben. Seine Wurzeln hat das Lagerbier im Pilsener Stil aber in Oberschlesien.
Tichauer (Lager, Dark)
Das qualitativ sehr hochwertige Tichauer Bier kommt ursprünglich aus der Stadtbrauerei von Tichau (Tichy), diese wurde jedoch bereits Ende des 20. Jahrhunderts endgültig geschlossen. Geblieben ist nur die Marke, die in verschiedenen oberschlesischen Gasthäusern ausgeschenkt wird. Gebraut wird das Bier in der Tschechischen Republik.
Raciborskie (Ratiborer)
Die letzte regionale oberschlesische Brauerei befindet sich im Schloss von Ratibor. Hier werden verschiedene Sorten wie Pils oder Mocne (Stark) gebraut. Das Ratiborer Bier ist sehr süffig, schmeckt aber nicht unbedingt jedem. Man bekommt es v.a. im südlichen Oberschlesien in Gaststätten und Supermärkten.
Cieszyńskie (Teschener)
Die Brauerei in Teschen (Cieszyn) wurde im Jahre 1846/47 von Erzherzog Karl von Österreich-Teschen als Erzherzögliche Schlossbrauerei Teschen auf dem Burgberg gegründet und von seinem Sohn, Erzherzog Albrecht, ausgebaut. Sie wurde im 20. Jahrhundert verstaatlicht und nach 1989 wieder privatisiert. Im Jahre 1998 kam die Brauerei an die „Grupa Żywiec“, einem Tochterunternehmen von Heineken. Das Bier der Brauerei - u.a. Lager, Weizen, u.v.a.m. - ist v.a. lokal erhältlich.