Lublinitz

Lublinitz (Lubliniec)

Geschichte

Ursprünglich soll an der Stelle der heutigen Stadt Lublinitz ein Jagdschloss der Oppelner Herzöge gestanden haben. Die Stadtgründung wird für die Herrschaftszeit Herzog Boleslaus I. von Oppeln (1281 – 1313) angenommen. Die neue Stadt an der Handelsstraße Breslau – Kreuzburg – Krakau wurde mit Ring und schachbrettartigem Straßenbild angelegt. Im Jahre 1310 wird sie als Weichbildmittelpunkt und Zollstätte auch urkundlich genannt.

Herzog Johann von Oppeln verlieh der Stadt Lublinitz im Jahr 1500 neue Privilegien, u.a. das Jahrmarktrecht. Dafür hatten die Lublinitzer Bürger jährlich zur Besorgung von Waren für den Herzog einen Wagen nach Mähren und nach Preußen zu schicken. Das zeigt, wie bedeutend die Handelsbeziehungen der Stadt damals waren. Der Herzog stiftete der Stadt 1505 auch ein Hospital. Im 16. und 17. Jahrhundert erhielten mehrere Zünfte der Stadt eigene Zunftordnungen. Um 1535 hatte Lublinitz 89 Häuser. Seit dem 16. Jahrhundert sank der Ort jedoch zu einem Ackerbürgerstädchen herab. Der Fernhandel schlug andere Wege ein. Durch das Aussterben der Piasten kam Lublinitz zudem in adeligen Besitz. Eine Pest im Jahre 1607, der Dreißigjährige Krieg und ein Brand 1650 beschleunigten diese Entwicklung noch.

Seit den 1580er Jahren war Lublinitz im Besitz der Familie von Kochtschütz (Kochcicki), welche den Bau der von 1530 bis 1628 evangelischen, dann katholischen Pfarrkirche St. Nikolai stiftete. Wegen ihrer Parteinahme für den böhmischen Gegenkönig Friedrich von der Pfalz verloren sie jedoch ihre Besitzungen. So wurde Lublinitz im 16. Jahrhundert zu einem bescheidenen Zentrum des Protestantismus im überwiegend katholischen Oberschlesien. Nur kurze Zeit später ging die Herrschaft Lublinitz in den Besitz der Familie Cellari über, welche hier bis 1722 ansässig waren. Nach mehrfachem Wechsel der Grundherren erwarb dann in den 1780er Jahren Franz Karl von Grottowski (1733 – 1814) die Herrschaft. Aufgrund des Eisenhüttenwesens um Lublinitz konnte er ein erhebliches Vermögen erwerben. Er starb jedoch kinderlos, so dass nach dem Tod seiner Witwe die Grafen Renard auf Groß-Strehlitz die Besitzungen erwarben.

Der Lublinitzer Ring vor dem Ersten Weltkrieg (Postkarte)

Im 18. Jahrhundert wurde Lublinitz Kreisstadt. Im Jahre 1776 erhielt diese ein ca. 1300 ha großes Waldgebiet, wodurch die Bewohner mit dem nötigen Holz versorgt werden konnten. Zu einer wirtschaftlichen Belebung in Lublinitz kam es jedoch erst im 19. Jahrhundert durch den Bau der Eisenbahnen von Breslau nach Tarnowitz und von Oppeln nach Tschenstochau. Es entstand hier zudem eine Kammgarnspinnerei sowie eine Landmaschinenfabrik.

Bis ins 19. Jahrhundert war die Stadt Lublinitz mehrheitlich polnischsprachig, erst um 1900 gab es im Bürgertum ein deutsches Übergewicht. Bei der Volksabstimmung im Jahre 1921 gab es in der Stadt eine leichte Mehrheit für den Verbleib bei Deutschland. Da das ländliche Umfeld jedoch mehrheitlich für Polen gestimmt hatte, wurde etwa zwei Drittel des Kreises Lublinitz an Polen abgetreten. Lublinitz wurde offiziell in „Lubliniec“ umbenannt. Viele deutschsprachige Bürger verließen daraufhin die Stadt. Nach der Besetzung Polens durch Deutschland 1939 wurde der Kreis Lublinitz wiedervereinigt. 1941 wurde die Stadt in „Loben“ umbenannt, nach 1945 erhielt sie wieder ihren polnischen Namen. Heute ist Lubliniec wegen der großen Waldgebiete in der Umgebung ein beliebtes Ausflugsziel.

Sehenswürdigkeiten

"Altes Schloss" - heute Hotel Zamek Lubliniec

Das Schlosshotel vom Park aus.

Das Lublinitzer „Alte Schloss“ am Stadtrand wurde vermutlich Ende des 13. Jahrhunderts durch Herzog Boleslaus von Oppeln errichtet. Urkundlich erscheint es erstmalig im Jahre 1397. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert residierten hier die Familie von Kochtschütz und die Grafen Cellari. Der gegenwärtige Bau stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Der barocke Rechteckbau ist zweigeschossig und von einem Mansardendach gedeckt. Im Jahre 1893 wurde das „Alte Schloss“ zunächst Armenkrankenhaus, kurze Zeit später Teil einer Nervenheilanstalt.

Seit 2010 befindet sich im schön renovierten Schlossgebäude ein Hotel mit Restaurant. Weitere Informationen unter:

Hotel Zamek Lubliniec
.....................

Schlossgiebel mit polnischem Adler.


Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus


 Turm der Pfarrkirche hinter den Ringhäusern.



Die Lublinitzer Pfarrkirche wird erstmalig im Jahre 1335 urkundlich erwähnt. Zwischen 1576 und 1590 wurde sie neu errichtet und unter Verwendung älterer Teile Mitte des 17. Jahrhunderts umgestaltet.

Heute stellt sie sich als einfache Saalkirche ohne besondere Stilmerkmale dar. Unter dem östlichen quadratischen Turm mit der Kochtschütz-Kapelle befindet sich die Grabkrypta dieser Familie. Die Kanzel aus dem 17. Jahrhundert ist mit Figuren Christi sowie der Evangelisten geschmückt. An die Kirche ist eine barocke Kapelle zu Ehren des hl. Karl Borromäus angebaut. Diese ist eine Stiftung der Grafen Cellari aus dem Jahr 1648.

Innenraum der Pfarrkirche

Museen

Muzeum Pro Memoria Edith Stein

Im ehemaligen Wohnhaus der Großeltern von Edith Stein wurde im Jahre 2009 ein Museum zur Erinnerung an die im KZ Auschwitz-Birkenau ermordete, jüdisch-stämmige Nonne errichtet. Das Museum zeigt das Leben Edith Steins mit vielen Zeitdokumenten und stellt dieses im großen geschichtlichem Zusammenhang dar.

Öffnungszeiten:
Montag                          08:00–16:00
Dienstag                          10:00–18:00
Mittwoch                        08:00–16:00
Donnerstag                   10:00–18:00
Freitag / Samstag     geschlossen
Sonntag                            09:00–17:00

Weitere Informationen finden Sie (nur in polnischer Sprache) hier:

Muzeum Pro Memoria Edith Stein
.......................

Eingang zum Museum in einer Seitengasse.

Edith Stein
(Teresia Benedicta a Cruce, OCD)
(* 12. Oktober 1891,Breslau, † 9. August 1942, KZ Auschwitz-Birkenau)

Edith Stein wurde als jüngstes Kind in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Breslau geboren, wo sie auch das Gymnasium erfolgreich absolvierte. An der Universität Breslau begann sie danach Lehramtsstudium, wobei sie die Fächer Psychologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik belegte. Im Jahre 1916 promovierte sie mit dem Thema „Zum Problem der Einfühlung“ im Fach Philosophie. Als Frau wurde sie jedoch nicht zur Habilitation zugelassen. Parallel besuchte sie häufig ihre Großeltern, die Familie Courant, in Lublinitz.

Im Jahr 1922 konvertierte Edith Stein zum katholischen Glauben. Daraufhin arbeitete sie als Lehrerin in Speyer. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland musste sie diese Stelle aufgeben. Stattdessen trat sie mit 42 Jahren in den Karmeliterinnenorden in Köln ein, wo sie den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce annahm. 1938 siedelte sie in die Niederlande über, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Dort wurde sie jedoch 1942 von der Gestapo verhaften und nach Ausschwitz deportiert, wo sie im August im Lager Birkenau ermordet wurde. Im Jahre 1998 wurde sie in Rom vom Papst heiliggesprochen, 2008 zur Stadtpatronin von Lublinitz erklärt.

Das Haus der Familie Courant...

...mit Gedenktafeln für Edith Stein

Anreise

Share by: