Gleiwitz

Gleiwitz (Gliwice)

Geschichte

Bereits vor dem Jahr 1276 wurde die „civitas Gliwiz“ (Stadt Gleiwitz) am linken Ufer der Klodnitz neben einer altslawischen Siedlung von Herzog Wladislaus I. von Oppeln nach deutschem Recht gegründet. Die Altstadt von Gleiwitz stellt sich deshalb bis heute mit regelmäßigem Gitterstraßennetz und quadratischem Ring dar. Ende des 13. Jahrhunderts entstand hier die Pfarrkirche Allerheiligen, die indirekt 1279 bereits erwähnt wird. Auf dem Ring steht das 1534 erstmalig belegte und 1784 zur heutigen Gestalt umgebaute Rathaus, neben dem 1794 der Brunnen mit dem „Gabeljürge“ aufgerichtet wurde. Die Stadt Gleiwitz gehörte im Mittelalter zu verschiedenen piastischen Teilfürstentümern, zunächst zu Beuthen-Cosel. Auf Umwegen kamen Stadt und Herrschaft Gleiwitz 1492 wieder an Herzog Johann den Guten von Oppeln. Nach dessen Tod verpfändete Kaiser Ferdinand I. die Stadt und Herrschaft Gleiwitz 1558 an Friedrich von Zettritz. 1596 gelang es der Stadt aber beides von Kaiser Rudolf II. zu kaufen und so Immediatsstadt und Herrschaftsinhaberin zu werden. Trotz einer eher abgelegenen Lage und unbedeutendem Handel (v.a. nur Hopfen) verfügte die kleine Stadt wohl über einen gewissen Wohlstand.

Zum Beginn der Neuzeit war Gleiwitz zweisprachig – polnisch und deutsch. Über den Einzug der Reformation ist leider kaum etwas bekannt. Durch diverse Feuersbrünste wie auch durch Besatzungen im Dreißigjährigen Krieg litt die Stadt stark. So mussten 1730 z.B. mehrere Dörfer der Herrschaft Gleiwitz verkauft werden, um die Schulden der Stadt zu decken. Ein steiler Aufstieg setzte dann mit der Gründung der Königlichen Eisenhütte 1796 östlich der Stadt mit dem ersten Kokshochofen des europäischen Festlandes ein. Dieser wurde vom preußischen Berghauptmann Graf Friedrich Wilhelm von Reden (1752 – 1815) veranlasst. Zur Hütte gehörte neben einer Kanonen- und Munitionsgießerei auch eine Kunstgießerei, in der 1813 die ersten Eisernen Kreuze für die Kämpfer im Befreiungskrieg gegen Napoleon gegossen wurden. Der 1812 fertiggestellte Klodnitzkanal schloss die Stadt und das sie umgebende Industriegebiet an den Rest des Königreiches an. Diese Verbindung wurde durch die Oberschlesische Eisenbahn 1845 noch verbessert.

Gleiwitz im Prospekt nach F. B. Werner um 1750.

Im 19. Jahrhundert nahm Gleiwitz viele Versorgungseinrichtungen des oberschlesischen Industriegebietes auf. In dieser Zeit veränderte sich auch das Verhältnis der Sprachen zugunsten des Deutschen.

Bei der Volksabstimmung 1921 stimmten 78,9% der Stimmberechtigten für einen Verbleib bei Deutschland. Durch die Teilung des Industriegebietes 1922 wurde die Bedeutung von Gleiwitz erhöht. Hatte sie vorher am Westrand desselben gelegen, bildete sie jetzt das Zentrum des bei Deutschland verbliebenen Industriegebietes. Verschiedene Unternehmen, Industrieverbände und Behörden verlegten ihren Sitz nach Gleiwitz. Seit 1925 hatte Gleiwitz einen Flughafen und einen Rundfunksender. Dieser spielte dann 1939 durch die sog. „poln. Provokation“ eine unrühmliche Rolle beim Beginn des Zweiten Weltkrieges. Nach Ende des Weltkrieges wurden die deutschsprachigen Bürger der Stadt vertrieben. Die Stadt wurde in Gliwice umbenannt. Seit 1992 ist Gleiwitz Sitz eines Bistums (poln. Diecezja Gliwickiej), seit 1999 gehört sie zur Wojewodschaft Schlesien. Bis heute verfügt die Stadt über ein gut erhaltenes Stadtbild innerhalb der alten Stadtmauern.

Sehenswürdigkeiten

Rathaus und Ring

Der Stadtrundgang beginnt am Ring. Das Gleiwitzer Rathaus liegt in der Mitte desselben und wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Nach zahlreichen Bränden im 17. Und 18. Jahrhundert sowie 1842 wurde es im 20. Jahrhundert mehrfach renoviert. Das dreigeschossige Gebäude hat ein Schopfwalmdach und einen quadratischen Uhrturm mit durchbrochenem Spitzhelm. An der Südwand befindet sich eine Marienfigur aus dem 18. Jahrhundert. Vor der Westseite des Rathauses befindet sich die Kopie einer Neptunfigur aus dem Jahre 1794 von Johann Nitsche. Die Bürgerhäuser am Ring stammen aus dem Mittelalter und haben z.T. noch gotische Keller. Die meisten von ihnen wurden aber in den 1950er Jahren in vereinfachten historisierenden (neobarocken) Formen wiederaufgebaut. Am Ring von Gleiwitz befinden sich heute mehrere Cafés und Restaurants.

Das Rathaus durch die Arkaden gesehen.



Neptunfigur und Wasserbrunnen.

Häuser am Ring.


Kath. Pfarrkirche Allerheiligen

Nordwestliches des Ringes, fast an der historischen Stadtmauer, liegt die alte Pfarrkirche von Gleiwitz. Die gotische Backstein-Hallenkirche wurde um das Jahr 1300 bereits mehrfach urkundlich erwähnt. Das dreischiffige Langhaus stammt aus dem 15. Jahrhundert, der Turm aus der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Ein grundlegender Umbau fand zwischen 1930 und 1933 statt. Die Kirche ist barock ausgestattet.

Der Hauptaltar stammt z.B. aus dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts. Die Kanzel ist im Rokokostil. Die Kirche verfügt über eine Sakristei, eine Schatzkammer und eine Marienkapelle mit spätgotischen Fresken aus der Zeit um 1470.

Gesamtansicht der Kirche.

Orgelempore mit deutschen Inschriften.



Das Kircheninnere.


Wilhemstraße (heute ul. Zwycięstwa)

Die ehem. Wilhelmstraße ist die Hauptgeschäftsstraße zwischen dem Bahnhof und der Innenstadt von Gleiwitz. Sie wurde Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mit modernen Gebäuden, v.a. im Stil des Historismus, erbaut. Besonders sehenswert sind der "Schlesische Hof", ein Hotel aus dem Jahre 1897 sowie der Brunnen mit tanzenden Faunen vor dem ehem. Hotel "Haus Oberschlesien" aus dem Jahre 1928. Der Sage nach stellen die drei Faune die drei Bürgermeister der Städte Gleiwitz, Hindenburg und Beuthen dar, die sich nicht über einen Zusammenschluss der Städte einigen konnten.

Brunnen mit tanzenden Faunen.



Ehem. Hotel "Schlesischer Hof".


Museen

Gleiwitzer Museum „Piastenburg“
(Muzeum Gliwickie)

Das Gleiwitzer Museum mit seinen Abteilungen für Archäologie und Stadtgeschichte befindet sich in der sog. „Piastenburg“. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Turm der Stadtmauer mit einem angrenzenden Gebäude. Zwischen 1558 und 1561 war das Gebäude Wohnsitz des Pfandbesitzers von Gleiwitz, Friedrich von Zettritz, anschließend Zeughaus, Gefängnis und Speicher.

Seit 1945 ist hier das Stadtmuseum untergebracht. In den 1950er Jahren wurde das Gebäude rekonstruiert und ohne Quellenbelege zur „Piastenburg“ erklärt. Die Ausstellung ist mehrsprachig (polnisch – deutsch – englisch) und damit auch für ausländische Besucher empfehlenswert.

Öffnungszeiten

Montag                                   geschlossen
Dienstag                                  09.00-15.00
Mittwoch                                09.00-16.00
Donnerstag / Freitag             10.00-16.00
Samstag                                   11.00-17.00
Sonntag                                   11.00-16.00

Weitere Informationen zum Gleiwitzer Museum finden Sie (nur in polnischer Sprache) hier:

Muzeum Gliwickie

Sender Gleiwitz
(Radiostacja Gliwicka)

Seit den 1920er Jahren verfügte die Stadt Gleiwitz nördlich der Altstadt über einen eigenen Rundfunksender. Dieser wurde am 31.8.1939 Ziel eines Anschlages der SS, welche sich als polnische Soldaten tarnten, um eine propagandistische Begründung für den Überfall auf Polen zu liefern. Bis heute kann hier neben dem Haus des Oberschlesischen Senders der Sendemast aus Lärchenholz besichtigt werden. Im Gebäude des Senders befindet sich ein Museum. Hier sind die alten Sendeanlagen erhalten geblieben. Im Gebäude wird ein Film zur Geschichte, insbesondere zur „Provokation“ von 1939 gezeigt (polnisch mit deutschen Untertiteln). Damit handelt es sich beim Sender Gleiwitz um ein bedeutendes Technik- und Geschichtsdenkmal.

Das Gelände des Senders.



Der hölzerne Sendeturm.

Historische technische Ausstattung.



Öffnungszeiten

Montag                            geschlossen
Di / Mi / Do / Fr   10.00-16.00
Samstag/Sonntag    11.00-16.00 Uhr (Mai – September bis 17:00)

Weitere Informationen zum Museum im Sender Gleiwitz finden Sie (nur in polnischer Sprache) hier:

Radiostacja Gliwice

 Villa Caro (Willa Caro)


Die direkt nördlich der Altstadt gelegene Villa Caro wurde zwischen 1885 und 1890 für den Besitzer der Gleiwitzer Drahtfabrik, Oskar Caro, im Neorenaissancestil erbaut. 1924 wurde das Gebäude aufgestockt, Ende des 20. Jahrhunderts wurde es renoviert. Heute enthält das Gebäude historische Innenräume, eine Gemäldesammlung (ital., niederl. und dt. Gemälde des 16. – 19. Jh.) sowie eine ethnografische Ausstellung.

Öffnungszeiten

Montag                                      geschlossen
Dienstag                                    09:00 – 15:00
Mittwoch                                 09:00 – 16:00
Donnerstag / Freitag     10:00 – 16:00
Samstag                                     11:00 – 17:00
Sonntag                                     11:00 – 16:00

Weitere Informationen zum Museum in der Villa Caro finden Sie (nur in polnischer Sprache) hier:

Villa Caro

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Haupteingang.


Gedenkstätte für die Oberschlesischen Juden

Ein weiterer Bestandteil des Museums in Gleiwitz ist die in dem ehem. Begräbnishaus der jüdischen Gemeinde untergebrachte Gedenkstätte für die Oberschlesischen Juden. Ziel des Museums ist es, "Wissen zur Geschichte der Juden in Oberschlesien und deren Beitrag zur Entwicklung der Region zu verbreiten." Das in den Jahren 1902 bis 1903 im neogotischen Stil eingeschossig errichtete Gebäude ist aus dekorativen Backsteinklinkern gebaut.

Öffnungszeiten

Dienstag–Freitag: 10.00–16.00,
Samstag: 11.00–17.00,
Sonntag: 10.00–15.00

Weitere Informationen zur Gedenkstätte finden Sie (in polnischer, englischer und deutscher Sprache) hier:

Gedenkstätte

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Decke des Hauptsaales.

Ausstellungstafel zur Geschichte der Juden in Zülz.

Alte Grabsteine ...


... auf dem Friedhof hinter der Gedenkstätte.


Anreise


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