Zuckmantel

Zuckmantel (Zlaté Hory)

Geschichte

Im Mittelalter bildete der Waldstreifen südöstlich von Neisse bis nach Norden über die Oder hin die sog. Przeseka, den Grenzwald zwischen Nieder- und Oberschlesien. Als Herzog Heinrich der Bärtige dem Breslauer Bischof im Jahre 1201 die landesherrlichen Rechte in der Ottmachauer Kastellanei schenkte, begann hier ein Wettlauf dreier Landesherren um den Besitz dieses Waldes. Von Nordwesten ließ der Breslauer Bischof Siedlungen in den Wald legen, vom Osten die Herzöge von Oppeln und von Süden die böhmischen Könige. Bereits vor 1222 muss hier der Breslauer Bischof eine Goldbergbausiedlung angelegt haben, denn in diesem Jahr entriss der Markgraf von Mähren Wladislaus Heinrich, der Bruder des böhmischen Königs Ottokar Przemisl, dem Bischof die dortigen Gruben. Im Jahre 1263 wird „Cucmantel“ erstmalig urkundlich erwähnt. Nach Jahrzehnten des Streites, übergab dann 1281 Herzog Nikolaus von Troppau die steinerne Burg Edelstein mit dem „suburbium Zukemantel“ dem Breslauer Bischof als freies Eigentum. Vermutlich leitet sich der Name vom lateinischen „sub monte“ (unter dem Berg) ab und weist auf die Lage unter der Burg Edelstein hin. Deutsche Bergleute legten die Stadt im 13. Jahrhundert in Schachbrettform an einer zum Ring verbreiterten Landstraße an. Im Jahre 1306 erhielt sie „Gerechtsame“, also das Magdeburger Stadtrecht.

Im 14. Jahrhundert befand sich Zuckmantel wieder im Besitz der Herzöge von Troppau, denn im Jahre 1339 überließ Herzog Nikolaus dem böhmischen König das Patronatsrecht über die dortige Kirche. In den Hussitenkriegen wurde die Burg Edelstein von denselben zerstört und ausgebrannt. Zur Herrschaftszeit Georg von Podiebrads in Böhmen kam Zuckmantel mit der Burg Edelstein dann endgültig zum Neisser Bistumsland. Unter deren Herrschaft kam auch der Goldbergbau in Zuckmantel zu neuer Blüte. Unter Bischof Jakob von Salza wurde 1506 eine neue Bergordnung erlassen und in der Mitte des 16. Jahrhunderts der „Drei Heilige Könige-Erbschacht“ angelegt, in dem in den folgenden Jahrzehnten viel Gold gefunden wurde. Mit dem Ende des Jahrhunderts starb dieser Gewerbezweig jedoch in Zuckmantel aus.

Zuckmantel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Postkarte)

Im Ersten Schlesischen Krieg hatte die Stadt zu leiden. Im Jahre 1741 wurde Zuckmantel bei einem Überfall preußischer Truppen geplündert. Über 300 Häuser wurden zudem abgebrannt. Nach dem Ende des Krieges wurde Zuckmantel 1742 zur Grenzstadt zwischen Preußen und der Habsburger-Monarchie, denn mit dem restlichen Südteil des Neisser Bistumslandes wurde die Stadt Bestandteil von „Österreichisch-Schlesien“. Im Jahre 1847 wurde in Zuckmantel ein Kurbetrieb errichtet.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Zuckmantel ein Bestandteil der Tschechoslowakei. Durch das Münchener Abkommen von 1938 wurde der Ort als Teil des „Sudetenlandes“ an Deutschland abgetreten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Bevölkerung der Stadt vertrieben. Die tschechoslowakische Regierung siedelte in Zuckmantel, das seit 1948 in „Zlaté Hory“ (tschechisch für „Goldene Berge“) umbenannt wurde, Slowaken aus Rumänien und 1949/50 politische Flüchtlinge aus Griechenland an. Von diesen zeugen noch bis heute zahlreiche Grabsteine auf dem Friedhof.

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Erste urkindliche Hinweise auf die Pfarrkirche in Zuckmantel stammen aus dem Jahre 1339. Gemäß einem Visitationsbericht von 1580 war sie dem hl. Valentin geweiht. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche zur Wehrkirche ausgebaut, um die Stadt Zuckmantel nach der Zerstörung der Burg Edelstein besser verteidigen zu können.

Im Jahre 1699 brannte die Kirche vollständig ab. Danach wurde sie in barocker Form wiederaufgebaut. Im Jahre 1708 wurde der Bau vollendet. Die Sakristei und der Turm haben noch gotische Elemente beibehalten. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche weiter ausgebaut. Im Jahre 1900 wurde sie mit Wandmalereien von Franz Templer und Emil Brendel aus Zuckmantel versehen. Eine letzte Renovierung fand in den 1970er Jahren statt.

Heute beeindruckt die Kirche durch ihre Lage am Bergabhang sowie die zahlreichen gut renovierten deutschsprachigen Gedenktafeln. Hinter der Kirche liegt der Friedhof, auf dem noch zahlreiche alte Gräber vorhanden sind. Interessant sind zudem die Gräber der griechischen Einwanderer von 1949/50.

Die Pfarrkirche vom Friedhof aus.

Bürgerliches Epitaph von 1649.

 Grabtafeln der Familie Munzberg von 1843/45.

Erinnerungstafel an die Renovierung von 1937.

Das Innere der Kirche Mariä Himmelfahrt.

Rathaus und St. Joseph-Säule

Das Rathaus von Zuckmantel wurde im Jahre 1560 im Renaissancestil erbaut. Ursprünglich hatte es einen Hochrenaissance-Turm mit barocker Zwiebelkuppe. Nach einem Blitzschlag im Jahre 1692 sowie weiteren Bränden musste der Turm jedoch im Jahre 1821 abgerissen werden. Stattdessen entstand ein kleiner spätklassizistischer Turm. Neben dem Rathaus steht eine St. Josephs-Säule aus dem Jahre 1731.

St. Joseph-Säule.

 Rathaus von 1560.

Museen


Stadtmuseum (Městské muzeum)

Das Museum in einem sehr schönen Altbau – dem ehemaligen Postgebäude – enthält eine Ausstellung zum Goldbergbau in der Region und zur Stadtgeschichte. Ergänzt wird dies durch Informationen zu den Hexenprozessen im 17. Jahrhundert.

Öffnungszeiten:
Sonntag / Montag    Geschlossen
Dienstag – Freitag    09:00–12:00, 13:00–16:00
Samstag                             09:00–13:00

Weitere Informationen finden Sie (in tschechischer Sprache) online unter:

Městské muzeum

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Das Gebäude des Stadtmuseums.


Freilichtmuseum des Golderzbergbaus (Zlatokopecký skanzen)

Blockhütten mit Stampe ...                                                      
Im „Tal der verlorenen Stollen“ südwestlich der Stadt am Flüsschen Elsnitz (Olešnice) wurde jahrhundertelang Gold abgebaut. Hier wird seit einiger Zeit ein mittelalterliches Bergmannstädtchen nachgebaut. Zwei Blockhütten mit einer Stampe zum Zerkleinern von Erz, eine Golderzmühle und eine Schmiede sind bereits in Betrieb.

Öffnungszeiten
Dienstag – Samstag     10:00 – 16:00

Weitere Informationen finden Sie (in tschechischer Sprache) online unter:

Zlatokopecký skanzen

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    ... und Golderzmühle.

In der Umgebung

Wallfahrtsstätte Maria Hilf

Der Wallfahrtsort Maria Hilf geht auf eine Legende aus dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Als die Frau des örtlichen Fleischers Anna Tannheiser vor den heranrückenden Schweden floh, gebar sie nach einem inständigen Gebet in den Bergen bei der Stadt einen gesunden Jungen. Dieser wurde Ratsherr von Zuckmantel. Seine Tochter erfüllte den letzten Willen ihrer Großmutter und ließ ein Bild der Muttergottes von dem Maler Simon Schwarz anfertigen und in der Waldeinsamkeit an einer Tanne anbringen. Seit 1718 wurde daraus ein Ziel für erste Wallfahrer. Im Verlauf von 10 Jahren wurde hier eine Kapelle errichtet. Das ursprüngliche Bild befindet sich seit langem in der Pfarrkirche von Zuckmantel. In der Wallfahrtskapelle ist jetzt eine 1729 angefertigte Kopie der „Passauer Madonna mit Kind“.

Nachdem die Kapelle im Rahmen der josephinischen Reformen nach 1785 abgerissen wurde, konnte zwischen 1834 und 1841 dank der Spendenfreudigkeit der örtlichen Bevölkerung an deren Stelle eine Wallfahrtskirche errichtet werden. Viele Wallfahrer kamen bis 1945 auch aus dem benachbarten – preußischen – Neustadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Wallfahrtskirche von den tschechoslowakischen Behörden zunächst dem Verfall preisgegeben und dann 1973 endgültig abgerissen. Erst nach der politischen Wende von 1989 konnte der Wallfahrtsort wiederaufgebaut werden. Er wurde zu einem Zentrum des Kultes der Jungfrau Maria als Patronin der werdenden Mütter und Beschützerin des ungeborenen Lebens. Am 23. September 1995 konnte die neue Wallfahrtskirche eingeweiht werden.

Maria Hilf um 1900 (Postkarte)...

... und der Neubau aus den 1990er Jahren.
Der moderne Altar in Maria Hilf...

Weitere Informationen zum Wallfahrtsort (in tschechischer, polnischer und deutscher Sprache) finden Sie online unter:

Wallfahrtskirche Maria Hilf

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... mit der Passauer Madonna.

Anreise

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